Für 2025 schreiben die Lebensversicherer ihren Kunden das dritte Jahr in Folge immer höhere Zinsen gut, trotz zuletzt sechs aufeinanderfolgender Senkungen der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Allerdings hat sich der Aufwärtstrend bei der laufenden Verzinsung verlangsamt, ergab die Marktstudie 2025 zu Überschussbeteiligungen und Garantien der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur Anfang März. Untersucht wurden dabei vier Produktgattungen: Klassik, Neue Klassik, Indexpolicen und Fondspolicen mit Garantien.

Die Studie umfasst auch Geschäftstrends der Lebensversicherung in Deutschland, zu denen sich 28 von 39 teilnehmenden Gesellschaften geäußert haben. Ergebnis: Es geht in Trippelschritten aufwärts, befindet Assekurata. Die Antworten wurden auf einer Skala von sehr negativ (-2) über neutral (0) bis sehr positiv (+ 2) abgegeben und als Indexpunkte zusammengefasst. "Aktuell liegt die Geschäftslage mit einem Indexwert von 0,18 höher als im Vorjahr, und auch die Geschäftserwartungen für 2025 haben sich mit einem Wert von 0,19 gegenüber 2024 leicht erholt", hat Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, beobachtet.

Verhaltene Prognosen
Dennoch bleiben die Anbieter vorsichtig: Kein einziger Versicherer bewertet seine Gesamtgeschäftslage oder -erwartungen als sehr positiv. Gründe für die verhaltenen Prognosen dürften vor allem das schwache wirtschaftliche Gesamtumfeld, die unsicheren Zins- und Inflationsaussichten und die angespannte weltpolitische Lage sein, glaubt Heermann.

Zwischen den einzelnen Produktsegmenten lassen sich der Studie zufolge deutliche Unterschiede identifizieren. Fondspolicen ohne Garantie bleiben klar die Nummer eins. Ihre Geschäftsaussichten werden mit 1,32 Indexpunkten noch positiver bewertet als im Vorjahr (1,17). Hybride Fondspolicen mit Garantie schneiden mit 0,5 zwar schwächer ab als im vergangenen Jahr (0,7), ihnen wird aber ebenfalls noch eine positive Erwartung beigemessen (0,68). Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) erweist sich trotz schwieriger konjunktureller Lage als potenzieller Wachstumsmotor und liegt mit einem Indexwert von 0,75 insgesamt auf Platz zwei. Die Erwartungen sind mit 0,82 sogar noch etwas optimistischer als im Jahr zuvor.

Indexpolicen verlieren weiter an Attraktivität
Biometrieprodukte blieben positiv, allen voran die Berufsunfähigkeitsversicherung. Allerdings falle deren Bewertung mit 0,57 etwas schwächer aus als im Vorjahr (0,83). Risiko-Lebensversicherungen entwickelten sich langsam aus dem neutralen Bereich wieder nach oben, erklärt Hermann. Konventionelle Altersvorsorge-Policen lägen dagegen unverändert im negativen Bereich. Trotz eines ordentlichen Indexjahres 2024 verlieren Indexpolicen (-0,46) weiter an Attraktivität im Vergleich zum Vorjahr (-0,18). Die klassische Lebensversicherung bleibt Schlusslicht (-1,14), zeigt allerdings eine leichte Verbesserung gegenüber der Studie von 2024 (-1,23). Im Vergleich dazu schneidet die Neue Klassik noch am besten ab (-0,43).

© Assekurata

Ein Vergleich mit den vergangenen Jahren zeigt laut Assekurata, dass Fondspolicen durchweg positive bis sehr positive Bewertungen erhalten, während klassische Modelle – mit Ausnahme der bAV – an Bedeutung verlieren. "Zwar tragen höhere Überschussbeteiligungen und gestiegener Höchstrechnungszins aktuell zu einer besseren Prognose bei, allerdings reicht dies nicht aus, um eine Renaissance der klassischen Lebensversicherung zu bewirken", so Herrmann.

Geändertes Geschäftsmodell verringert Alleinstellungsmerkmale
Der anhaltende Trend in Richtung Fondspolicen bedeute zugleich, dass kollektive Ausgleichsmechanismen über die Deckungsstöcke der Anbieter, wie sie die Lebensversicherung traditionell prägen, sukzessive an Bedeutung verlieren. Stattdessen dominierten Fonds-Investitionen und direkte Kapitalmarktbeteiligungen das Altersvorsorgegeschäft der Lebensversicherer. Dadurch setze sich die Branche verstärkt dem Wettbewerb mit Banken und Investmentanbietern aus. Einfacher dürfte das Neugeschäft dadurch nicht werden, schätzt Herrmann. Einzig die lebenslange Rente bleibe ein Alleinstellungsmerkmal.

Laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) konnten die Lebensversicherer 2024 zumindest beim Einmalbeitrag wieder ein deutliches Plus verzeichnen. Beim laufenden Beitrag hingegen traten die Unternehmen auf der Stelle. Der Wettbewerb zu alternativen Anlageformen bleibe hoch, gerade im Einmalbeitrags-Segment. Vieles hänge von der weiteren Zinsentwicklung ab. Hinzu kämen regulatorische Herausforderungen, die die Produktgestaltung und den Geschäftserfolg der Lebensversicherer beeinflussen. (dpo)