Kaufangebot. 14 der 15 Kirchsteigfeldfonds (KSF-Fonds) von Aquis haben dem Verkaufsangebot von Conwert Immobilien Invest zugestimmt. Beim KSF-Fonds 18 steht eine Entscheidung noch aus. Beim KSF 15 ist der Beschluss umstritten. Die Offerte der österreichischen Conwert liegt im Durchschnitt beim 18-fachen der Jahresmieten. Das Angebot hätten sämtliche Fonds bis Mitte Februar annehmen müssen. Da sich bislang aber nicht alle Fonds für eine Annahme entschieden haben, wurde die Frist um einen Monat verlängert.

Schieflage. Die KSF-Fonds investierten 1992 bis 1995 in die Wohnanlage Kirchsteigfeld in Potsdam/Drewitz. Den Fonds droht die Insolvenz, weil Prospektprognosen nicht eintrafen. Trotz hoher Zuschüsse des Landes Brandenburg konnten die hohen Darlehen nicht bedient werden. Die Mieteinnahmen liegen weit unter den Prospektwerten.

Haftung. Aquis emittierte die Fonds als OHG, in der die Anleger quotal zu ihrer Einlage auch mit ihrem Privatvermögen haften. Hinter Aquis steht die Groth Gruppe mit Geschäftsführer Klaus Groth. Er beauftragte den ehemaligen Berater der Immobilienfonds der Bankgesellschaft Berlin, Dr. Christian Lauritzen, vor einem Jahr mit der Sanierung der Fonds. Doch gegen das Sanierungskonzept regt sich bis heute Widerstand unter den Anlegern, da sich die finanzierende Berlin Hyp nicht an dem Abbau der Defizite beteiligen will. Die Bank wähnt sich in Sicherheit, weil sie neben den Gesellschaftern auch noch die Immobilie und eine Ausfallbürgschaft des Landes Brandenburg zur Darlehensrückzahlung beanspruchen kann.

Berlin Hyp. Wie die anderen Töchter der Bankgesellschaft Berlin soll auch die Berlin Hyp gemäß einer EU-Vorgabe verkauft werden. Vorher gibt es allerdings noch einiges zu bereinigen. Die Aquis-Fonds bedeuten für die Berlin Hyp eine Belastung. Die Anleger können zum Teil die Restschulden nach Verkauf in der geforderten Höhe von durchschnittlich 60 Prozent der Einlage nicht aufbringen. Derzeit lotet die Berlin Hyp aus, wie viel zu holen ist, und wie viel die Investitionsbank Brandenburg über die Ausfallgarantie beisteuert.

fondstelegramm-Meinung. Die Aquis-Fonds liefern ein Beispiel par excellence, wie leichtfertig Mitte der 90er Jahre Immobilienfonds mit Investitionsschwerpunkt Ostdeutschland vertrieben wurden. Mit dem möglichen Verkauf der Objekte sind die eigentlichen Probleme nicht beseitigt. Die Anleger werden nicht nur Totalverluste hinnehmen müssen, sondern weitaus mehr als ihre Einlage verlieren, sogar wenn man Steuerersparnisse dagegen rechnet. Banken und Initiatoren wollen sich schadlos halten.

Klagen der Anleger gegen diese Art der Risikoverteilung und Sanierung dürften die Justiz noch über Jahre beschäftigen.