Das vergangene Jahr 2024 hätte aus Sicht der deutschen Lebensversicherer besser laufen können. Zwar verzeichnete die Branche ein Bestandswachstum, allerdings basiert das vor allem auf dem Erfolg von Branchenprimus Allianz. Immerhin hat sich die Ertragslage der Versicherer trotz wieder gesunkener Zinsen gefestigt. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des "Marktausblicks zur Lebensversicherung 2025", aus dem die Kölner Ratingagentur Assekurata am Donnerstag (26.6.) Auszüge in einer Mitteilung vorstellte.

Demnach konnten die Gesellschaften im vergangenen Jahr ein Bestandswachstum von 2,7 Milliarden Euro (+3,1%) verzeichnen, welches aber größtenteils auf ein Plus bei den Einmalbeiträgen (+10,6%) zurückzuführen ist. Die Einnahmen aus laufenden Prämienzahlungen stiegen nur leicht (+0,3%). Vor allem aber beruht der Prämienzuwachs rechnerisch zu knapp 90 Prozent auf der Allianz Leben, die 2024 satte 2,5 Milliarden Euro mehr einnahm, so die Assekurata. "Ohne die Zahlen des Marktführers sähe das Branchenwachstum weniger positiv aus", kommentiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. 

Weniger vermittelte Verträge
Zudem habe der Markt einen weiteren Rückgang an Vertragsstücken hinnehmen müssen. So lag die Gesamtzahl an Verträgen Ende 2024 noch bei 80,3 Millionen gegenüber 81,4 Millionen im Vorjahr (-1,4%). "Angesichts einer Bevölkerungszahl von mehr als 83 Millionen Menschen ist die Faustformel, dass statistisch jeder Deutsche einen Lebensversicherungsvertrag besitzt, schon nicht mehr ganz haltbar", so Heermann. "Das Neugeschäft deckt die Abläufe nicht. Perspektivisch dürfte hier weiterer Handlungsdruck aufkommen, da in naher Zukunft viele Verträge zur Auszahlung kommen", stellt er heraus. Wachstumspotenziale für die Zukunft sieht er daher in der Wiederanlage der Vermögen aus ablaufenden Verträgen sowie in der Gestaltung der Ruhestandsphase. 

Die Experten fordern daher die Bundesregierung auf, ihre Pläne für eine neue geförderte Altersvorsorge möglichst zeitnah wieder aufzugreifen und umzusetzen. Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will ist davon überzeugt, dass das Neugeschäft der Branche stark von den politischen Rahmenbedingungen abhängig sein wird. "Die von der neuen Bundesregierung geplante Frühstartrente könnte zwar zu vielen Neuverträgen der Lebensversicherer führen. Allerdings dürften die einzelnen Vertragsvolumina bei einem geplanten Förderbetrag von monatlich zehn Euro zu klein sein, um insgesamt zu einem echten Wachstumsschub in der Branche zu führen", ergänzt er in dem Zusammenhang. 

Stabile Erträge
Immerhin konnten die Lebensversicherer trotz Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Ertragslage gegenüber der vorhergehenden Niedrigzinsphase festigen. "Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Anbieter von den Mitteln profitieren, die aus der Zinszusatzreserve (ZZR) frei werden", erläutert Heermann. Zum Bilanzstichtag 2024 belief sich die ZZR branchenweit auf 84 Milliarden Euro, wie Assekurata ermittelt hat. Der Spitzenwert lag Ende 2021 bei 96 Milliarden Euro. Höhere Zinsen als die durchschnittlich 2,52 Prozent für klassische Lebenspolicen zahlen die Versicherer aber dennoch nicht. Der Grund: Die stillen Lasten auf den Kapitalanlagen, die die Assekurata aktuell mit knapp 80 Milliarden Euro beziffert.

Dagegen liegen die Solvenzquoten mit durchschnittlich rund 300 Prozent auf einem stabilen Niveau. "Übergangsmaßnahmen spielen dabei kaum noch eine Rolle, da sie im aktuellen Zinsumfeld nur noch bei einer Handvoll Unternehmen überhaupt eine Wirkung entfalten", so Heermann weiter. Vorausgegangen war eine Neuberechnung der Übergangsmaßnahmen, die die Finanzaufsicht Bafin den Lebensversicherern im Jahr 2024 auferlegt hatte. (jb)