Wer mit Investitionen eine nachhaltig ausgerichtete Wirtschaft stärken möchte, hat hierzulande eine gute Auswahl an nachhaltig anlegenden Fonds und fondsbasierten Versicherungsanlageprodukten, die nicht nur ökologische Aspekte, sondern auch die Dimensionen Soziales und gute Unternehmensführung berücksichtigen – im Branchenjargon ESG (Environment, Social, Governance) abgekürzt. Für Produkte, deren Kapitalbasis das Sicherungsvermögen eines Versicherers ist, gilt das aber nicht. Hier existieren kaum ESG-Angebote.

Das könnte sich aber bessern: Ver.de steht schon seit einiger Zeit in den Startlöchern. Der Name steht für "Versicherung.de", zudem meint "verde" grün im Spanischen und Italienischen. Die in München ansässige Gesellschaft, die sich offiziell und mit Genehmigung der Finanzaufsicht Bafin "Versicherer in Gründung" nennen darf, möchte mit Policen punkten, deren zur Absicherung zugrunde liegendes Kapital ausschließlich unter Berücksichtigung von ESG-Aspekten angelegt wird. Die Rendite muss natürlich trotzdem stimmen.

Investments in erneuerbare Energien und Inklusion
"Wir wollen daran mitwirken, die Umwelt so zu gestalten, dass wir selbst und künftige Generationen darin leben können", beschreibt Ver.de-Gründerin und -Ideengeberin Marie-Luise Meinhold das Ziel der Investitionen. Das setzt das Team von Ver.de auch schon seit einiger Zeit um und investiert in erneuerbare Energien, ferner nachhaltige Landnutzung, sozial gerechtes Wohnen, Energieeffizienz und Inklusion.

Wenn die Bafin-Lizenz da ist, sollen nachhaltige Hausrat- und Haftpflichtpolicen für Privathaushalte und Gewerbe den Anfang machen – ein Produkt zur Fahrradabsicherung gibt es sogar schon. Lebens- und Krankenversicherungen sollen folgen. Die Policen sollen zu branchenüblichen Provisionen über Makler vertrieben werden. Allerdings ist der Gründungsprozess für den "richtigen Versicherer" noch nicht abgeschlossen, es klemmt bei der Finanzierung. Auch wenn bereits fast eine Million Euro investiert sind und Ver.de insgesamt 2,4 Millionen Euro zur Verfügung stehen, die zum Großteil aus dem privaten Umfeld kommen: Erst wenn mindestens 3,5 Millionen Euro an Kapital eingesammelt sind, kann Ver.de bei der Bafin die Gespräche zur Zulassung als Versicherer wieder aufnehmen.

Genossenschaft soll es richten
Lösen soll das Kapitalproblem nun die eigene Genossenschaft, deren Mitglieder den Start des Versicherers mit ihren Beiträgen finanzieren könnten. Dazu muss man wissen, dass hinter dem Versicherer die 2017 gegründete Genossenschaft "Ver.de für nachhaltige Entwicklung eG" steht. Mittelfristig soll die Genossenschaft Hauptaktionärin der AG werden. Daher startete Ver.de Anfang 2023 eine Kampagne zur Gewinnung neuer Genossenschaftsmitglieder – durchaus mit Erfolg. Meinhold ist zudem optimistisch, da weitere Gespräche mit potenziellen Investoren stehen. Sollte es klappen, ist sie sehr zuversichtlich, dass die Zulassung durch die Bafin kein großes Problem ist, da Ver.de bereits mit der Aufsicht kooperiert. Auch in puncto Vertrieb geht es voran: "Mit zwei Maklerpools haben wir bereits Absichtserklärungen für eine Kooperation geschlossen", so Matthias Francke, Leiter Vertrieb bei Ver.de. (jb)


Die bisherige Geschichte von Ver.de können Sie in der aktuellen Ausgabe von FONDS professionell (4/2024) ab Seite 274 nachlesen. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin.