Erzählt man im Rest der Welt, dass die Schweiz regelmäßig ein Problem mit zu niedriger Inflation hat, erntet man meist staunende Blicke. Doch eine Inflationsrate wie die am Montag (3.11.) verkündeten 0,1 Prozent im Oktober stellt die Franken-Hüter der Schweizerischen Nationalbank (SNB) tatsächlich vor ein Dilemma: Wenn sie zulassen, dass die Teuerung unter null fällt – die Preise in der Schweiz also zu sinken beginnen – könnten Unternehmen für dasselbe Geld in Zukunft mehr kaufen als heute. Das würde sie dazu verleiten, ihre Franken zu horten statt zu investieren – ein Stillstand der Wirtschaft könnte die Folge sein.

Bei der SNB an der Zürcher Börsenstraße dürfte für besondere Sorgenfalten gesorgt haben, dass die Inflation entgegen den Erwartungen nicht gestiegen, sondern weiter gesunken ist. Im Hinblick auf den nächsten Zinsentscheid im kommenden Monat hat diese Überraschung neue Spekulationen ausgelöst, die Nationalbank könnte wieder Negativzinsen einführen – wie bereits von 2015 bis 2022. Damit ließe sich die fortlaufende Aufwertung des Franken bremsen, die derzeit die Inflation dämpft.