Gute Nachrichten für die Anleger der insgesamt vier insolventen P&R-Container-Verwaltungsgesellschaften. Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé plant, noch vor Weihnachten ein zweite Abschlagszahlung zu leisten. Die geschädigten Kunden werden so insgesamt weitere rund 139 Millionen Euro erhalten, die in über 86.000 Einzelüberweisungen ausgeschüttet werden. Das geht aus einer Pressemitteilung von Jaffé hervor. Damit werden die Gläubiger rund 346 Millionen Euro zurückbekommen haben – eine geringe Summe im Vergleich zu den Gläubigerforderungen in Höhe von rund 3,1 Milliarden Euro.

"Wir sind froh, dass die Containerverwertung ungeachtet der internationalen Krisen weiter positiv verläuft. Allein in diesem Jahr haben wir bislang rund 115 Millionen Euro für die Gläubiger einnehmen können, insgesamt seit März 2018 bereits rund 670 Millionen Euro", kommentiert Jaffé. "Dieser Erfolg kommt mit der zweiten Abschlagsverteilung jetzt erneut den Gläubigern zugute. Dies ist für ein Verfahren dieser Größenordnung und angesichts der Vielzahl der Probleme, die wir auf dem Weg dahin lösen mussten, ein enormer Erfolg."

Phantom-Container
Zur Erinnerung: Die Pleite von P&R gilt als einer der größten Anlegerskandale in der deutschen Finanzgeschichte. Die P&R-Gesellschaften hatten in großem Umfang Seefrachtcontainer an Anleger verkauft. Insgesamt hätten rund 1,6 Millionen Container existieren müssen. Tatsächlich fanden Jaffé und sein Team nur rund 618.000 Container. "Mit den Einnahmen aus den angeblichen Containerverkäufen an die Anleger war es P&R gelungen, Mieten an die übrigen Anleger zu zahlen und Rückkäufe zu tätigen, obgleich diese Erlöse nie am Containermarkt erwirtschaftet worden waren, da es die verkauften Container tatsächlich nicht gab", beschreibt der Insolvenzverwalter das Problem.

Die für die Gläubiger erzielten Erlöse basieren vor allem auf Mieteinnahmen aus der fortgesetzten Vermietung der Container am Weltmarkt. Zudem werden Container nach Maßgabe der abgeschlossenen Vereinbarungen und nach Ablauf ihrer Lebensdauer verkauft. Derzeit seien noch rund 70 Prozent der bei Insolvenzantragstellung vorhandenen Container im Dienst, mithin also rund 447.000 Container. Daher und vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung am Containermarkt hält Jaffé an seinem Ziel fest, in Summe eine Milliarde Euro für die Gläubiger zu erwirtschaften.

Anfechtung von erhaltenen Zahlungen?
Bei einer anderen Baustelle für Jaffé gibt es dagegen keine Neuigkeiten. Der Insolvenzverwalter weiß laut "Handelsblatt" immer noch nicht, ob er Zahlungen an Anleger anfechten wird, die P&R in den vier Jahren vor der Pleite geleistet hat. Bislang gibt es keine höchstrichterliche Rechtsprechung zu dieser Frage. Jaffé führt deshalb mehrere Musterprozesse. Dem Bundesgerichtshof lägen seit längerer Zeit mehrere Pilotverfahren zur Entscheidung vor. Landes- und Oberlandesgerichte haben hier gänzlich unterschiedliche Rechtsauffassungen vertreten. (jb)