Offene Immobilienfonds: Wettbewerbszentrale geht gegen Berater vor
Ein kürzlich gefälltes Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth hat die Diskussion darum entfacht, wie viel Risiko in offenen Immobilienfonds steckt. Wer sie weiterhin als risikoarm bewirbt, dem droht eine wettbewerbsrechtliche Abmahnung.
Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs hat Werbeaussagen einer Fondsgesellschaft und einer Honorar-Finanzanlagenberaterin beanstandet, die offene Immobilienfonds als Geldanlage mit geringen Risiken oder als risikoarm beworben hatten. Die Wettbewerbszentrale hält diese Darstellung für irreführend, da Immobilienpreise in den vergangenen Jahren in allen Segmenten unter Druck geraten und um bis zu 20 Prozent gefallen seien. Die betroffenen Unternehmen haben mittlerweile Unterlassungserklärungen abgegeben und ihre Internetauftritte entsprechend angepasst, teilt die Wettbewerbszentrale mit.
Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte kürzlich in einem viel beachteten Urteil der Fondsgesellschaft Union Investment aufgegeben, die beiden SRI-Klassen "2" und "3" nicht mehr für die Risikobeschreibung ihres offenen Immobilienfonds Uniimmo Wohnen ZBI zu verwenden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, weil Union Investment rechtzeitig Berufung eingelegt hat.
Nach wie vor hohe Mittelabflüsse aus offenen Immobilienfonds
Die Unternehmensberatung Barkow, die regelmäßig die Nettomittelzuflüsse in offene Immobilienpublikumsfonds dokumentiert, hat für Februar dieses Jahres einen weiteren Nettomittelabfluss in Höhe von 730 Millionen Euro festgestellt. Das ist der höchste monatliche Volumenschwund bei offenen Immobilienfonds seit der globalen Finanzkrise 2007. In den vergangenen eineinhalb Jahren haben Anleger fast acht Milliarden Euro aus den Immobilien-Sondervermögen abgezogen.
Auch wenn sich zwischenzeitlich eine Besserung abzeichnen sollte: Zur Mitte des Jahres erwarten Branchenbeobachter erneut eine hohe Welle abfließender Mittel. Ende Juni vergangenen Jahres wertete der Uniimmo Wohnen ZBI seinen Wohnimmobilienbestand um spektakuläre 16,7 Prozent ab und löste damit eine Kündigungsserie aus, die sich wegen der einjährigen Kündigungsfrist aber erst im Sommer dieses Jahres auf das Vermögen des Fonds auswirken wird. (tw)