"Ich glaube, dass es auch außerhalb der Top-Lagen wieder einen Büromarkt geben wird, wenn auch auf einem niedrigeren Preisniveau", sagte Gero Bergmann, Immobilienvorstand der BayernLB, in einem Interview mit "Bloomberg News" in München. "Der Abgesang auf das Büro ist überzogen. Viele Unternehmen bemühen sich, wieder mehr Mitarbeiter ins Büro zurückzuholen."

Homeoffice überschätzt
Ganz ähnlich hatte sich vor wenigen Tagen mit Holger Horn von der Münchener Hypothekenbank bereits der Chef eines anderen großen Immobilienfinanzierers geäußert. Seinen Worten zufolge ist Homeoffice zuletzt überschätzt worden. "Homeoffice wird bleiben, doch viele Manager wünschen sich einen Anstieg der Präsenz", erklärte Horn.

Die Bewertungen von Büros waren in den vergangenen beiden Jahren vielerorts stärker eingebrochen als die Preise anderer Gewerbeimmobilien. Das galt besonders für Objekte in Randlagen. Neben den höheren Zinsen lastete auf Büros zusätzlich der Siegeszug des Homeoffice aus der Pandemie. In Frankfurt lag die Büro-Leerstandsquote zuletzt bei rund einem Zehntel.

Im Sommer hatte eine Studie des Maklers CBRE Group allerdings gezeigt, dass europäische Unternehmen bei ihren Arbeitnehmern wohl langsam die Oberhand gewinnen, wenn es um die Anwesenheit im Büro geht. 

Bodenbildung bei Gewerbeimmobilien "wird länger andauern als in früheren Zyklen"
Auch wenn Bergmann zufolge bei Gewerbeimmobilien insgesamt inzwischen eine Bodenbildung eingesetzt hat, könnte es seinen Worten zufolge in einzelnen Ecken des Marktes noch weitere Preiskorrekturen geben. Mit starken Rückgängen rechnet er aber nicht mehr. "Die Bodenbildung bei den Preisen für Gewerbeimmobilien wird noch mindestens ein weiteres Jahr andauern", erklärte Bergmann. "Sie wird länger andauern als in früheren Zyklen, weil der Abschwung dieses Mal so extrem war." Auch die anschließende Erholung werde langsamer vonstatten gehen. Mit sprunghaften Preisanstiegen sei nicht zu rechnen.

Nach Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken sind die Preise für Büros in Deutschland im zweiten Quartal um 0,3 Prozent gestiegen, verglichen mit den ersten drei Monaten des Jahres. Es war der erste Anstieg auf Quartalssicht seit dem Höhepunkt des Marktes vor rund zwei Jahren. 

Trotz der nach wie vor schwierigen Marktlage will die BayernLB ihr Portfolio an gewerblichen Immobilienfinanzierungen von rund 66 Milliarden Euro im Konzern in den nächsten drei Jahren in etwa konstant halten. "Wir hoffen, dass wir beim Neugeschäft in drei Jahren wieder das Vorkrisenniveau erreichen", erklärte Bergmann. "Dann ist auch wieder moderates Wachstum im Portfolio von zwei oder drei Prozent pro Jahr möglich."

"Viele interessante B-Städte"
Teil der Strategie der BayernLB sei eine stärkere Regionalisierung des Immobiliengeschäfts. Es gebe nun Regionalbüros, deren Leiter direkt vor Ort agierten. Bergmann: "Der deutsche Markt für Gewerbeimmobilien besteht für uns nicht nur aus den Top-Sieben-Städten. Es gibt auch viele interessante B-Städte. Da wollen wir stärker rein."

Die BayernLB finanziert auch weiter Projektentwicklungen, ein Segment des Immobilienmarktes, das stärker unter Druck steht. Allerdings habe die Bank ihre Vorgaben verschärft, und verlangt beispielsweise höhere Vorvermietungsquoten oder höhere Eigenkapitalanteile. Für das kommende Jahr erwartet Bergmann bei der BayernLB weiter eine erhöhte Risikovorsorge für Immobilien. Banken würden heute aber besser dastehen als in früheren Zeiten und könnten die Rückstellungen daher gut verkraften. (mb/Bloomberg)