Mittlerweile werden Hunderte Fonds als nachhaltig vermarktet – aber sind sie das wirklich? Wer diese Frage zufriedenstellend beantworten möchte, muss im Zweifelsfall tief in die Verkaufsunterlagen und die Jahresberichte eines Fonds eintauchen. Diese Arbeit ist in Einzelfällen leistbar, sicherlich aber nicht flächendeckend. Zumindest eine erste Orientierung versprechen diverse Ratings und Siegel.

Verschiedene Ansätze
Auf die größte Akzeptanz unter Finanzberatern in Deutschland und Österreich treffen aktuell das FNG-Siegel und das Morningstar Sustainability Rating, zeigt eine Leserumfrage von FONDS professionell. Auch das Österreichische Umweltzeichen, der EDA-Score von Mountain-View sowie die Analysen von Climetrics und Your SRI stoßen auf Interesse. Jeder vierte Umfrageteilnehmer gibt aber auch zu Protokoll, seiner Meinung nach sei kein einziges Siegel wirklich hilfreich. Diese Ablehnung ist vor allem dann verständlich, wenn man sich noch nicht näher mit den Ratings befasst hat. Denn alle haben ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen.


Die wichtigsten Fakten zu den sechs erwähnten ESG-Fondsratings finden Sie in der Bilderstrecke oben – einfach weiterklicken! Eine ausführliche Analyse finden Sie in FONDS professionell 2/2020 ab Seite 352. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.


Grob lassen sich zwei Ratingansätze unterscheiden: Die einen Anbieter bewerten die Einzeltitel des Fonds nach ESG-Kriterien und berechnen daraus einen Wert für das Gesamtportfolio. Ihnen kommt es nur auf den Inhalt an, nicht auf den Prozess. Ob der Manager dezidierte Nachhaltigkeitsziele verfolgt, ist ihnen egal. Hierzu zählen das Morningstar Sustainability Rating, der EDA-Score und Your SRI. Die andere Fraktion geht das Thema genau andersherum an: Sie bewertet vor allem die Nachhaltigkeitsstrategie des Fondsmanagers, nicht die Einzelwerte. So gehen etwa die Macher des FNG-Siegels und des Österreichischen Umweltzeichens vor. Climetrics verfolgt eine Mischung aus beiden Ansätzen.

Es kann durchaus passieren, dass die verschiedenen Ratinganbieter ein und denselben Fonds völlig unterschiedlich bewerten. Das ist ein guter Hinweis auf die Tatsache, dass die Ratings nur eine erste Orientierung bieten. Eine eigene Analyse und Meinungsbildung können sie nicht ersetzen. (bm)