Cogitanda-Insolvenz: Das müssen Makler jetzt wissen
Anfang letzter Woche hatte der Cyber-Spezialist Cogitanda Dataprotect auf seiner Website die Insolvenz angekündigt, am 28. November erfolgte der Vollzug. Inzwischen sind auch die Assekuradeur-Töchter in die Pleite gerutscht. Wie sich die Lage nun darstellt.
Am vergangenen Montag (25.11.) hatte der Vorstand der Cogitanda Dataprotect AG in Altenahr verkündet, für die Gesellschaft Insolvenz beantragen zu wollen. "Es besteht aber grundsätzlich weiter Versicherungsschutz", betonte Franziska Geusen, Geschäftsführerin von Hans John Versicherungsmakler, einem Spezialmakler für Vermögensschaden-Haftpflichtversicherungen (VSH), und Vorständin des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung, daraufhin gegenüber FONDS professionell ONLINE.
Seit vergangenem Donnerstag (28.11.) liegt nun eine offizielle Insolvenzbekanntmachung vor, wonach Cogitanda Dataprotect beim Amtsgericht Köln Insolvenzantrag gestellt hat (Az.: 70a IN 361/24). An diesem Montag (2.12.) folgte die Insolvenz der Assekuradeur-Tochter Cogitanda Managed Services GmbH in Altenahr, ebenfalls beim Amtsgericht Köln (Az.: 70a IN 365/24). Auch die Assekuradeur-Tochter Cogitanda Insurance Services ist insolvent, vermeldete Cogitanda kurz danach am Montag. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Philip Schober von der Kanzlei Brinkmann & Partner in Köln bestellt. Insolvenzbekanntmachungen können Makler und deren Kunden über die Suche des bundesweiten Portals der Insolvenzgerichte (externer Link) einsehen.
Probleme mit mehrmonatiger Ansage
Als Vorboten der Situation können die Verstimmungen zwischen Maklern und Cogitanda aus dem Sommer gewertet werden. Das Unternehmen hatte dieses Jahr dem Vertrieb die Courtagen gekürzt, beziehungsweise gab es Unmut, weil Cogitanda aus Sicht der Makler kurzfristig und ohne Rücksprache Bedingungen oder Annahmerichtlinien geändert hatte (FONDS professionell ONLINE berichtete hier und hier). Offenbar war am Ende die Kalkulation nicht mehr aufgegangen und es gelang dem Vorstand auch nicht, neue Investoren an Bord zu holen.
Zwar ist "nur" der Assekuradeur und nicht der eigentliche Risikoträger insolvent, unterstreicht Geusen, doch der Flurschaden sei insbesondere unter den von regionalen Maklern betreuten Industrie- und Gewerbekunden spürbar, wo Cogitanda in der Wachstumssparte Cyber einen substanziellen Marktanteil auf sich vereinigt hatte. Geschäftspartner und Kunden würden schnellstmöglich über das weitere Vorgehen informiert, schreibt der Cogitanda-Vorstand auf der Website und kündigt FAQ zu den drängendsten Fragen an. "Bis dahin bitten wir um Geduld, damit der weitere Geschäftsbetrieb ungehindert fortgeführt werden kann. Die gesamte Bearbeitung von Verträgen und Schadensfällen ist bis auf Weiteres sichergestellt."
Anfragen an Cogitanda und einige Versicherer
Das klingt nach der Vorgeschichte alles andere als beruhigend. Daher hat FONDS professionell ONLINE erneut bei Cogitanda nachgehakt. Die drängendste Frage: Wann kommen endlich die FAQ? Und was sagen die eigentlichen Risikoträger zur Lage, insbesondere was Deckung, Schadenbearbeitung und fortlaufende Courtagezahlung angeht?
In der erwähnten Mitteilung des Unternehmens von diesem Montagnachmittag heißt es dazu: Die Versicherungsverträge, die Cogitanda als Assekuradeur abgeschlossen hat, behielten weiterhin ihre Gültigkeit. Auch die Services zur Prävention und zum Schadenmanagement würden weiter in vollem Umfang geboten. Die wesentlichen Vertragspartner der Gruppe, insbesondere die wichtigen Risikoträger, hätten bestätigt, die Zusammenarbeit für den aktuellen Vertragsbestand fortsetzen zu wollen. Aktuell zeichne Cogitanda jedoch bis auf Weiteres kein Neugeschäft. Der gesamte Zahlungsverkehr werde ab sofort über Treuhandkonten abgewickelt, sodass sichergestellt werde, dass Prämienzahlungen von Kunden an die Risikoträger weitergeleitet werden. Laufende und zukünftige Schäden würden weiterhin bearbeitet. Vertriebspartner sollen schnellstmöglich mit weiteren Informationen versorgt werden.
Parallel gingen von der Redaktion Anfragen auch an die eigentlichen Risikoträger, dem Vernehmen nach die Württembergische, die Sparkassenversicherung und der Bayerische Versicherungsverband. Wie von der Kanzlei Michaelis in Hamburg zu hören ist, stehen "hinter allen uns bekannten Cogitanda-Deckungen Konsortien in Gestalt der offenen Mitversicherung". Das bedeutet, dass regelmäßig selbstständige und getrennte Versicherungsverträge mit den im Versicherungsschein genannten Versicherern im Umfang der ausgewiesenen Beteiligungsquote bestehen, erklärt Rechtsanwalt Vincent Jacobsen. Bei diesen Solvency-II-regulierten Versicherern seien keine Insolvenzrisiken erkennbar, beruhigt die Kanzlei.
Zahlreiche offene rechtliche und finanzielle Fragen
Dennoch: Cogitanda hatte mit den Risikoträgern Deckungskonzepte und Servicevereinbarungen, die nun geplatzt sind, und bekam auch Courtagen, von denen man seine Untervermittler, in diesem Falle kooperierende Versicherungsmakler, bezahlt hat, was nun auch nicht mehr erfolgen dürfte. Anwalt Jacobsen rät Maklern, Ruhe zu bewahren und die Kunden über den aktuellen Sachstand zu informieren, sofern bekannt.
Die Redaktion hat am vergangenen Wochenende wichtige Fragen an die Risikoträger gerichtet. Bis Redaktionsschluss am Montag (2.12.) gab es zumindest von der Versicherungskammer Bayern (VKB) und der SV-Versicherung erste Antworten: Der Versicherungsschutz sei völlig unabhängig von der Insolvenz der Cogitanda-Gruppe und werde von den Risikoträgern weiter gewährleistet. "Wir stehen zu unserem Leistungsversprechen gegenüber den Kunden", so eine VKB-Sprecherin. Aufgrund der bestehenden Vereinbarungen und den erfolgten Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter und dem Cogitanda-Management gehe man davon aus, dass der Bestand von Cogitanda hinsichtlich Schaden und Betrieb vollumfänglich weiter bearbeitet wird. Die Risikoträger legten größten Wert auf die Leistungsfähigkeit der Strukturen und stehen auch hier zu ihrer Leistungspflicht. "Detailfragen zu den Verträgen mit Cogitanda dürfen unsererseits im laufenden Insolvenzverfahren nicht beantwortet werden", so die Sprecherin weiter.
Der vermeintlich einfache Rat, die Verträge schnellstens umzudecken, dürfte aktuell in vielen Fällen ins Leere laufen. Zunächst müssten Makler klären, ob der einzelne betroffene Versicherungsvertrag bereits wirksam verlängert wurde oder noch ordentlich gekündigt werden kann. "Die meisten Versicherungsverträge haben sich aber wohl bereits durch branchenübliche Verlängerungsklauseln mit Drei-Monats-Frist verlängert", meint Jacobsen. Ein Sonderkündigungsrecht ergebe sich aus dem Versicherungsvertrag eher nicht, außer wegen Prämienerhöhung.
Deckung wohl weitgehend gegeben, aber Courtageansprüche?
"Daher sollte im Zweifel vorerst vom Fortbestand der Deckung ausgegangen werden, mit der Folge, dass etwaige Umdeckungsinitiativen nach Kundenwunsch eher zur nächsten Fälligkeit avisiert werden können", betont der Rechtsexperte – zumeist im Herbst mit Kündigung zu Silvester. Eile sei dagegen geboten, wenn eine Deckung über Cogitanda noch in der Schwebe ist, denn der Makler müsse im Kundeninteresse unbedingt vermeiden, dass eine Sachlage eintritt, bei der es an Deckung fehlt.
Makler Stefan Rumpp, ehrenamtlicher Vorstandschef der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler (IGVM), hatte seine Kunden nach den Querelen im Sommer umgedeckt und riet dies auch seinen Berufskollegen. "Alle Mandanten sind unserer Empfehlung gefolgt, den Versicherer zu wechseln", bestätigte Rumpp jetzt für die Confin GmbH Finanz- und Versicherungsmakler in Fellbach, deren Geschäfte er führt. Nachteile für die Kollegen, die zum 1. Januar 2025 Cogitanda-Verträge nicht umgedeckt haben, fürchtet Rumpp sehr wohl: Makler könnten ihre Courtage verlieren beziehungsweise müssten sie gegebenenfalls mit hohen Einbußen aus der Insolvenzmasse einfordern. (dpo)