Donner & Reuschel vermittelt Domicil-Aktien in hauseigenen Fonds
Die Privatbank Donner & Reuschel half dem Immobilienkonzern Domicil Real Estate, Aktien für 15 Millionen Euro zu platzieren. Käufer dieser nicht börsennotierten Papiere ist ausgerechnet ein von Donner & Reuschel selbst gemanagter Fonds. Einen Interessenkonflikt mag das Institut darin nicht erkennen.
Die Hamburger Bank Donner & Reuschel sorgt mit einem umstrittenen Geschäft für Schlagzeilen. Das Haus, das zum Signal-Iduna-Konzern gehört, half dem Münchner Wohnimmobilienspezialisten Domicil Real Estate im Juli bei einer Kapitalerhöhung. Die nicht an einer Börse notierten Aktien im Wert von rund 15 Millionen Euro vermittelte die Privatbank jedoch nicht an konzernfremde Dritte, sondern an einen Fonds, den die Tochtergesellschaft Donner & Reuschel Luxemburg S.A. managt.
Stand Ende Juli waren die Domicil-Aktien mit einem Gewicht von 3,91 Prozent der größte Titel im Publikumsfonds D&R Aktien, der seinerzeit 383,7 Millionen Euro verwaltete. Neben Blue-Chips wie LVMH, Apple, Total Energies, Microsoft oder der Deutschen Telekom, die sich ebenfalls in den Top-Ten-Positionen finden, wirken die Papiere des Münchner Immobilienhändlers wie ein Exot – zumal sie gar nicht an der Börse gehandelt werden. Der Branchendienst "Finanz-Szene.de" hatte zuerst über die Transaktion berichtet.
Die Aktien landen de facto in den Depots der vermögenden Kunden
Am 27. Juli hatte Domicil vermeldet, "im Zuge einer Kapitalerhöhung 557.143 neue Aktien zu einem Angebotspreis von 26,92 Euro je Anteilsschein bei einem Fonds für institutionelle Investoren" platziert zu haben. "Damit wurde ein Bruttoemissionserlös in Höhe von rund 15 Millionen Euro erzielt", heißt es in der damals veröffentlichten Pressemeldung. Dort wird Marcus Vitt, der Vorstandschef von Donner & Reuschel, wie folgt zitiert: "Wir blicken auf eine langjährige Partnerschaft mit der Domicil zurück. Daher ist es umso erfreulicher, dass wir den Deal vermitteln und begleiten konnten." Dass es sich bei dem erwähnten Fonds um den D&R Aktien handelt, wird in der Pressemeldung nicht verraten.
Der Fonds wird nicht breit vermarktet, sondern kommt fast ausschließlich im eigenen Privatkundengeschäft zum Einsatz. Der D&R Aktien werde sowohl in der Vermögensverwaltung als auch "anderweitig für Kunden eingesetzt", teilt die Bank auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit. Über den Umweg des Fonds landeten die Domicil-Aktien also in den Depots der gut betuchten Klientel.
Für die Vermittlung floss eine Provision
"Finanz-Szene.de" wirft die Frage auf, wie dieser Deal zustande kam. Hatten die Investmentbanker von Donner & Reuschel womöglich zugesagt, die Domicil-Aktien auf jeden Fall zu platzieren – und fand sich dann eventuell kein Käufer, sodass die Titel letztlich im hauseigenen Fonds landeten? Donner & Reuschel streitet das ab. "Das Fondsmanagement der D&R Luxemburg S.A. ist bei der Suche nach stabilen und rentablen Aktieninvestments ohne Marktschwankungspotenzial auf diese Platzierungsmaßnahme aufmerksam geworden", teilte die Bank dem Branchenportal mit.
Donner & Reuschel bestreitet auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE nicht, dass für die Vermittlung der Aktien eine Provision floss. Diese habe aber "weit unter den vermuteten zehn Prozent" gelegen, die "Finanz-Szene.de" bei Kapitalerhöhungen kleiner, nicht börsennotierter Unternehmen unter Berufung auf Marktkenner als üblichen Satz nennt.
"Interessenskonflikte sind (…) nicht entstanden"
Die Bank bestätigt auch, dass es sich beim Kauf der Domicil-Aktien um das erste Investment des Fonds in nicht börsennotierte Aktien handelt. "Der Fonds ist allerdings erst im Juli 2020 aufgelegt worden", teilt das Institut mit. "Der Bedarf nach einem geringen Beta, was durch das aktuelle Investment erreicht wird, ist erst in der aktuellen Marktphase entstanden."
Die Redaktion von FONDS professionell ONLINE wollte außerdem wissen, wie die Interessenskonflikte gemanagt wurden, die sich aus dieser Transaktion offensichtlich ergaben. Die Antwort der Bank: "Interessenskonflikte sind durch unsere aufsichtsrechtlich konformen Strukturen und die unterschiedlichen involvierten Gesellschaften nicht entstanden." (bm)