Die Leistungsausgaben in der privaten Krankenversicherung (PKV) sind 2023 stark gestiegen. Laut dem "PKV-Marktausblick 2024/2025" der Ratingagentur Assekurata, der an diesem Montag (27.5.) vorgestellt wurde, kletterten die Ausgaben um 9,1 Prozent auf 26,4 Milliarden Euro. Seit 2018 betrug der Ausgabensprung sogar 24,9 Prozent. Dies belastet die Branche.

In der Folge mussten die Versicherer die Beiträge nach oben anpassen. Die Bestandsbeiträge wuchsen bei Vollversicherungen 2023 im Schnitt um 4,9 Prozent und im Beihilfegeschäft um 4,5 Prozent. "Im nächsten Jahr dürften die Anhebungen deutlich höher ausfallen", sagt Assekurata-Bereichsleiter Abdulkadir Cebi. Im Schnitt könnten es mehr als 6,5 Prozent im Normalgeschäft und 4,3 Prozent im Beihilfegeschäft sein. Grund seien die steigenden Ausgaben für Behandlungen und Medikamente.

Reservepolster schmilzt
Die PKV-Unternehmen können diese Erhöhungen aber begrenzen. Dafür nutzen sie die Reserven aus den Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB). Dieses Reservepolster schmolz 2023 jedoch um 3,1 Prozentpunkte auf 33,5 Prozent. Nach Erkenntnis von Cebi gibt es hier sehr große Unterschiede am Markt. "Die RfB-Quote kann nicht stabilisiert werden und zeigt absteigende Tendenz", so Cebi. Einige Anbieter seien ausgezeichnet aufgestellt und könnten stabile Beiträge anbieten, andere weniger.

Folge: Einzelne Versicherer könnten die nötigen Beitragserhöhungen nur in geringem Umfang kleinhalten. Die RfB lasse sich auch nicht in kurzer Frist auffüllen. Daher könnten die Versicherer mit hoher RfB bis zu vier Jahre lang einen Wettbewerbsvorteil haben. "Es wird eine Differenzierung innerhalb der Anbieter bei den Beitragsanpassungen geben", so Cebi weiter. Gut aufgestellte Gesellschaften werden mit der Beitragsstabilität argumentieren und dies auch in der Beratung nutzen. Entlastung bringe auch das wachsende Ergebnis aus Kapitalanlagen. Die laufende Durchschnittsverzinsung betrug 2023 branchenweit 2,75 Prozent (2022: 2,6 Prozent).

Erstmals wieder Nettozuwachs im Bestand
Erstmals fielen 2023 die Neuabschlüsse in der Vollversicherung wieder höher aus als die Abgänge an die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und durch Tod von Kunden. Aktuell gebe es 8,7 Millionen PKV-Vollversicherte im Bestand. Damit wurde der seit 2012 anhaltende Abrieb gestoppt. Die Versicherer versuchen nach Beobachtung von Assekurata teilweise auch durch neue leistungsstarke Tarife die Zielgruppen der freiwillig GKV-Versicherten und Familien weiter von sich zu überzeugen. Auch die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze wird hier eine Rolle gespielt haben.

"Es ist aber noch zu früh, von einer Trendumkehr zu sprechen", so Cebi. Der Nettogewinn von 3.000 Kunden sei noch ein sehr "zartes Pflänzchen", zumal weiter hohe Kostensteigerungen drohten. Immerhin: Bereits das sechste Jahr in Folge gab es mehr Zugänge aus der GKV in die PKV als umgekehrt Abgänge in die GKV – siehe Grafik.

Quelle: Assekurata

Betriebliche Krankenversicherung mit rasantem Aufschwung
Als Lichtblick erweist sich beim Wachstum – wie schon in den Vorjahren – weiter die betriebliche Krankenversicherung (bKV), die immer mehr an Fahrt aufnimmt (+11,6 Prozent gegenüber 2022). Insgesamt wuchs die Zahl der Zusatzversicherten von 21,5 Millionen 2009 auf 30 Millionen 2023 (+2,5 Prozent gegenüber 2022). Inzwischen gebe es 36.000 versicherte Firmen (2015: 3.800) mit 3,6 Millionen versicherten Arbeitnehmern (2015: 1,5 Millionen) und 1,97 Millionen versicherten Angehörigen (2015: 0,58 Millionen).

Inzwischen 21 Anbieter offerieren in der bKV sogenannte Budgettarife, was einem starken Anstieg in den vergangenen beiden Jahren entspricht. Diese Tarife bieten ein breiteres Leistungsspektrum als die Einzeltarife und wurden 2018 von der Halleschen auf den Markt gebracht. Bei solchen Modellen wählt die Firma für ihre Belegschaft ein Gesundheitspaket in Kombination mit einer bestimmten Budgethöhe, die jedem Mitarbeiter pro Jahr zur Verfügung steht. Je nach Belieben können die Angestellten medizinische Leistungen aus verschiedenen Bereichen wählen. (dpo)


Der 38 Seiten lange Foliensatz der Studie ist von Assekurata gratis per E-Mail (kerstin.voss@assekurata-solutions.de) zu bekommen.