Versicherungskunden haben ein immer stärkeres Interesse an nachhaltigen Versicherungsprodukten. Es besteht aber eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage: Während 90 Prozent derjenigen, die in den nächsten zwölf Monaten ein neues Versicherungsprodukt abschließen möchten, sich für ein nachhaltiges Produkt entscheiden würden, gaben nur 18 Prozent der Befragten an, von einem Versicherer aufs Thema Nachhaltigkeit angesprochen worden zu sein. 

Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer im Dezember durchgeführten Studie der Beratungsgesellschaft EY, für die eine repräsentative Gruppe von 2.000 Privatpersonen in Deutschland befragt wurde. Die Studie ergab auch, dass nur 24 Prozent der Versicherungskunden mindestens eine nachhaltige Versicherungspolice haben. Allerdings ist die Bereitschaft gering, mehr zu zahlen: Nur 19 Prozent der Befragten wären bereit, einen höheren Preis für nachhaltige Versicherungsprodukte zu bezahlen. 

Riesiges Potenzial
"Viele Branchen haben die Bedeutung von Nachhaltigkeit schon lange erkannt und setzen losgelöst von regulatorischen Vorgaben darauf. Versicherungsunternehmen sind allerdings noch eher zurückhaltend und schätzen die Nachfrage gering ein", erläutert Patrick Pfalzgraf, Partner bei EY EMEIA Financial Services. "Dabei ist Nachhaltigkeit mehr als eine regulatorische Pflicht und hat ein riesiges Potenzial für die Versicherungsbranche."

So ergab die Befragung, dass für über 82 Prozent das Thema Nachhaltigkeit ein relevanter Faktor für ihre nächste Kaufentscheidung ist – unabhängig von Alter, Geschlecht, Schulbildung oder Einkommen über alle Gesellschaftsschichten hinweg. Für 84 Prozent der Befragten sind Nachhaltigkeitsaspekte auch bei Versicherungsprodukten relevant. Und knapp jeder Zweite, der bereits eine Kapitalanlage besitzt, achtet dabei auf Nachhaltigkeit. 

Hohe Wechselbereitschaft
Der interessierte Kundenkreis für nachhaltige Versicherungen ist mit 90 Prozent der Befragten zwar groß, doch viele fühlen sich noch recht verloren. Denn aktuell würden 45 Prozent dieser Zielgruppe keine Versicherungsgesellschaft als besonders nachhaltig bezeichnen – sie wissen also gar nicht, an wen sie sich mit ihrem Nachhaltigkeitsbedürfnis wenden können. Dies erklärt auch, warum über die Hälfte der Befragten (56 %) für ein nachhaltiges Versicherungsprodukt zu einer neuen Versicherung wechseln würde. (jb)