Prognose: Immobilienpreise sinken in allen Klassen
Die in der zweiten Hälfte 2022 eingetretene Trendumkehr bei den Immobilienpreisen dürfte sich in diesem Jahr in allen Bereichen des Marktes fortsetzen. Zu dieser Einschätzung kommt der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP).
"Wir erleben gerade die lange erwartete Phase der Preiskorrektur", sagte Georg Reutter, Präsident des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (VDP), am Montag (24.4.) bei der Vorlage von Jahreszahlen in Frankfurt. "Für das laufende Jahr 2023 rechnen wir mit weiter rückläufigen Preisen – über alle Objektklassen hinweg." Ein abrupter Einbruch der Immobilienpreise sei aber aus heutiger Sicht nicht zu erwarten.
Vor dem Hintergrund des erhöhten Zinsniveaus werde die Nachfrage nach Immobilien und Immobilienfinanzierungen verhalten bleiben. Strukturelle Faktoren, mit denen insbesondere der Einzelhandelsimmobilienmarkt zu kämpfen habe, wirkten sich weiterhin belastend aus, erklärte Reutter. Als Beispiel nannte er die stetig wachsenden Marktanteile des Online-Handels.
Effekte aus den Bankenturbulenzen im März auf die europäischen Kreditinstitute oder den deutschen Immobilienmarkt seien dagegen kaum auszumachen. "Die Notenbanken und Regierungen in den USA und in der Schweiz haben zügig und entschlossen reagiert und die Lage beruhigt", so der VDP-Präsident. Vergleichbare Szenarien seien für die von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigten Institute derzeit nicht vorstellbar. Der VDP hat aktuell knapp 50 Mitglieder, darunter BayernLB, Helaba, Aareal Bank, Deutsche Bank und Commerzbank.
Preisrutsch von zwei Prozent
Die Immobilienpreise in Deutschland hatten im vierten Quartal 2022 gegenüber dem dritten Quartal um 2,0 Prozent nachgegeben, zeigen VDP-Daten. Es war bereits der zweite Rückgang auf Quartalssicht in Folge. Bei Gewerbeimmobilien ging es den Daten zufolge im vierten Quartal sogar um 2,9 Prozent nach unten.
Die seit Sommer vergangenen Jahres festzustellende Zurückhaltung der Marktakteure schlug sich auf Jahressicht in einem geringeren Neugeschäft der Pfandbriefbanken nieder. Sie sagten von Januar bis Dezember 2022 Immobiliendarlehen im Volumen von 158,5 Milliarden Euro zu, verglichen mit 178,0 Milliarden Euro im Jahr zuvor.
Allerdings verlief die Entwicklung dabei zweigeteilt. Im ersten Quartal wurde mit 49 Milliarden Euro – teilweise bedingt durch Vorzieheffekte in Erwartung steigender Zinsen – noch ein Rekordvolumen erzielt. Auch das zweite Quartal wies noch ein Wachstum zum Vorjahreszeitraum auf. Das zweite Halbjahr war dann hingegen von deutlichen Rückgängen der Darlehenszusagen geprägt.
Mit einem Emissionsvolumen von 82,3 Milliarden Euro verzeichnete der Pfandbriefmarkt im vergangenen Jahr den höchsten Absatz seit 2011. Als Wachstumstreiber erwies sich der Hypothekenpfandbrief, dessen Emissionsvolumen sich auf 68,1 Milliarden Euro ausweitete, ein Plus von 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (mb/Bloomberg)