Warum der ELTIF im Vertrieb noch nicht durchstartet
In den vergangenen Monaten kam ein neuer ELTIF nach dem anderen an den Markt. Bekannte Asset Manager wittern das große Geschäft – und Finanzberater hoffen, ihren Kunden Zugang zu bislang kaum zugänglichen Anlageklassen bieten zu können. Alles prima also? Nein: Die Absatzzahlen sind ernüchternd.
Die ELTIF-2.0-Verordnung, die seit gut einem Jahr gilt, hat das Privatmarkt-Vehikel im Vergleich zu seiner ersten regulatorischen Fundierung im Jahr 2015 attraktiver und zugänglicher gemacht. In wesentlichen Merkmalen ist der ELTIF stärker an Vertriebserfordernisse angepasst worden: Mindestbeteiligungen und auch die Höchstgrenzen im Verhältnis zum sonstigen Vermögen eines Anlegers sind weggefallen und das Spektrum möglicher Assets wurde erweitert.
Ergänzend kamen im Herbst vergangenen Jahres mit der Verabschiedung der technischen Regulierungsstandards (RTS) die Konkretisierung von Gestaltungsmöglichkeiten sowie Vorgaben für Fristen und Liquiditätshaltung hinzu. Seither erfreut sich der ELTIF gleichermaßen einer hohen regulatorischen Sicherheit und eines Maximums an Flexibilität.
So richtig losgegangen ist es noch nicht
Und dennoch scheint der Vertrieb Ladehemmungen zu haben. Zwar wurden Anteile einiger ELTIFs im Lauf des Jahres 2024 im zwei- oder sogar dreistelligen Millionenbereich vertrieben (siehe Tabelle), aber so richtig durchgestartet ist der Markt noch nicht. "Mit der 2.0-Regulierung wurde der ELTIF zwar marktgängiger gemacht, aber die Verabschiedung der RTS, die das eigentlich Entscheidende sind, hat dann sehr, sehr lange gebraucht", erläutert Dirk Holz, Fondsmanager bei Commerz Real, die mit dem Klimavest als Wegbereiter des ELTIF im Publikumsvertrieb gelten darf.
Mit der Verabschiedung der RTS hat der ELTIF nicht nur regulatorische Klarheit gewonnen, sondern auch ein Komplexitätsniveau erreicht, das es dem Vertrieb erschwert, Produkte zu vergleichen, und den Banken, sie ins Depot zu buchen.
Hindernisse in der Praxis
Das führt dazu, dass trotz eines inzwischen recht umfangreichen Angebots und zahlreicher Initiativen, digitale Zeichnungsstrecken zu etablieren, in einer konkreten Beratungssituation eine reduzierte Produktauswahl auf eine nur mit wenigen Produkten funktionierende Abwicklungstechnik trifft. Das heißt in der Praxis: Das für einen Kunden am besten geeignete Produkt kann womöglich nicht vermittelt werden, weil das vom Berater bevorzugte Zeichnungstool es nicht abwickeln oder die Bank es nicht ins Depot buchen kann. (tw)
In einem ausführlichen Bericht, der in der aktuellen Ausgabe von FONDS professionell 1/2025 ab Seite 222 erschienen ist, teilen einschlägige ELTIF-Experten ihre Einschätzung zur aktuellen Produkt- und Vertriebslage und machen konkrete Lösungsvorschläge. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.