Die anhaltend starke Immobiliennachfrage beflügelt weiterhin das Hypothekengeschäft der deutschen Lebensversicherer. Im Vorjahr vergaben sie Wohnungsbaukredite in Höhe von rund 7,9 Milliarden Euro. Das waren rund vier Prozent mehr als 2015, wie aus aktuellen Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht.

Die Unternehmen legten damit stärker zu als der Gesamtmarkt, wie der Verband in einer Presemitteilung schreibt. Nach Berechnungen des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp) stieg das Gesamtvolumen der ausgezahlten Wohnimmobilienkredite 2016 nur um 0,4 Prozent auf 209,4 Milliarden Euro. Darin erfasst sind alle Anbieter –  also neben Lebensversicherern auch Geschäftsbanken, Sparkassen, Kreditgenossenschaften oder Bausparkassen. Bereits 2015 hatten die Versicherer mit einem Plus von satten 33 Prozent ein überdurchschnittliches Wachstum erzielt.

35 Versicherer bieten Baukredite an
"Die Lebensversicherer nutzen angesichts der Niedrigzinsphase zahlreiche Möglichkeiten, um ihre Kapitalanlagen breiter zu streuen", sagt GDV-Chefvolkswirt Klaus Wiener. Baudarlehen seien wegen der hinterlegten Immobilien relativ sicher, würden aber eine höhere Rendite als Staatsanleihen bester Bonität abwerfen. "Wegen der ausgedehnten Laufzeiten und regelmäßigen Zinszahlungen passen Hypotheken gut zum langfristigen Geschäftsmodell der Lebensversicherer", betont Wiener. Das Finanzierungsgeschäft ist jedoch mit einem höheren Aufwand verbunden. Rund 35 Gesellschaften bieten Baukredite an – zum Teil auch als geförderte Wohnriester-Variante oder in Verbindung mit einer KfW-Förderung.
 
Mit einem Marktanteil von 3,8 Prozent (2015: 3,6%) spielen die Lebensversicherer in der Wohnimmobilienfinanzierung bislang zwar nur eine Statitstenrolle. Sie besetzen aber eine wichtige Nische. Denn während Banken für gewöhnlich vor allem Fixzins-Darlehen mit einer Laufzeit von zehn bis zu 15 Jahren anbieten, vergeben Versicherer problemlos auch Kredite mit Zinsbindungen von 20 oder gar von 30 Jahren (FONDS professionell ONLINE berichtete). Der Grund: Kreditinstitute refinanzieren sich überwiegend über kurzfristige Einlagen wie Girokonten und Termingelder, die Lebensversicherer können die Beiträge ihrer Kunden dagegen sehr viel langfristiger investieren.

Versicherer finanzieren vor allem Wohnungen zur Selbstnutzung
Lebensversicherer finanzieren mit rund 90 Prozent vorwiegend Eigenheime und Eigentumswohnungen, nur ein kleiner Teil entfällt auf größere Zinshäuser. Die von ihnen bereits bewilligten Kreditzusagen lagen Ende 2016 bei knapp 8,2 Milliarden Euro. Sie verteilen sich auf die Finanzierung von Neubauten (25,7%), den Erwerb von Bestandsimmobilien (38,3%) und die Ablösung von Altkrediten (36,0%). (jb)