Erster offener Immobilienfonds neuer Generation wird rückabgewickelt
Der offene Immobilienpublikumsfonds Credit Suisse Immotrend Europa wird rückabgewickelt. Seit Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs, das viel Stabilität in den Markt gebracht hatte, handelt es sich um die erste Abwicklung eines offenen Immobilienfonds.
Die Credit Suisse Asset Management Immobilien Kapitalanlagegesellschaft (CSAM), die das Vermögen des offenen Immobilienfonds Credit Suisse Immotrend Europa verwaltet, teilt dessen Anlegern mit, dass sie die Verwaltung des Sondervermögens zum 31. März 2021 kündigt. Dann wird es auf die Verwahrstelle, die BNP Paribas, übergehen, die den Fonds abwickeln wird.
Die CSAM ist die nach dem Kapitalanlagegesetzbuch vorgeschriebene Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) für das Vermögen des Immotrend Europa. Eine KVG ist das aufsichtsrechtlich vorgeschriebene Organ, Alternative Investmentfonds begeben zu dürfen. Mit der Kündigung des Verwaltungsmandats erklärt CSAM die "endgültige Einstellung der Ausgabe und die unbefristete Aussetzung der Rücknahme von Anteilen", wie es in der Mitteilung an die Anteilseigner heißt.
Lizenz nicht mehr nötig
Zu den Hintergründen teilt die Credit Suisse lediglich mit, dass sie sich über ihren Immobilienbereich Global Real Estate, der ebenfalls unter der CSAM firmiert, künftig allein auf das Investment- und Asset-Management von Immobilien konzentrieren will.
"Eine investmentrechtliche Erlaubnis, die man für das Betreiben einer Kapitalverwaltungsgesellschaft braucht", teilt das Unternehmen auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit, "wird für die Tätigkeiten von reinem Immobilien Asset Management nicht benötigt." Deshalb plane CSAM, die KVG-Lizenz zurückzugeben.
Regulierung nach wie vor wirkungsvoll
Die Abwicklung des Credit Suisse Immotrend Europa ist die erste seit Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs im Jahr 2013. Das Gesetz sieht für Anleger offener Immobilienfonds bestimmte Sperr- und Kündigungsfristen vor. Diese sollen verhindern, dass – wie in der Finanzkrise – zu viele Investoren gleichzeitig ihre Anteile zurückgeben wollen, der Fonds den Wünschen der Anleger nicht nachkommen kommen kann, eingefroren und letztendlich abgewickelt werden muss.
Die neuen Regelungen des Kapitalanlagegesetzbuchs haben in der Tat Stabilität in den Markt für offene Immobilienfonds gebracht. Die Rückabwicklung des Immotrend Europa hat andere Gründe als eine mit vorhandener Liquidität nicht zu meisternde Kündigungswelle. Die bleiben jedoch in der Unternehmensmitteilung einstweilen im Unklaren.
Eher Taktik als Strategie
Die Rückgabe der KVG-Lizenz und die Abwicklung des Immotrend Europa erfolge "in Einklang mit der Gesamtstrategie von Credit Suisse Asset Management", erklärt das Unternehmen. Vor dem Hintergrund, dass der offene Immobilienpublikumsfonds erst im Mai vergangenen Jahres aufgelegt wurde, entsteht jedoch der Eindruck, dass die Emission und Rückabwicklung dieses Sondervermögens eher taktischen denn strategischen Überlegungen geschuldet ist.
Das Fondsvolumen hält sich in Grenzen. Insgesamt beläuft es sich auf rund 32,5 Millionen Euro, wovon jedoch lediglich rund 360.000 Euro der Retailtranche zuzurechnen sind. Im Portfolio befindet sich eine gemischt genutzte Immobilie in Erfurt und eine Hotel-Projektentwicklung in Aachen. Das Hotelprojekt wurde zwar angekauft, der Übergang des Objekts in den Fonds war jedoch zum Zeitpunkt des Halbjahresberichts am 30. Juni dieses Jahres noch nicht vollzogen. (tw)