Der Immobilienfinanzierer Europace erstellt regelmäßig einen Hauspreisindex. Nachdem er Ende vergangenen und Anfang dieses Jahres vergleichsweise stark gefallen war, hat er sich in den letzten Wochen wieder ein wenig stabilisiert.

Experten bleiben indes skeptisch, ob es sich bereits um eine Trendumkehr handelt. "Eine Wende mit steigenden Preisen erwarte ich auf keinen Fall", sagt beispielsweise Sven Carstensen im "Handelsblatt"-Interview. Der Vorstand des Immobilien-Analyseunternehmens Bulwiengesa sieht in der aktuellen Stabilisierung lediglich die Käufererwartung sich spiegeln, dass ein Großteil der Zinssteigerungen ausgestanden sei.

Der energetische Sanierungsstau sorgt für Zurückhaltung
Die Verunsicherung, die die Energiewende bei Immobilieneigentümern bewirkt, wird seiner Einschätzung nach den Markt noch länger dominieren und auf die Preise drücken. Während er bei Neubauten noch relativ stabile Preise sieht, beurteilt er die Situation bei Bestandsimmobilien anders: "Im Wohnungsbestand hängt der Preis zunehmend vom energetischen Zustand und der Lage der Gebäude ab. Die Investoren ziehen vom Angebotspreis ab, was sie die Sanierung der Häuser kosten wird – und diese Summen fallen immer höher aus."

Bei Neubauten sieht Carstensen hingegen die Gefahr, dass insbesondere stark fremdfinanzierten Projektentwicklern die Luft ausgeht: "Wenn Sie Pech haben, geht der Bauträger pleite, die eine Hälfte der Wohnungen ist verkauft, die andere nicht – und Sie wohnen die nächsten 15 Jahre auf einer Baustelle." Allerdings macht er darin auch spezifische Chancen aus. Denn wer genügend eigene Liquidität mitbringt, sei derzeit in einer guten Verhandlungsposition, weil Verkäufer unter zunehmendem Druck stünden. (tw)