Die Finanzaufsicht Bafin legt auch im kommenden Jahr einen Schwerpunkt auf den Verbraucherschutz und damit die Wohlverhaltensaufsicht. Der Beginn hierbei war die Überprüfung des Kundennutzens von kapitalbildenden Lebensversicherungen hinsichtlich des Kosten-Rendite-Verhältnisses im vergangenen und im laufenden Jahr.

"Im nächsten Jahr wollen wir uns vor allem Unternehmen mit hohen Stornoquoten genauer ansehen", sagte die Chefin der Versicherungsaufsicht, Julia Wiens, am Mittwoch (20.11.) auf der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht in Bonn. Insbesondere das Produktfreigabeverfahren der Versicherer werde die Aufsicht unter die Lupe nehmen und prüfen, ob sich die Unternehmen mit hohen Stornoquoten an die Vorgaben des im Mai 2023 veröffentlichten "Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten" halten.

Schwarze Schafe im Visier
Wiens betont, dass die Lebensversicherung ein zentraler Baustein der Altersvorsorge von Millionen von Menschen sei. Gerade daher werde man genau hinschauen. "Wir wollen diejenigen Produkte finden, die keinen ausreichenden Nutzen bieten. Und das möchte ich betonen: Es geht hierbei in der Regel um einzelne Produkte einzelner Unternehmen. Wir beschäftigen uns mit den schwarzen Schafen." 

Außerdem werde die Bafin auch andere Sparten in den Blick nehmen. Der Grundsatz, dass Produkte Kundinnen und Kunden nutzen müssen, gelte universell. "Wir werden im nächsten Jahr daher an einem Konzept arbeiten, mit dem wir die Wohlverhaltensaufsicht sinnvoll auf weitere Sparten erweitern können. Zum Beispiel auf die Schaden- und Unfallversicherer oder auf die substitutive Krankenversicherung", kündigte Wiens im ehemaligen Bundestagsgebäude am Bonner Rheinufer an.

IT-Sicherheit
Insgesamt sieht die oberste Versicherungsaufseherin die deutsche Assekuranz solide aufgestellt. Allerdings sei das geschäftliche Umfeld äußerst anspruchsvoll. Die wirtschaftliche Entwicklung sei unsicher und die Risiken der Geopolitik weiter hoch. Hinzu kämen Bedrohungen für die IT-Infrastruktur und die Cyber-Sicherheit. 

Oben auf der Liste der Aufsicht steht weiter die laufende Überprüfung der Kapitalmarktrichtlinie Solvency II sowie die Beschäftigung mit der neuen Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Versicherungsunternehmen sowie der Verordnung über künstliche Intelligenz. Ferner soll Bürokratie abgebaut werden. Doch dies sei in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen. "Es braucht einen langen Atem", sagte Wiens. (jb)