Assekurata: So stellt sich die Lage der Lebensversicherer dar
Regelmäßig schaut sich die Ratingagentur Assekurata die Lage der deutschen Lebensversicherer an. Die gestiegenen Zinsen sind Segen und Problem zugleich. Der ab 2025 geltende höhere Höchstrechnungszins dürfte die Lage für die Versicherer und die Kunden bessern.
Die deutschen Lebensversicherer können von höheren Zinsen und der Auflösung der Zinszusatzreserve (ZZR) profitieren. Allerdings schmälern stille Lasten und abfließende Einmalbeiträge die finanzielle Position der Branche. Auch deshalb wirkt sich der Zinsaufschwung erst langsam in der Nettoverzinsung der Kapitalanlagen aus, die derzeit unter dem Marktzins liegt. Dennoch können sich Kunden über erste Anstiege bei den Überschussbeteiligungen freuen. Eine Chance ist der ab 2025 geltende neue Höchstrechnungszins. Das sind die wichtigsten Punkte des "Marktausblicks zur Lebensversicherung", den die Ratingagentur Assekurata am Dienstag (18.6.) auf einer Pressekonferenz vorgestellt hat.
Mit dem aktuellen Zinsniveau, der Leitzins liegt derzeit bei 4,25 Prozent, können die Anbieter Assekurata zufolge in der Neuanlage wieder höhere Zinsen erzielen, als für die Bedienung der Bestandsgarantien an die Versicherten notwendig ist. Zugleich haben die Lebensversicherer seit 2022 mit der Auflösung der Zinszusatzreserve begonnen, die in Niedrigzinszeiten zur Finanzierung der Altgarantien aufgebaut wurde und bis Ende 2021 einen Spitzenwert von 96 Milliarden Euro erreicht hatte.
Höhere laufende Verzinsung
Die Rückflüsse aus der ZZR stehen grundsätzlich den Kunden zu. Erste Effekte daraus zeigen sich bereits in Form von höheren Überschussbeteiligungen, sodass die laufende Verzinsung für 2024 zumindest leicht gestiegen ist: Nach Angaben von Assekurata gewähren die Lebensversicherer im Neugeschäft für klassische private Rentenversicherungen nunmehr eine laufende Verzinsung von durchschnittlich 2,46 Prozent (Vorjahr: 2,26%).
Dass die Überschussbeteiligungen nicht unmittelbarer auf den gestiegenen Marktzins und die rückfließenden ZZR-Mittel reagieren, liege zum einen am langfristigen Geschäfts- und Anlagemodell der Lebensversicherer. Zum anderen habe der rapide Zinsanstieg zu umfangreichen stillen Lasten in den Kapitalanlagebüchern geführt. Nach Auswertungen von Assekurata lagen sie Ende 2023 branchenweit bei rund 75 Milliarden Euro nach sogar 105 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Anbieter bemühten sich daher, durch den teilweisen Verkauf von Anleihen die stillen Lasten in ihren Büchern zu reduzieren. Dies führt zu entsprechenden Verlusten, die wiederum die Nettoverzinsung schmälern, welche im Bilanzjahr 2023 mit 2,30 Prozent weiterhin unterhalb der Umlaufrenditen am Kapitalmarkt lag.
Geringes Neugeschäft
Laut Assekurata wird die Umschichtungsdynamik in der Kapitalanlage auch durch das geringe Neugeschäft gebremst. So war das Geschäftsjahr 2023 von einem Abrieb beim Prämienbestand der Branche von vier Prozent auf 89 Milliarden Euro gekennzeichnet, was maßgeblich auf die weiter rückläufigen Einmalbeiträge zurückzuführen ist, die unter den erschwerten Wettbewerbsbedingungen gegenüber den Konditionen von Banken leiden. Für 2024 rechnet Assekurata mit einem weiteren Bestandsrückgang auf 87,5 Milliarden Euro.
"Langfristig dürfte das Branchenwachstum aber von der verbesserten Ertragslage, höheren Überschussbeteiligungen sowie steigenden Realeinkommen und einem zunehmendem Vorsorgebedarf in der Bevölkerung profitieren", prognostiziert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Neue Argumente für den Abschluss einer Lebensversicherung liefert auch der gesetzliche Höchstrechnungszins, der ab Januar 2025 von 0,25 auf 1,00 Prozent ansteigt.
Bessere Konditionen für Kunden
In der Konsequenz führe dies dazu, dass Lebensversicherer bei gegebener Garantie die chancenreiche Allokation in den Produkten steigern oder höhere garantierte Leistungen in der Anspar- und Rentenphase einkalkulieren können. Dadurch steige die Attraktivität und die Wahlmöglichkeit für die Kunden. "Tendenziell werden sich die Vertragskonditionen für die Kunden ab nächstem Jahr also verbessern", resümiert Heermann. "Dies stellt die Anbieter im laufenden Jahr vor die Herausforderung, den Übergang zu gestalten und überzeugende Argumente für den Vertragsabschluss 2024 zu finden, ohne dass sich Kunden gegenüber einem Abschluss 2025 benachteiligt fühlen." (jb)