Maklerpools und Verbünde sind wichtige Dienstleister für Finanz- und Versicherungsvermittler. Sie liefern ein organisatorisches Rückgrat für IT und Produkte. Umso überraschender ein Ergebnis der Maklerpool-Studie "Pool-Radar" von Brunotte-Konzept, an der 29 Pools und Verbünde teilgenommen hatten: Digitale Beratungshilfen fehlen häufig noch, darunter Weiterbildungstools zu Onlineberatung (bieten 20 Unternehmen), Scripts und Präsentationen (bieten nur elf Pools).

Ebenfalls überraschend: Technische Fortschritte, speziell aus den Bereichen Software und Datenaufbereitung, kommen oft gar nicht als Erleichterungen bei den Vermittlern an, kritisiert Mitautor Michael Franke, Experte für Maklerprozesse. 20 Pools verlangten von den Versicherern Daten und Dokumente für vertragsbezogene Geschäftsvorfälle nach Bipro-Norm 430.4, doch nur die Hälfte gebe die Daten nach diesem Standard an Vermittler weiter.

Makler brauchen marktgängige Systeme
Alarmierend sei die Marktentwicklung bei Bestandsführungssystemen, den sogenannten Maklerverwaltungsprogrammen (MVP). Elf von 29 Pools oder Verbünden bieten Vermittlern ein hauseigenes System und widersetzen sich damit der Integration gut eingeführter, marktgängiger Systeme. Damit lasse ich "inhouse" zwar eine hohe Prozessqualität erzielen, doch Vermittler mit marktgängigem MVP stießen damit an Grenzen der automatisieren Datenverarbeitung.

Besser sei da eine Generallizenz für ein marktgängiges System, die von sieben Pools angeboten wird: 1:1, Charta Börse für Versicherungen, Fonds Finanz, KAB, Proma, SDV und Status. "Gefragt sind webbasierte Ökosysteme einschließlich Beratungsprozess, Bedarfsermittlung, Vergleichs- und Angebotssoftware", so Frankes Fazit.

Apropos Charta: Deutschlands ältester Maklerverbund sieht das selbst nicht so, sondern überlässt seinen Partnern die MVP-Entscheidung. Man organisiere Kooperationen, damit Schnittstellen zwischen den jeweiligen MVP und den Charta-Systemen zur Verfügung stehen, die einen echten Daten-Dialog der Systeme ermöglichen. So kooperiert Charta ab sofort mit Smart Insurtech, dem Betreiber der gleichnamigen Versicherungsplattform. Die rund 400 an Charta angeschlossenen Versicherungsmakler können nach Unternehmensangaben nun aus einer Hand ein Komplettpaket aus cloud-basiertem MVP, KI-gestütztem Dokumentenservice, Qualitätsbewertung, Versicherungsvergleich und einer Beratungslösung inklusive elektronische Signatur nutzen.

Erheblicher Nutzen für Charta-Makler
"Damit gewinnen unsere Vermittler mehr Zeit für die Kundenberatung", sagt Charta-Vorstand Dietmar Diegel. Dies beginne mit einem cloud-basierten MVP, das ein Frontend für Vertriebssteuerung und -controlling sowie ein Programm für die Bestandsverwaltung und Abrechnung umfasst. "Indem beide Systeme auf die gleiche Datenbasis zugreifen, ist eine reibungslose, zielgruppenorientierte Datenaufbereitung möglich und die Vertriebsleistung wird gesteigert", erklärt Diegel.

"Diese Digitalisierungsmöglichkeiten sind auch für ältere Makler im Hinblick auf die Wertsteigerung und Übergabe ihres Bestands spannend", meint Diegel. "Durch die Bündelung neuer Technologien in einer Hand laufen Daten nicht mehr durch externe Drittsysteme", ergänzt Matthias Hansen, Vorstandschef von Smart Insurtech. Wichtig sei dabei auch die Unabhängigkeit der Makler: "Sie bleiben Inhaber ihrer Daten und behalten die Direktverbindung zum Versicherer", so Hansen.

Den technologischen Fortschritt markiere nun auch eine exklusive Schnittstelle zum Charta-Vergleichsrechner mit nahtlosem Übergang aus dem MVP in den Charta-Vergleicher "Beraten und Tarifieren" – ohne gesonderte Anmeldung unter Mitnahme der Kundendaten. Somit sei eine sofortige und direkte Berechnung von Produkten gewährleistet, betont Diegel. Alle erzeugten Dokumente inklusive Anträge werden in das MVP überführt – ohne weiteres manuelles Erfassen.

Kosten für Makler richten sich nach Nutzung im Bestand
Mit der ganzheitlichen Plattform-Technologie geht ein neues Vergütungsmodell einher, vermeldet Charta. Statt starrer Lizenzen orientieren sich die Kosten für den Makler an der Nutzungsintensität nach aktiver Bestandsgröße. "Verläuft das Geschäft des angebundenen Maklers erfolgreich, steigt die Transaktionsgebühr in Relation zur Nutzung der Technik", erklärt Hansen.

Die Kosten richten sich nach der Jahresnettoprämie je Sparte, heißt es auf Nachfrage von FONDS professionell ONLINE. Die Prämie wiederum variiert je nach Sparte. Jeden Monat werde der Bestand gescannt. "Die Vergütung ist vom Geschäftserfolg abhängig und somit flexibel, fair und skalierbar", findet Hansen. Damit Makler dies nachvollziehen können, hakte die Redaktion nochmals nach. Smart Insurtech nannte daraufhin zwei Beispiele für unterschiedlich große, aber typische Bestände:

Quelle: Smart Insurtech

In Relation zu den Gesamteinnahmen des Maklerbüros liegen die Aufwendungen beim kleineren Bestand (Beispiel 1) nur bei 3,5 Prozent der Courtage-Einnahmen, meint Hansen. Im Beispiel 2 (größerer Bestand) fallen Transaktionsgebühren von lediglich 2,8 Prozent der Courtage-Einnahmen an. "Wir haben dabei marktübliche Courtagesätze in den einzelnen Sparten unterstellt", so Hansen weiter. Zum Vergleich: Kauft ein Makler die Module einzeln per Lizenz bei verschiedenen Firmen, ist laut Hansen mit doppelt so hohen laufenden Kosten zu rechnen. 

Verwaltung im Maklerbüro mit externen Dienstleistern straffen
Erleichterung bei der Verwaltungsarbeit im Maklerbüro könnten externen Dienstleister wie Smart Insurtech oder auch Makler-Pools schaffen, die das Datenclearing bereits erfolgreich umgesetzt haben, empfahl die Studie "Makler-Audit: Technische Vertriebsunterstützung für Versicherungsmakler" des Branchenportals Deutsche Versicherungsbörse (DVB). Allerdings hat längst eine Marktkonsolidierung bei den MVP-Herstellern und Vergleichsplattformen begonnen. Dabei tat sich auch Smart Insurtech hervor: Die Tochtergesellschaft des Hypoport-Konzerns übernahm jüngst die Firmen Volz Software und IWM Software.

Auch Hypoport, ursprünglich ein Spezialist für elektronische Finanzmarktplätze allgemein, hat im Versicherungsbereich mächtig aufgeholt. Davon künden solche Zukäufe wie des MVP-Herstellers NKK Programm Service, von Maklersoftware.com (Anbieter von Beratungssoftware), des Vergleichers Innosystems und des Pools ASC.

Aus MVP werden Prozessplattformen
Nach Auskunft von Henning Plagemann, Berater für Vertriebsprozesse, läuft der MVP-Markt auf ein Oligopol zu. Alle großen Anbieter hätten Vergleichsfirmen zugekauft oder eigene Vergleichs-Tools entwickelt. Aus den MVP-Systemen würden Prozessplattformen, die zur Abwicklung der Geschäfte zwischen Maklern und Versicherern genutzt werden.

Plagemann, der auch als Audit-Beirat an der DVB-Studie mitwirkte, sieht im Moment vier Marktgrößen: Assfinet (Acturis-Gruppe), Blau Direkt, Fonds Finanz und eben die Hypoport-Gruppe, zu der neben Smart Insurance auch der Pool Qualitypool gehört. (dpo)