Baloise-Vertriebschef: "Besonderen Wert auf niedrige Kosten gelegt"
Sascha Bassir, Vorstand Baloise Vertriebsservice, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE über die neue Fondspolice des eidgenössischen Versicherers und die Geschäftsentwicklung seines Hauses.
Die Baloise gehört zu den Top-20-Anbietern von Fondspolicen in Deutschland. Der Versicherer weist per Ende 2021 immerhin einen Fondsbestand für Kunden von über 2,4 Milliarden Euro aus. Im Bereich der "grünen" Fondspolicen gehört die Baloise sogar zu den drei größten Gesellschaften. Stand Juli 2022 steckten mehr als 1,5 Milliarden Euro von Baloise-Kunden in ESG-Fonds.
Jetzt hat der Versicherer, der in Deutschland bis Herbst 2022 unter dem Namen Basler auftrat, ein neues Produkt gestartet. FONDS professionell ONLINE sprach mit Sascha Bassir, Vorstand Baloise Vertriebsservice und Leiter Maklervertrieb Leben bei der Baloise, über die Police und die Ziele des Versicherers – gerade auch mit dem neuen Produkt.
Herr Bassir, Ihr Unternehmen lancierte im Mai mit der "Baloise Best Invest" eine neue fondsgebundene Rentenpolice. Womit hebt sie sich Ihrer Meinung nach von Produkten der Konkurrenz ab?
Sascha Bassir: Wir haben bei der Produktentwicklung, die übrigens nur sieben Monate dauerte, besonderen Wert auf niedrige Kosten gelegt. Die Effektivkosten liegen knapp unter einem Prozent, was höhere Vertragsguthaben und hohe Rückkaufswerte für die Kunden bedeutet – bei einer gleichzeitig sehr attraktiven Vergütung für Vermittler. Darüber hinaus ist der garantierte Rentenfaktor im Branchenvergleich sehr hoch, für einen 32-jährigen Kunden mit 35 Jahren Laufzeit liegt er bei über 25.
Klingt so, als hätten Sie sehr genau hingehört, als die Bafin ihre Kritik an den zum Teil sehr hohen Effektivkosten von Lebenspolicen äußerte.
Bassir: Lassen Sie mich es so ausdrücken: Bezahlbare Altersvorsorge ist im Interesse von Kunden sowie Vertriebspartnern. Wir haben unseren Partnern zugehört und deren Erfahrungen und fachliche Anforderungen berücksichtigt. Ohne einen permanenten Austausch mit dem Vertrieb wäre es gar nicht möglich, qualitativ hochwertige Produkte für die Verbraucher zu entwickeln. Makler, mit denen wir zusammenarbeiten, legen neben Transparenz beim Produkt großen Wert auf eine für ihre Kunden günstige Kostenstruktur.
Was sind weitere Merkmale der Fondspolice?
Bassir: In einem Wort: Flexibilität. Die Zahl der zur Auswahl stehenden Fonds wurde auf über 120 erhöht – darunter auch viele ETFs sowie institutionelle Tranchen. Kunden haben zudem die Wahl, auch in der Rentenphase weiterhin in Fonds investiert zu bleiben und nicht alles ins Sicherungsvermögen zu transferieren. Auf der anderen Seite können sie in der Ansparphase mittels eines Schiebereglers wählen, welcher Anteil der Prämie in Fonds oder im Baloise-Sicherungsvermögen angelegt werden soll. Außerdem können, auch das stand bei unseren Vertriebspartnern oben auf der Wunschliste, neue Fonds bei älteren Tarifen gewählt werden.
Kurz zu Ihrem "Schieberegler" zurück: Das heißt, Kunden können bei der Police gewisse Garantiestufen wählen?
Bassir: Ein Kunde kann jederzeit sein Vertragsguthaben ganz oder Teile davon aus dem Fondsvermögen in das Garantievermögen von Baloise übertragen, wenn er die Volatilität der Anlage reduzieren oder eben ganz herausnehmen möchte. Mit Hilfe des Schiebereglers stellt er oder sie individuell ein, welcher Anteil des Beitrages in welche Anlageform – Fonds- oder Garantievermögen – investiert werden soll. Die Beitragsaufteilung kann über unser optionales "Vario Plus"-System auch automatisch im Vertragsverlauf angepasst werden.
Nachhaltigkeit ist und bleibt ein großes Thema. Wie groß ist die Auswahl an ESG-Fonds bei der neuen Police?
Bassir: Kunden haben die Auswahl aus über 80 Nachhaltigkeitsfonds. Die Selektion erfolgte auch in der Vergangenheit bereits über einen systematischen Analyseprozess. Das System werden wir so auch zukünftig beibehalten und unser Fondsportfolio immer wieder anpassen.
Wie hat sich das Neugeschäft zuletzt entwickelt? Gibt es hier Schwerpunkte?
Bassir: Wir sind mit der Entwicklung insgesamt sehr zufrieden. In den ersten vier Monaten 2023 stieg das Neugeschäft gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit Fondspolicen um rund 30 Prozent. Hier legen wir einen Wachstumsschwerpunkt, daher auch der Start der neuen Police. Wir wollen zum Marktführer in der Altersvorsorge für Erwachsene werden. Bei Kinderversicherungen sind wir das schon. Ich kann auch berichten, dass 2021 und 2022 für Baloise, damals noch Basler, die besten Geschäftsjahre in der Lebensversicherung waren. Unser Marktanteil im Makler-Neugeschäft liegt bei Berufsunfähigkeitsversicherungen bei rund zwölf Prozent, in der Grundfähigkeitsversicherung sogar bei über 30 Prozent. Damit sind wir in diesen Produktbereichen Marktführer.
Wo Sie es erwähnen: Gab es Effekte durch die Umbenennung der "Basler Versicherungen" in "Baloise"?
Bassir: Unser neuer Markenauftritt kommt bei unseren Vertriebspartnern sehr gut an. Farbvielfalt, Bildwelt und Markenbotschaften vermitteln ein sehr positives und modernes Bild. Uns ging es dabei in erster Linie darum, konzernübergreifend unsere Markenwelt zu vereinfachen. Das ist uns gelungen.
Gibt es im Zuge der Zinswende bald wieder eine klassische Police der Baloise? Und bleiben Sie der Riesterrente treu?
Bassir: Nein, es wird sicher keine Renaissance der klassischen Police geben. Und auch der Riesterrente gebe ich keine Zukunft – zumindest nicht in der derzeitigen Form. Aktuell erfährt eher die Basisrente einen Aufschwung. Diese kann für uns neben der dritten Schicht der Altersvorsorge, in die auch die "Baloise Best Invest" gehört, ein weiterer strategischer Ansatzpunkt werden.
Fondspolicen und Berufsunfähigkeitsversicherungen sind komplexe Produkte. Welche Unterstützung bieten Sie Maklern und Ihrer Ausschließlichkeit?
Bassir: Unter anderem eine laufende Weiterbildung. Bei uns können sich Vermittler zum Beispiel im Investmentbereich qualifiziert online weiterbilden und das "DWS-Fonds-Diplom powered by Baloise" abschließen. Dazu kommt umfangreiche Unterstützung zu verschiedenen Themen, beginnend mit der Anbahnung und Beratung über die Geschäftsabwicklung bis hin zur Bestandspflege. Dabei legen wir auf zwei Aspekte besonderen Wert: Das sind zum einen technische Services wie Datentransfer, elektronische Anträge und eine schnelle Policierung. Der zweite Aspekt ist die persönliche Betreuung. So haben wir etwa im Rahmen der Einführung der "Best Invest" zusätzlich zur dezentralen Maklerbetreuung ein Expertentelefon eingerichtet, bei dem Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner sofort Produkt- und Verkaufsinformationen erhalten.
In den Medien tauchten zuletzt Berichte über eine mögliche Fusion der Baloise mit der Helvetia auf. Was würde das für Ihr Deutschlandgeschäft bedeuten?
Bassir: Da wir Marktgerüchte nicht kommentieren, auch nicht wenn sie falsch sind, brauchen wir darüber nicht zu sprechen.
Wir danken für das Gespräch. (jb)