Vermögensverwalter: So lassen sich typische Anlegerfehler vermeiden
Immer wieder sind Privatanleger von ihren Investments enttäuscht. Das liegt in der Regel aber weniger am Markt als vielmehr an einigen Anlegerfehlern, die wiederholt gemacht werden. Wer sie kennt und vermeidet, kann langfristig sehr erfolgreich Vermögensaufbau betreiben.
"Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind", lautet eine der bekannten Börsenweisheiten von Investmentlegende Warren Buffett. Aber wer schafft es schon, dann zu investieren, wenn die Aussichten gerade am düstersten sind? Deshalb kann es auch kaum verwundern, dass bei vielen Anlegern ein prozyklisches Verhalten festzustellen ist. Das heißt, sie investieren am Aktienmarkt, nachdem die Kurse bereits weit nach oben gelaufen sind. Und verkaufen dann in der anschließenden Korrektur nahe an den Tiefständen. Allerdings ist genau das einer der größten Fehler, die Anleger machen und die Christian Dagg, geschäftsführender Gesellschafter der Brilliant Vermögensverwaltung aus Düsseldorf, in einem Kommentar zusammengestellt hat.
"Sich prozyklisch zu verhalten oder Markttiming zu versuchen, also den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden, ist aber nur ein Fehler, den Anleger an der Börse machen und der immer wieder zu Frust und Enttäuschung führt", so Dagg. Dazu kommen eine ganze Reihe weiterer falscher Verhaltensweisen, die Rendite kosten. Dazu zählt beispielsweise das häufig anzutreffende Phänomen des Homebias, das bedeutet, vor allem in Aktien aus dem eigenen Land zu investieren. "Tatsächlich glauben viele Menschen, dass sie die heimischen Firmen besser kennen und ihnen eher vertrauen können", so der Experte. "Doch das ist ein Trugschluss, durch den im Portfolio die Risiken steigen und dem Anleger Renditechancen entgehen."
"Hin und her macht Taschen leer"
Das Problem der übermäßigen Heimatliebe steht exemplarisch für einen weiteren grundsätzlichen Fehler, den viele Investoren häufig begehen: die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Prognosen zu erstellen. "Ich beobachte oftmals, dass Anleger glauben, Gewinneraktien identifizieren zu können", so Dagg. "Doch gibt es viele Beispiele, die zeigen, dass das selbst Profis nicht gelingt, und deshalb führt ein solches Vorgehen in der Regel zu Verlusten." Mit anderen Worten: Der größte Feind des Anlegers ist der Anleger selbst.
Ein weiterer gerne begangener Fehler ist, zu viele Transaktionen durchzuführen. "Natürlich sind viele Anleger empfänglich für den heißen Tipp und neigen dazu, einzelne Werte schnell auszutauschen, wenn sie nicht sofort gut laufen", hat Dagg festgestellt. Das bringt jedoch erhebliche Kosten mit sich und führt nicht zu besseren Anlageergebnissen. Und schließlich werden oftmals zu teure und auch die falschen Produkte gekauft. So achten viele Anleger vorrangig auf die bisherige Wertentwicklung eines Fonds. Doch erstens ist dies, wie es so schön heißt, keine Garantie für die künftige Performance. Und zweitens sollte man sich unbedingt auch die Kosten sehr genau anschauen. "Hohe Gebühren gehen direkt zu Lasten der Rendite und das kostet langfristig sehr viel Geld", warnt der Anlageexperte.
Wichtig ist ein Plan und daran festzuhalten
Doch was können Anleger tun, um diese Fehler zu vermeiden? "Es gibt einige wichtige Grundpfeiler erfolgreichen Investierens", sagt Dagg. Dazu gehört es zunächst, einen Plan zu haben. Ein Anleger muss sich also über seine Anlageziele und seine Risikoneigung im Klaren sein und daran seine Portfolioallokation, also die Aufteilung zwischen den verschiedenen Anlageklassen, ausrichten.
Um dann zum Beispiel den Aktienanteil zu befüllen, ist es entscheidend zu verstehen, dass es nicht möglich ist, den Markt durch die Einzeltitelauswahl dauerhaft zu schlagen. "Das ist auch eine Erkenntnis, die auf den Forschungen von Nobelpreisträgern beruht", erklärt Dagg. "Aus diesem Grund verspricht es am meisten Erfolg, breit gestreut in den Markt zu investieren und das am besten mit kostengünstigen Produkten."
Die Abgründe des Markttimings
Um dabei die Gefahr des Markttimings zu umgehen und sich selbst zu disziplinieren, nicht zu bestimmten Zeitpunkten aus- und wieder einzusteigen, empfiehlt sich ein regelmäßiges Investieren, zum Beispiel über einen Sparplan, mit dem Anleger jeden Monat den gleichen Betrag investieren. "Das hat vor allem einen psychologischen Effekt, weil man in fallenden Märkten günstiger zukauft und so den Einstiegspreis insgesamt nach unten drückt", erklärt der erfahrene Anlageexperte. "Außerdem lassen sich so Emotionen, die ebenfalls zu häufigen Umschichtungen führen, ausschalten."
Die große Kunst ist es schließlich, an dem langfristigen Plan zum Vermögensaufbau in allen Marktphasen festzuhalten. Dass das nicht einfach ist, weiß auch Dagg. "Gerade in Phasen, in denen ein Anleger mit ansehen muss, wie sein Vermögen jeden Tag ein bisschen weiter schrumpft, ist das besonders schwierig", sagt er. (fp)