Nachgefragt: Aus diesen Gründen kaufen Pools Vergleichsrechner
In den vergangenen Jahren haben Maklerpools und Finanzvertriebe alle wichtigen Vergleichsrechner für Versicherungen übernommen. Ein neuer unabhängiger Anbieter startet erst zum Jahresende. FONDS professionell fragte nach, welches Kalkül hinter dem Vorgehen der Finanzdienstleister steht.
Vergleichsrechner sind ein wichtiges Instrument für Versicherungsvermittler. Nur mit ihnen ist es möglich, sich im Dschungel der Tarife zurechtzufinden – und dem Kunden die passende Police zu besorgen. Während die Auswahl bei Versicherungsprodukten fast endlos erscheint, gilt das nicht für die Vergleichsrechner selbst. Hinzu kommt, dass die großen Vergleicher so gut wie alle nicht mehr selbstständig sind – ein Umstand, der viele Makler die Stirn runzeln lässt. Einen Lichtblick gibt es aber: Vor knapp zwei Wochen wurde bekannt, das Ex-Softfair-Chef Matthias Brauch Ende des Jahres mit Comparit ein neues unabhängiges Tool für den Vergleich von Lebensversicherungen starten wird.
Bis dahin ist die Situation so: Franke und Bornberg Research, das mehrere Vergleichs- und Analyseplattformen betreibt, ging zum Jahreswechsel an die Finanzberatungssparte von Swiss Life Deutschland. Die Ratingsparte Franke und Bornberg GmbH, die Firmenmitgründer Michael Franke weiterführen wird, blieb davon unberührt. Softfair gehört seit 2017 einer gemeinsamen Firma der Fonds-Finanz-Gründer Norbert Porazik und Markus Kiener. Im selben Jahr kaufte eine Tochterfirma des Hypoport-Konzerns Innosystems, das nun als Smart Insurtech firmiert. Blau Direkt erwarb 2018 eine 49-prozentige Beteiligung am Burscheider IT-Haus Objective IT plus Option auf weitere zwei Prozent. 2020 kaufte JDC Morgen & Morgen, einen Experten für Lebens- und Krankenpolicen. Damit sind nur zwei große Anbieter nicht in Händen von Pools oder Vertrieben: der Kfz-Spezialist Nafi, der Teil der Acturis-Gruppe ist, und Mr-Money.
Wichtiger Mosaikstein
Die Pools und die Vertriebe haben eine Reihe an verschiedenen, individuellen Gründen für die Beteiligungen an oder die Übernahme von Vergleichsrechnern. Hinzu kommt aber ein übergeordneter Punkt: "Es geht heute darum, Vermittlern eine zusammenhängende, medienbruchfreie Plattform rund um ein Maklerverwaltungsprogramm zu bieten, damit sie effektiv und zeitsparend arbeiten können, ohne etwa Kundendaten mehrfach eingeben zu müssen", so Henning Plagemann, Geschäftsführer des Branchenportals Deutsche-Versicherungsboerse.de (DVB). Vergleichsrechner mit Antragsstrecken seien nur ein Teil dieser Plattformen, wenngleich ein wichtiger. "Denn nur mit einem solchen System, in dem alle für die Vermittler relevanten Daten enthalten sind, gelingt es, neue Makler für sich zu gewinnen", ergänzt Andreas Adam, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Ajco Solutions.
Derartige Plattformen bieten laut Plagemann eigentlich nur die Pools. Zwischen frei zugänglichen Maklerverwaltungsprogrammen und Vergleichstools seien solche bruchfreien Prozesse in aller Regel nicht so komfortabel beziehungsweise umständlicher in der Handhabung. Viele Makler haben daher einen "Hauspool" und nutzen andere nur für bestimmte Produkte. Allerdings benötigen die Pools für solche "Rundum sorglos"-Pakete IT-Kapazitäten – die ihnen ein Softwarehaus, das Vergleichsrechner bietet, ebenfalls liefern kann. Insofern waren die Zukäufe ein recht cleverer Schachzug. (jb)
Einen Überblick über die Vergleichsrechner, die die großen Pools und Vertriebe ihren Partnern bieten, sowie einen ausführlichen Bericht über die verschiedenen Gründe der Finanzdienstleister für den Kauf von Vergleichern finden Sie in der aktuellen Ausgabe 1/2023 von FONDS professionell.