Im Auftrag der EU-Kommission erstellte Mario Draghi, ehemaliger Chef der Europäischen Zentralbank, ein Gutachten über die erforderlichen Mittel, um die EU international wettbewerbsfähig zu halten. Seine Diagnose, die er im September präsentierte: Europa steckt in einer statischen Industriestruktur fest. Es müsse deutlich innovationsfreudiger werden, wofür er einen Investitionsbedarf in der Größenordnung von 800 Milliarden Euro ausgemacht hat.

Staatlich finanzierte Fördermaßnahmen werden – abgesehen davon, dass sie politisch umstritten sind – dafür nicht ausreichen. Ohne die zusätzliche Mobilisierung privaten Kapitals wird es nicht gehen. Man könnte also sagen: Die Stunde von Private Equity hat geschlagen. In einer Analyse des Beteiligungsmarkts des ersten Halbjahrs 2024 kam die Ratingagentur Scope denn auch zu dem Ergebnis, dass das gesamte angebotene Beteiligungskapital für Private Equity erstmals höher als das für Immobilien lag.

Zwei Investmentbeispiele
FONDS professionell hat sich zwei aktuelle einschlägige Angebote näher angesehen: Den MPE International 9 von RWB und den BVF Early Invest 4. Bei beiden Angeboten handelt es sich um Dachfonds, das heißt, sie werden in mehrere Zielfonds investieren, die ihrerseits breit streuende Beteiligungsportfolios aufbauen. Unterschiede weisen sie insbesondere im Hinblick auf die Lebensphase der avisierten Zielunternehmen auf. BVF Early Invest setzt auf junge Wachstumsunternehmen, RWB fokussiert auf die späteren Phasen Growth und Buy-out. Beide halten an der Perspektive fest, dass mittelständische Unternehmen der Motor der Wirtschaft sind, wiewohl gerade der Mittelstand derzeit so zu kämpfen hat.

Für den Fondserfolg entscheidend ist folglich die Auswahl der Unternehmen. "Die Fondsmanager, mit denen wir zusammenarbeiten, filtern jene heraus, die bereits gute Produkte oder Dienstleistungen haben und in denen sie Potenzial für Wachstum identifiziert haben", sagt Nico Auel, Geschäftsführer von RWB Partners. "Deshalb blicke ich optimistisch nach vorn, denn in den großen westlichen Volkswirtschaften gab und gibt es viele Mittelstandsunternehmen, die auch in schwierigen Zeiten solide gewirtschaftet haben." Optimistisch bleibt auch Michael Obermeier: "Mir gefällt der Fokus von Earlybird auf Europa, weil ich selbst davon überzeugt bin, dass wir in Europa mehr können, als es oft scheint", sagt der Geschäftsführer der BVF Early Invest, die exklusiv in Fonds des VC-Spezialisten Earlybird investiert.

Entscheidungshilfe Track Record
Noch wichtiger als bei Immobilienfonds mit recht gut berechenbaren Cashflows ist bei Private Equity die Qualität des Fondsmanagements, und die lässt sich am ehesten mit einem Blick auf den Track Record prüfen. Der von RWB reicht bis 1999 zurück. Seither wurden 42 Fonds aufgelegt, in die Anleger insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro investierten und aus denen sie bisher rund 1,5 Milliarden Euro zurückbekamen. Endgültig aufgelöst ist bislang allerdings nur ein Fonds, der für einen Gesamtmittelrückfluss von 146 Prozent gesorgt hat. Alle anderen Fonds werden noch bewirtschaftet, aber bis auf fünf haben alle bereits den Kapitalerhalt geschafft. Zwei von ihnen werden laut aktueller Prognose ebenfalls mindestens das Anlegerkapital erhalten, drei sind noch zu jung für abschließende Erfolgsprognosen. Der am besten laufende Fonds weist bisher einen Return von 356 Prozent auf.

Verglichen mit RWB ist die BVF Early Invest mit insgesamt für alle ihre Fonds bislang akquirierten rund 26 Millionen Euro Anlegerkapital ein kleiner Fisch. Die bisherigen Returns können sich allerdings sehen lassen. Die beiden ersten Fonds, die dem BVF-Track-Record zuzumessen sind, wurden 2010 als Private Placements aufgelegt. Deren Anleger haben bislang 254 respektive 234 Prozent ihres Einsatzes zurückbekommen. Der BVF Early Invest 3 ist geschlossen und in drei Earlybird-Zielfonds investiert, die jedoch noch nicht ausschütten. (tw)


FONDS professionell hat die beiden Angebote einer eingehenderen Analyse unterzogen und die wesentlichen Unterschiede beispielsweise im Hinblick auf den Investitionszeitpunkt im Lebenszyklus ihrer Zielunternehmen herausgearbeitet. Nachzulesen in der aktuellen Ausgabe 3/2024 ab Seite 220, für angemeldete Nutzer auch hier im E-Magazin.