Studie: Stresstest für den deutschen Wohnungsmarkt
Die goldenen Zeiten am Immobilienmarkt sind vorüber. So lautet das Fazit einer Analyse des deutschen Wohnimmobilienmarkts durch die DZ Bank, die einen Appell an die Politik richtet.
Steigende Zinsen für Immobilienkredite haben seit Anfang dieses Jahres der lange anhaltenden Entwicklung immer weiter kletternder Preise für Wohnimmobilien ein Ende bereitet. Die Zinsen haben sich von zum Teil weniger als ein Prozent auf bis zu vier Prozent vervierfacht. Das hat inzwischen Folgen für das Preisniveau am Wohnungsmarkt, hat die DZ Bank ermittelt.
Im dritten Quartal dieses Jahres begannen zunächst die Preise von Mehrfamilienhäusern zu sinken, schreiben die Marktbeobachter der genossenschaftlichen Finanzgruppe, und noch im vierten Quartal werde sich das auch bei einzelnen Wohnungen abzeichnen.
Quelle: DZ Bank
Zinsentwicklung würgt den Wohnungsmarkt ab
Dabei ist Wohnraum nach wie vor knapp. Durch den Zuzug von rund einer Million Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine steigt einerseits der Bedarf weiterhin. Die höheren Baukosten, Lieferengpässe und zähe Genehmigungsverfahren ließen andererseits die Investitionsbereitschaft sinken, woraufhin sich das Angebot weiter verringert. Die Zinsentwicklung dominiert aber den Markt: "Mit aktuell vier Prozent – und im kommenden Jahr womöglich noch etwas weiter anziehenden Hypothekenzinsen wird die Kaufnachfrage erheblich verringert und aller Voraussicht nach zu sinkenden Bewertungen am Wohnungsmarkt führen", analysieren die Genossenschaftsbanker.
Werden Finanzierungen teurer, schlägt die Stunde des Eigenkapitals. Hier verweist die Studie auf Chancen für Käufer, die ohne oder mit nur geringen Fremdmitteln Wohneigentum erwerben können, denn die angespannte Situation sorge dafür, dass die Verkäufer verhandlungsbereiter werden. Für viele Familien dürfte das Eigenheim allerdings in weite Ferne rücken, konstatiert die Studie, wartet aber mit einem Appell an die Politik auf: "Freibeträge für Erstkäufer bei der Grunderwerbsteuer könnten hier helfen. Der Schaden für die öffentlichen Kassen hielte sich sogar in Grenzen, weil ausbleibende Immobilienkäufe mangels Finanzierbarkeit ebenfalls geringere Einnahmen bei der Grunderwerbsteuer nach sich ziehen." (tw)