Fabian von Löbbecke ist seit 2011 bei HDI Deutschland im Bereich der betrieblichen Altersversorgung (bAV) in verschiedenen Vorstandsgremien tätig. Der Diplom-Mathematiker verantwortet seit März 2022 das Neugeschäft in der betrieblichen und privaten Altersvorsorge.


Herr von Löbbecke, bedeutet der Zinsanstieg generell und die Anhebung des Höchstrechnungszinses für Neuverträge ab 2025 die Renaissance der klassischen Lebensversicherung?

Fabian von Löbbecke: Das sehe ich eher nicht. Natürlich lassen sich aufgrund der geänderten Zinssituation Garantien in Versicherungsprodukten leichter darstellen. Bei einem auf lange Zeiträume angelegten Sparprozess – wie bei Lebensversicherungen üblich – sollte man trotz gestiegener Zinsen weiterhin in hohem Maße auf die Ertragskraft der Aktienmärkte setzen. Dabei bietet die Fondsanlage im Rahmen einer Versicherung neben steuerlich attraktiven Effekten auch Absicherungsmechanismen, die das Risiko der reinen Fondsanlage deutlich mindern.

Durch die Zinswende könnten Versicherer die Rentenfaktoren bei Fondspolicen, die jahrelang gesunken waren, nun wieder erhöhen. Tun Sie das?

Von Löbbecke: Für Neuabschlüsse ab 2025 werden wir den neuen Höchstrechnungszinssatz bei den garantierten Leistungen von 1,0 Prozent berücksichtigen, was beispielsweise auch zu höheren garantierten Rentenfaktoren führen wird. Kunden, die seit Anfang Juli dieses Jahres einen Vertrag abschließen oder abgeschlossen haben, können bei HDI von den Vorteilen bereits profitieren: Bei den Altersvorsorgeprodukten wird der garantierte Rentenfaktor auf das Vertragsguthaben automatisch auf den neuen Höchstrechnungszins angepasst. Bei der Altersvorsorge als Basisrente, beim Einkommensschutz und bei den Risikoprodukten wird ab dem 1. Januar 2025 geprüft, ob die seit Juli abgeschlossenen Verträge in einen Tarif mit höheren Leistungen umgetauscht werden können. Kunden bekommen dann ein entsprechendes Angebot.

Wie geht HDI Deutschland mit dem Thema Kickbacks um?

Von Löbbecke: Wir beteiligen unsere Kunden im Neugeschäft im Rahmen der Überschussbeteiligung an den Kickbacks zu 100 Prozent. HDI Leben war einer der ersten Versicherer im deutschen Markt, die die Kunden fondsindividuell an den Kickbackzahlungen in voller Höhe beteiligt haben.

Wer sind Ihre drei wichtigsten Produktpartner bei Fondspolicen? Und wie hat sich speziell die Produktpalette der konzerneigenen Ampega-Fonds entwickelt?

Von Löbbecke: Wir bieten eine breite Fondspalette an und arbeiten dabei mit zahlreichen namhaften Investmentgesellschaften zusammen. Die Produktpalette der hauseigenen Ampega-Publikumsfonds hat sich in puncto Volumina über die letzten Jahre sehr positiv entwickelt. Auch die Produktqualität wurde jüngst wieder von einem Fachmagazin bestätigt. Der hohe Nachhaltigkeitsanspruch der Fonds drückt sich zudem darin aus, dass nahezu alle Fonds nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung klassifiziert sind und auch als nachhaltige Fonds gemäß Mifid-II-Richtlinie vertrieben werden dürfen. Der Flaggschifffonds Terrassisi Aktien AMI hat mittlerweile ein Volumen von über 1,4 Milliarden Euro erreicht.

Wo steht die Ampega heute im Vergleich zu anderen Fondsgesellschaften hinsichtlich des Umsatzes bei Fondspolicen im Verhältnis zum sonstigen Publikumsfondsgeschäft?

Von Löbbecke: Die Bestände der fondsgebundenen Lebensversicherungen machen bei der Ampega rund ein Drittel der Gesamtbestände der Publikumsfonds aus. Ein Vergleich mit anderen Anbietern ist aufgrund eingeschränkter Datenverfügbarkeit für uns nicht nachvollziehbar.

Halten Sie Makler dazu an, die Fonds in den Policen ihrer Kunden regelmäßig zu überprüfen? Welche Werkzeuge bieten Sie dazu?

Von Löbbecke: Unsere Fondspolicen überzeugen unter anderem durch eine sehr hohe Flexibilität. Ein Kernelelement ist die Möglichkeit, regelmäßig die getätigte Fondsauswahl zu überprüfen und zu ändern. Makler haben in der Regel eigene Vorstellungen, wie sie ihren Beratungsauftrag in diesem Punkt gerecht werden, und reagieren sehr sensibel auf jede Form von äußerem Einfluss. Trotzdem gibt es verschiedene Impulse zur Überprüfung der Fondsauswahl, darunter das Tool "HDI Fondsguide", mit dem Makler und Kunde die Fondsauswahl auch während der Vertragslaufzeit anhand individueller Auswahlkriterien überprüfen können. Ein Fondswechsel kann dann im Online-Kundenportal mit wenigen Klicks beauftragt werden.

Sie betonen stets, dass die betriebliche Altersversorgung (bAV) besser ist als eine private Altersvorsorge. Können Sie das beweisen?

Von Löbbecke: Sie haben Recht: Die Betonung der Vorzüge betrieblicher Rentenpolicen gegenüber privaten ist mein ceterum censeo. Wer das im Detail nachlesen möchte, dem sei ein Blick in den wissenschaftlichen Aufsatz empfohlen, den ich zusammen mit Thomas Dommermuth vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung zu diesem Thema verfasst habe. Er ist auf der Website von HDI Pensionsmanagement verfügbar (externer Link).

Kürzlich haben Sie bei der bAV-Lösung "Safeinvest" eine neue Option eingebaut. Worum geht es?

Von Löbbecke: "Safeinvest" bietet nun auch ein steuerlich attraktives Feature, nämlich die Möglichkeit einer Ratenzahlung von zwei bis zehn Raten, die mit Eintritt in den Ruhestand jährlich ausbezahlt werden. Damit kann die Steuerlast auf zehn Jahre verteilt und durch abgemilderte Progression vermindert werden. Zwei zusätzliche Vorteile dieser Option: Das ausstehende Restkapital wird weiter im HDI-Deckungsstock verzinst und Überschüsse mit der letzten Rate ausbezahlt. Nach Beginn der Ratenzahlung sind alle noch ausstehenden Raten frei vererbbar.

Last but not least: Über Nachhaltigkeit wird viel geredet. Wo steht HDI Leben in diesem Punkt aktuell da? Und was haben Vermittler und Kunden davon?

Von Löbbecke: Viele verstehen unter Nachhaltigkeit bei Lebensversicherern deren Kapitalanlage, aber das ist zu kurz gefasst. Bereits seit langem hat der Talanx-Konzern, zu dem HDI Deutschland gehört, begonnen, ökologische, soziale beziehungsweise gesellschaftliche und Governance-Aspekte stärker im Konzern und damit in seiner Geschäftstätigkeit zu integrieren. Die daraus resultierende Nachhaltigkeitsstrategie will weltweit nachhaltiges Wirtschaften fördern. Basis sind die zehn universellen Prinzipien des UN Global Compact. Das heißt, der Konzern und seine Tochtergesellschaften befolgen sowohl in der Versicherungstechnik als auch bei der Kapitalanlage ESG-Kriterien, darüber hinaus wirken sie in die gesamte Wertschöpfungskette unseres Unternehmens. Kunden und Vertriebspartner erwarten, dass wir das Thema automatisch in unser Handeln integrieren. Nachhaltiges Denken und Handeln ist heute ein Hygienefaktor.

Vielen Dank für das Gespräch. (dpo)


Ein ausführliches Interview mit Fabian von Löbbecke ist in FONDS professionell 3/2024 ab Seite 258 im Rahmen eines umfangreichen Fondspolicen-Spezials erschienen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.