Getsafe wird wieder zum Assekuradeur
Das Heidelberger Versicherungs-Start-up Getsafe gibt seine Versicherungslizenzen zurück. Versicherungspolicen wird es künftig aber weiter als Assekuradeur in Kooperation mit Versicherungsgesellschaften anbieten.
Getsafe vollzieht einen Strategiewechsel und gibt seine eigenen Versicherungslizenzen zurück. Das Heidelberger Insurtech wird stattdessen künftig wie schon zuvor als Assekuradeur auftreten und mit anderen Versicherern kooperieren, die die Risiken für von Getsafe entwickelte Policen übernehmen. Damit sind auch die in der Vergangenheit kolportierten Pläne für Kranken- und Lebensversicherungen vom Tisch. "Die Lizenz bietet uns keinen Wettbewerbsvorteil mehr. Deshalb werden wir sie im Laufe des Jahres zurückgeben", sagte Getsafe-Gründer Christian Wiens in einem Gespräch mit dem "Handelsblatt".
Mit dem Strategieschwenk erhofft sich Getsafe über alle Sparten hinweg ein schnelleres Wachstum. "Für unser Ziel, die führende Versicherungsplattform für digitale Kunden zu werden, ist der Weg über eigene Lizenzen zu langsam und weniger flexibel", erklärte Wiens. Der zentrale Mehrwert liege in der eigens entwickelten Technologieplattform. Über die Getsafe-App erhalten die aktuell etwa 500.000 Kunden laut Unternehmensangaben unter anderem eine KI-gestützte Beratung und eine Sofortregulierung von Schäden.
Fusion als Alternative
Eine Alternative zur Rückgabe der Lizenz wäre die Fusion mit einem Versicherer mit Lebens- oder Krankenversicherungslizenz gewesen. "Optionen hätte es gegeben, wir gehen nun aber einen anderen Weg", sagte Wiens der Zeitung. Namen nannte er nicht. Das "Handelsblatt" weist darauf hin, dass es mit Ottonova ein Insurtech mit Krankenversicherungslizenz am Markt gibt, das möglicherweise als Fusionspartner infrage gekommen wäre.
Damit setzt sich die Geschichte von Getsafe fort. Das Unternehmen ging 2015 als einer der Anbieter von digitalen "Versicherungsordnern" an den Start, die unter anderem Versicherungskunden zu einem Wechsel bewegen wollten, um die Provisionen für Policen zu vereinnahmen. Getsafe entwickelte sich zwar schnell zu einem Online-Makler weiter, bot dann aber schon Ende 2017 Policen an, wobei es auch schon als Assekuradeur fungierte; Rückversicherer war die Munich Re (zu Assekuradeuren lesen sich auch hier einen Artikel in FONDS professionell; Anmeldung erforderlich). Die Lizenz als Schaden- und Unfallversicherer hat das Start-up dann Ende 2021 erhalten.
Rückgaben von Versicherungslizenzen
Getsafe ist aber nicht das erste Start-up, das seine Versicherungslizenz wieder zurückgibt. Der Gewerbeversicherer Mailo hatte das bereits im Jahr 2022 getan, wie das "Handelsblatt" weiter ausführt. Auch Coya, später unter dem Namen Luko bekannt, und Wefox, dessen Versicherer mit liechtensteinischer Lizenz operierte, taten diesen Schritt. Jüngst machte die Insolvenz des Digitalversicherer Element Schlagzeilen. Beim Sachversicherer von Getsafe standen dagegen 2024 Prämieneinnahmen von 26 Millionen Euro und ein Gewinn im Versicherungsgeschäft von 700.000 Euro in den Büchern. (jb)