Bafin: Viermal so viele Beschwerden wie vor Corona
Die Deutschen entdeckten während der Pandemie ihre Liebe zur Börse – und stellten fest, dass beim Kauf von Aktien, ETFs und Co. nicht immer alles rund läuft. FONDS professionell liegen Zahlen vor, die zeigen, dass viele ihren Frust nicht nur bei ihrer Bank abluden, sondern auch bei der Bafin.
Die Zahl der Beschwerden zu Wertpapiergeschäften, die bei der Bafin eingehen, bleibt auf hohem Niveau. Das geht aus Daten hervor, die die deutsche Finanzaufsicht auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mitteilte.
Demnach gingen im vergangenen Jahr gut 2.400 entsprechende Beschwerden ein. Das sind zwar deutlich weniger als 2021, aber mehr als 2020 und fast viermal so viele wie 2019 (siehe Grafik). Den Rückgang im Vergleich zum Vorjahr erklärt sich die Bafin insbesondere mit Einmaleffekten: 2021 war es im Zuge des Hypes um "Meme-Aktien" wie Gamestop bei zahlreichen Online-Brokern zu Handelsstörungen gekommen.
Höhere Präsenz bei Verbraucherschutzthemen
"Die Zahl der Beschwerden zum Wertpapiergeschäft liegt nach wie vor deutlich über dem Niveau vor der Corona-Pandemie", sagt Chan-Jae Yoo, der bei der Bafin den Bereich "Operative Aufsicht, Anlegerschutz Privat- und Auslandsbanken" leitet. "Das liegt zum einen an Sonderthemen – im vergangenen Jahr gab es wegen der Finanzsanktionen gegen Russland beispielsweise Probleme mit ADRs auf russische Aktien. Zum anderen dürfte eine Rolle spielen, dass die Bafin bei Verbraucherschutzthemen mittlerweile deutlich präsenter ist und sich daher mehr Privatanleger direkt an uns wenden als in der Vergangenheit."
Nicht nur die Zahl der Beschwerden hat sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verändert, auch die Themen sind andere geworden. "Vor 2020 dominierten Beschwerden zur Falschberatung. Mittlerweile geht es eher um Themen wie Orderausführungen, Depotüberträge oder aber die Erreichbarkeit der Bank", sagt Yoo. "Das ist ein Hinweis darauf, dass viele Menschen während der Pandemie begonnen haben, das Thema Geldanlage stärker in die eigene Hand zu nehmen." (bm)