Versicherer mit Indexpolicen in ihrer Angebotspalette haben diese Produkte zuletzt einer Generalüberholung unterzogen. Der Grund dafür ist vor allem der Anfang 2022 neu festgelegte Höchstrechnungszins. Eine weitere Ursache ist das stark gestiegene Interesse an nachhaltigen Anlage- und Versicherungsprodukten, dem die Indexpolicenanbieter nachkommen wollen. 

FONDS professionell hat zum sechsten Mal die wesentlichen Merkmale der zum Neugeschäft angebotenen Indexpolicen unter die Lupe genommen. Wie in der Analyse für das Jahr 2021 sind aktuell 16 Anbieter am Markt. Kein Unternehmen hat sich aus dem Geschäft mit Indexpolicen zurückgezogen, es ist aber auch keines hinzugekommen. Im Vergleich zu den Jahren zuvor, als immer mehr Versicherer versuchten, mit Indexprodukten einen Ausweg aus dem Niedrigzinsdilemma zu finden, ist das eine echte Trendwende.

100 Prozent geht nicht mehr
Ansonsten sind am Indexpolicenmarkt keine großen Veränderungen zu verzeichnen, jedoch ganz wesentliche Anpassungen der Produkte. "Diese springen zuerst ins Auge, wenn man die Bruttobeitragsgarantien betrachtet", sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Ratingagentur Assekurata. Die Kölner haben in ihrer aktuellen Studie "Überschussbeteiligung und Garantien in der Lebensversicherung" auch das Segment der Indexpolicen untersucht.

In der Tat ist zu erkennen, dass erstmals kein Anbieter mehr eine hundertprozentige Bruttobeitragsgarantie bietet. Im Frühjahr 2016, als FONDS professionell die Tarife der Versicherer zum ersten Mal unter die Lupe nahm, lagen diese Garantien bei sämtlichen Anbietern bei 100 Prozent. "Inzwischen haben die meisten Gesellschaften ihre Garantien auf 80 bis 90 Prozent gesenkt", weiß Experte Heermann. 

Das Problem mit dem Höchstrechnungszins
Der Grund für den Abschied von der 100-Prozent-Garantie ist der Höchstrechnungszins, der im Januar von 0,9 auf 0,25 Prozent gesenkt wurde. "Bei einer Indexpolice mit einer Laufzeit von 30 Jahren, in die der Inhaber einen monatlichen Betrag von 100 Euro einzahlt, beliefe sich der Barwert für die spätere volle Rückzahlung der Bruttobeträge bereits im ersten Jahr auf 93 Euro monatlich", rechnet Michael Hauer vor. Diese Summe lässt sich nach Kosten natürlich nicht darstellen. 

Zudem behalten sich außer der SV Leben alle Anbieter vor, den Kunden im Extremfall von der Indexbeteiligung auszuschließen, wenn dies zur Garantiefinanzierung erforderlich ist. Damit ginge das wesentliche Merkmal einer Indexpolice verloren, die auf diese Weise zur klassischen Lebensversicherung würde. Die Barmenia und der Volkswohl-Bund fahren ihre Garantie da lieber gleich auf null. 

Mix aus Fonds- und Indexpolice
Die Axa und ihre Tochter, die Deutsche Ärzteversicherung, gehen einen anderen Weg und haben ihr Produktkonzept "Relax Rente" 2022 grundlegend überarbeitet. "Axa bietet in der Relax Rente 'Chance' und 'Comfort Plus' eine Kombination aus Indexbeteiligung und freier Investmentanlage an", sagt Markus Willmes, Leiter des Produktmanagements Vorsorge bei dem Versicherer. Damit sind die Tarife keine reinen Indexprodukte mehr, sondern ein Mix aus Fonds- und Indexpolice. 

Zudem hat die Axa als erster Anbieter für seine neuen Tarife einen "Floor" eingezogen, der eine negative Wertentwicklung des Underlyings bei minus 1,5 Prozent begrenzt. Insgesamt geht der Trend bei den Deckelungsinstrumenten seit dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 immer mehr in Richtung Partizipationsquote. Policen mit Quote sind in Zeiten stark schwankender Märkte vorteilhafter, da sie an positiven Indexentwicklungen stärker teilhaben als solche mit Cap. Bei einem Modell mit Renditedeckel dauert es länger, bis Einbrüche aufgeholt sind, daher kann es leichter zu Nullrunden kommen.

"Neutrale" Geschäftsaussichten
Zu beobachten ist außerdem, dass die Barmenia, die SV Leben und die Stuttgarter ihre Indexauswahl um nachhaltig ausgerichtete Indizes ergänzt haben. Damit reagieren sie auf die gestiegene Nachfrage nach Produkten, die auf ESG setzen. Eine große Zukunft scheinen die Versicherer für ihre Indexprodukte nicht mehr zu sehen. Auf einer Skala von sehr negativ (–2) bis sehr positiv (+2) beurteilen sie in der Assekurata-Studie die Geschäftsaussichten für Indexpolicen mit 0,71 als "neutral" – obwohl sie diese gerade erst generalüberholt haben. (am)


Einen ausführlichen Bericht über die jüngsten Entwicklungen am Markt für Indexpolicen und einen Überblick über die wesentlichen Merkmale der im Neugeschäft angebotenen Produkte finden Sie in der aktuellen Ausgabe 2/2022 von FONDS professionell ab Seite 280. Angemeldete Nutzer den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.