Bafin will Versicherer bei IT-Mängeln an Pranger stellen
Die erfolgreiche Digitalisierung wird immer mehr zum Schlüsselfaktor für die Zukunft eines Unternehmens. Gerade Versicherer kämpfen aber mit ihrer IT, was auch der Finanzaufsicht Bafin ein Dorn im Auge ist. Daher will sie die Gangart verschärfen und die Gesellschaften mit IT-Mängeln nennen.
Die Finanzaufsicht Bafin wird die Namen von Versicherungsgesellschaften, die in der Geschäftsorganisation einschließlich der IT schwerwiegende Mängel aufweisen, künftig öffentlich nennen. Die Versicherer müssen die Probleme auch selbst publik machen, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Zudem müssen sie in diesen Fällen dickere Kapitalpolster anlegen. Die neuen Regeln sind die Folge des härteren Kurses, den Bafin-Präsident Mark Branson der Behörde bei seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr verordnete.
Die Bafin überprüft regelmäßig die Geschäftsorganisation der Versicherer einschließlich der IT. Deren Sicherheit ist wichtig, da die Assekuranz viele persönliche Daten sammelt. Allerdings arbeiten viele Gesellschaften mit einem Flickenteppich aus oft jahrzehntealten IT-Systemen.
Mängel bei Bafin bekannt
Prüfungen der Bafin haben bereits Mängel bei mehreren Versicherern ans Licht gebracht, vor allem in den Bereichen Informationsrisiko- und Informationssicherheitsmanagement. Jörg Krause, der bei der Bafin als Abteilungsleiter unter anderem für große Versicherungsgruppen zuständig ist, nennt schlecht vergebene Nutzungsrechte als Beispiel: "Die IT-Systeme sind oft riskanter als gedacht", zitiert ihn die "SZ".
Geldstrafen für eine schlecht aufgestellte IT soll es nicht geben. Gesellschaften mit großen Mängeln müssen aus diesem Grund aber mehr Kapital vorhalten, so die Zeitung. "Wir planen Kapitalaufschläge, die das erhöhte Risiko reflektieren", wird Krause zitiert. Die Behörde habe bereits erste Fälle identifiziert, in denen sie solche Aufschläge verhängen will.
Liquidität im Blick
Neben der operativen Sicherheit hat die Aufsicht auch die Liquidität der Branche genau im Blick. Bei Versicherungsgesellschaften kann das verfügbare Geld etwa wegen Turbulenzen am Kapitalmarkt, neuer Policen, die nicht so gut ankommen wie erhofft, oder einer Kündigungswelle knapp werden. Im Moment gebe es zwar keine Probleme, so die "SZ". Dennoch wolle die Aufsicht die Entwicklung genau beobachten. (jb)