Klinikrente: So lief es 2024 beim Versorgungswerk
Branchenversorgungswerke für die Betriebsrente sind im Aufwind – trotz ausgebliebener Reform der Betriebsrente und der Grenzen in der Kapitalanlage durch die aufgezwungenen Garantien. Wie die Konsortiallösung der Klinikrente 2024 funktioniert hat.
Die Klinikrente, die sich als zweitgrößtes Versorgungswerk Deutschlands nach der Metallrente sieht und in der Gesundheitswirtschaft stark verbreitet ist, hat 2024 erneut Zuwächse erreicht – nach zum Teil kräftigem Wachstum 2023. Rund 11.400 Menschen kamen aus der Gesundheitsbranche neu hinzu (2023: +12.550). Insgesamt 357 weitere Unternehmen schlossen sich der Klinikrente an (2023: +441), sodass inzwischen 6.410 Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen sowie ambulante Unternehmen Mitglied im Versorgungswerk sind.
Starken Zulauf gab es 2024 von Unternehmen aus dem ambulanten Bereich. "Anders als in Krankenhäusern, wo durch den hohen Verbreitungsgrad der Zusatzversorgung (VBL, kommunale Zusatzversorgungskassen, kirchliche Zusatzversorgung) überdurchschnittlich gute bAV besteht, haben viele ambulante Einrichtungen erheblichen Nachholbedarf und entschieden sich stärker für den Branchenstandard Klinikrente", beobachtet Geschäftsführer Hubertus Mund. Von den 357 Neubeitritten stammten rund 70 Prozent aus dem ambulanten Bereich.
Betriebsrente weiter mit Zulauf
Gut 8.800 und damit über drei Viertel der Neuverträge machen Policen der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) in Form von Direktversicherungen und U-Kassen aus, während 2.570 Neuverträge der Einkommenssicherung (BU- und Grundfähigkeitspolicen) dienen. Im Bestand waren Ende 2024 über 137.000 versicherte Personen (+5.000), davon mehr als 101.200 in der bAV. Rund 36.200 Bestandsverträge privater Arbeitskraftabsicherung kämen hinzu.
Versorgungswerke sind Sozialeinrichtungen bestimmter Branchen oder sonstiger Gruppen, die den Mitgliedern und teilweise auch Angehörigen vergünstigte Möglichkeiten zur Absicherung elementarer Lebensrisiken bieten. Primär geht es um die lebenslange betriebliche Altersrente, häufig auch kombiniert mit finanziellen Leistungen bei Invalidität oder Hinterbliebenenzahlungen bei Tod. Die Branchenlösung Klinikrente entstand 2002 auf Initiative des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken. 2024 wurden im Schnitt 1.322 Euro pro Jahr und Arbeitnehmer in der bAV angespart.
Konsortium großer Versicherer hat Regie für Kapitalanlage und Vertrieb
Bei der Klinikrente, die seit Mitte 2023 zur Ecclesia Gruppe gehört, dem größten deutschen Versicherungsmakler für Unternehmen und Institutionen, agiert bis heute ein Konsortium im Hintergrund bei der Kapitalanlage und im Vertrieb. Risikoträger sind Allianz, Condor, Deutsche Ärzteversicherung, R+V sowie Swiss Life. Zugleich bedient das Branchenversorgungswerk inzwischen über 38 Tarifverträge (Vorjahr: über 30), die direkt von den Sozialpartnern in den Kundenunternehmen abgeschlossen worden sind.
Eine eigene Kapitalanlage wird nicht betrieben, da dies bei den Konsorten geschieht, so Mund. Die Klinikrente deklariert in den Durchführungswegen der klassischen Direktversicherung und U-Kasse 2025 wie schon im Vorjahr eine Gesamtverzinsung im Sicherungsvermögen von bis zu 3,4 Prozent, davon eine laufende Verzinsung von bis zu 2,55 Prozent. Bereits seit einigen Jahren setzt das Versorgungswerk auch auf kapitalmarktorientierte Lösungen – durch Anlage in Investmentfonds.
Höherer Garantiezins und kapitalmarktnahe Tarife
"Ein echtes Highlight ist die Erhöhung des Höchstrechnungszinses auf 1,0 Prozent, die erste Erhöhung im Neugeschäft seit 30 Jahren", erinnert Mund. Diese Anpassung werde sich positiv auf die Vorsorgelösungen der Klinikrente auswirken. "Allerdings setzt sich bei der bAV der Mitgliedsunternehmen – unabhängig von der Erhöhung des Garantiezinses – der Trend zu abgesenkten Garantien und kapitalmarktnahen Anlagen weiter fort", weiß Mund. Wie auch in anderen Branchen entschieden sich immer mehr Beschäftigte bei der Entgeltumwandlung für kapitalmarktnahe Produkte.
Seit 2023 bietet die Klinikrente auch für die U-Kasse einen kapitalmarktnahen Tarif, bei dem ein Teil der Beiträge in das Metallrente-Fondsportfolio fließt. Bereits seit 2022 offeriert das Versorgungswerk im Rahmen einer beitragsorientierten Leistungszusage (BoLZ) im Vorsorgekonzept "Chance" Garantieniveaus von wahlweise 90, 80 oder 60 Prozent. Die Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) gibt es bei der Klinikrente nur noch im Metallrente-Pensionsfonds. Hintergrund: Unter dem Namen "Klinikrente im Metall-Pensionsfonds" können seit 2021 auch Beschäftigte im Gesundheitswesen mit dem Metall-Pensionsfonds vorsorgen.
Arbeitgeber zahlen Fachkräften mehr bei Entgeltumwandlung zu
Der Engpass bei Fachkräften verstärkt sich in der Gesundheitsbranche weiter. "Arbeitgeber sind gezwungen, sich bestmöglich für potenzielle Mitarbeiter zu präsentieren, wobei die bAV als maßgeblicher Benefit wahrgenommen wird", beobachtet Mund. Mischfinanzierte bAV mit überdurchschnittlichen Arbeitgeberzuschüssen von bis zu 100 Prozent des Umwandlungsbetrags sei immer häufiger anzutreffen.
Auch mit neuen digitalen Services will die Klinikrente die betriebliche Vorsorge im Gesundheitswesen 2025 voranbringen. Kürzlich wurde über die angebotenen Arbeitgeberportale die "Übernachtpolicierung" von Neuanträgen ermöglicht, die den Personalabteilungen die weitere Verarbeitung wesentlich vereinfacht und beschleunigt.
Negativer Trend bei betrieblicher Einkommensabsicherung
Die Niedrigzinsphase hat die Angebote zur privaten Einkommenssicherung kontinuierlich verteuert. "Im Ergebnis waren die Neuabschlüsse seit 2022 rückläufig, auch 2024", konstatiert Mund. Es kamen nur 2.570 Neuverträge hinzu (2023: +3.538). Der Vertragsbestand wuchs geringfügig auf gut 36.200 Stück, der Durchschnittsbeitrag ebenfalls auf 1.251 Euro pro Jahr.
Im Zusammenhang mit der Anhebung des Höchstrechnungszinses habe die Klinikrente zu Jahresbeginn ein umfassendes Produkt-Update vorgenommen. In der BU-Versicherung ("KlinikRente.BU") sind Nachversicherungsmöglichkeiten erweitert, eine Karrieregarantie eingeführt (bei Gehaltssprung von mindestens fünf Prozent ist einmal jährlich die Erhöhung der BU-Rente im selben Verhältnis ohne erneute Risikoprüfung möglich) und höhere Absicherungsmöglichkeiten für Ärzte nach einer Praxisübernahme geschaffen worden. Zudem gebe es verständlichere Leistungsdefinitionen in den Versicherungsbedingungen.
Die Grundfähigkeitsversicherung ("KlinikRente.Vitalschutz") ist komplett erneuert worden und bietet nun mindestens 30 versicherte Leistungsauslöser (im Premium-Tarif: 45). Auf Antragsfragen zu psychischen Vorerkrankungen wird verzichtet. Zudem wurde das Mindesteintrittsalter auf zehn Jahre verringert, um sich für die Zielgruppe der Schüler zu öffnen. Es gebe nun auch eine Wechseloption in die BU-Versicherung – beitragsfrei und ohne erneute medizinische Risikoprüfung.
Weiterer Qualitätssprung soll Umsatzsprung bringen
Die neuen Vorsorgelösungen zur Einkommenssicherung sind lebensbegleitend und bieten flexible, individuelle Optionen. "Wir gehen davon aus, dass sich 2025 wieder mehr Beschäftigte für eine Einkommenssicherung entscheiden", hofft der Geschäftsführer. Bereits 2024 hatte das Versorgungswerk seine Angebote zur betrieblichen Einkommenssicherung in Form von Berufsunfähigkeits-, Grundfähigkeits- und Pflegezusatzversicherungen optimiert.
Der Zugang wurde seinerzeit vereinfacht, insbesondere die Möglichkeiten einer Absicherung über die sogenannte Dienstobliegenheitserklärung mit vereinfachten Gesundheitsfragen. Die Absicherung steht seither nicht nur den Beschäftigten in Gesundheitsberufen, sondern allen Mitarbeitern im Gesundheitswesen offen. "Entscheidend ist nicht der Beruf, sondern die Branche", so Mund. (dpo)