VV-Fonds: Taugt die Aktien-Anleihen-Mischung wieder?
Der Einbruch bei Aktien wie Anleihen im Jahre 2022 bescherte Mischfonds-Managern herbe Einbußen. Sie ringen bis heute damit, die Scharte auszuwetzen. Doch funktioniert nach der Zinswende die Mischung aus Aktien und Anleihen wieder? Strategen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Im Jahr 2022 kam es zum Jahrhundertereignis: Aktien und Anleihen gaben gleichermaßen nach. Dies riss viele Multi-Asset-Strategien tief in die roten Zahlen. Das Segment leidet bis heute unter dieser Verwerfung. Eingedenk dieser Gemengelage stellt sich die Frage, ob die klassische Mischung aus Aktien und Anleihen wieder funktioniert oder ob neue Instrumente in der Portfoliokonstruktion nötig sind. Drei Analysen beleuchten diese Frage. Die Entwicklungen bei Aktien, Anleihen und anderen Anlageklassen finden Sie auch in den Charts oben!
Hans-Jörg Naumer, Leiter globale Kapitalmärkte und thematisches Research bei Allianz Global Investors, verweist in seiner Analyse darauf, dass die Phase mit niedrigen oder gar negativen Zinsen den Investoren eine sinnvolle Streuung ihres Vermögens schier unmöglich machte. "Die expansive Geldpolitik war es, die sowohl Aktien- als auch Anleihenkurse steigen ließ", erläutert Naumer gegenüber FONDS professionell. Die einstmalige Gewissheit, dass sich Dividendentitel und Bonds gegenläufig entwickeln, war gekippt.
Anleihen wieder investierbar
Diese Konstellation erachtet Naumer inzwischen als überwunden. "Nach einer längeren Phase überwiegend negativer Renditen sind Anleihen wieder investierbar geworden", meint der Kapitalmarktstratege. Denn die Geldpolitik habe eine Kehrtwende vollzogen. "Die Korrelation der beiden Assetklassen liegt nahe null, sodass Anleihen ihre Funktion als 'Airbag' im Portfolio wieder erfüllen können."
Skeptischer betrachten die Rolle von Renten hingegen Bernd Meyer, Chefstratege der Berenberg Bank, sowie Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy & Research des Instituts. In ihrer Analyse verweisen sie auf die stetig steigende Staatsverschuldung. Daneben rechnen die beiden Berenberg-Strategen mit einer anhaltend höheren Inflation, die zudem stärkere Schwankungen aufweisen werde. Obendrauf kommt die Politik der US-Regierung unter Donald Trump. Diese erschüttert das Vertrauen in den US-Dollar.
Sachwertcharakter
Diese Gemengelage spreche für einen deutlichen Anteil von Anlagen mit Sachwertcharakter im Portfolio – zulasten von Anleihen. Multi-Asset-Portfolios, die rein auf Aktien und Anleihen setzen, würden es in diesem Umfeld schwerer haben, ihre Volatilität effektiv zu reduzieren, so die Strategen. Zwei Lösungen würden sich anbieten. Die eine sei ein höherer Anteil an Sachwertanlagen wie Rohstoffe und Rohstoffunternehmen. Als zweite Lösung verweisen die beiden auf den Einsatz von optionsbasierten Absicherungsstrategien, die sowohl von fallenden Märkten als auch von steigender Volatilität profitieren könnten.
Die vollständige Version dieses Artikels finden Sie in Heft 3/2025 von FONDS professionell. Angemeldete Leser können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.
Remi Olu-Pitan, Leiterin Multi-Asset Growth and Income bei Schroders, verweist auf die stärkeren Schwankungen bei Renten. "Seit 2022 sind die globalen Anleihenmärkte deutlich volatiler, was sie zu einer weniger verlässlichen Renditequelle gemacht hat", so die Kapitalmarktstrategin. "Die Korrelation zwischen Anleihen- und Aktienrenditen stieg zudem nach der Covid-19-Pandemie deutlich an." Sie zeigt sich überzeugt, dass "die alten Annahmen nicht mehr funktionieren".
Keine Absicherungsfunktion mehr
Ganz abschreiben will sie Bonds wiederum nicht. "Anleihen spielen nach wie vor eine wichtige Rolle in Portfolios, aber ihr Zweck hat sich geändert." Sie könnten nicht mehr als Absicherung gegen Kursverluste der Aktienmärkte dienen. "Anleihen sollten nun in erster Linie als Ertrag bringende Anlage neben anderen Ertragsquellen betrachtet werden", sagt Olu-Pitan.
Im Gegensatz dazu könnten alternative Anlagen wie Hedgefonds, Private Equity und Private Debt eine wertvolle Diversifizierung bieten. Deren Treiber seien meist anderer Natur als die von Aktien und Anleihen, argumentiert die Schroders-Expertin. Auch Naumer von Allianz Global Investors erkennt die Vorteile alternativer Anlagen an. So könne eine Beimischung von Private Markets etwa in Form von European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) "das Risiko-Ertrags-Profil auch von Privatkundenportfolios weiter verbessern", meint Naumer. (ert)




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