Reale Fälle: So entscheidet der Ombudsmann für Versicherungen
Im vergangenen Jahr beschwerten sich weniger Kunden beim Versicherungsombudsmann als 2021. In seinem Jahresbericht nennt Wilhelm Schluckebier nicht nur Zahlen zur neuesten Statistik, sondern schildert auch 27 abgeschlossene Fälle. FONDS professionell ONLINE hat einige davon dokumentiert.
Im vergangenen Jahr sind beim Versicherungsombudsmann 15.907 Beschwerden neu eingegangen (-13,3 %) und 16.277 beendete worden (-2,3 %). Zulässig waren allerdings nur 11.898 Beschwerden (-15,7 %). Dies hatte der Schlichter schon Ende Januar bekanntgegeben.
Beschwerden über Vermittler spielen beim Versicherungsombudsmann eine sehr untergeordnete Rolle. Von den 15.907 Beschwerden betrafen nur 444 Versicherungsvermittler. Diese Zahl hat gegenüber 2021 um gut ein Drittel abgenommen. Laut Tätigkeitsbericht waren über 23 Prozent davon unzulässig (104), da es keinen Zusammenhang mit der Vermittlung der Verträge selbst gab. Zulässig waren lediglich 331 Beschwerden, also zwei Prozent aller Beschwerden.
Weniger Entscheidungsfreiraum bei Streit mit Vermittlern
"Richtet sich die Beschwerde allein und ausdrücklich nur gegen den Vermittler, so kann ich nicht bindend entscheiden", hatte Ombudsmann Wilhelm Schluckebier vor einigen Wochen im Interview mit FONDS professionell ONLINE erklärt. Der Grund: Nur die freiwillig teilnehmenden Versicherer haben den Ombudsmann mit der Befugnis zur bindenden Entscheidung ausgestattet. Die Vermittler sind indessen durch staatliche Verordnung zur Teilnahme an einem Schlichtungsverfahren verpflichtet.
Kürzlich stellte Constantin Graf von Rex, Geschäftsführer des Schlichter-Vereins, den "Jahresbericht 2022" (externer Link) vor. Traditionell wird dabei auch die Erfolgsquote der zulässigen Beschwerden genannt. Bei den 2022 beendeten Verfahren betrug die Erfolgsquote zugunsten der Kunden bei den Beschwerden über Versicherer 48,5 Prozent (2021: 45,1 %). Die Lebensversicherung wird gesondert betrachtet. Hier gab es 2022 aus Kundensicht 34,1 Prozent erfolgreiche Beschwerden (2021: 29,7 %). Die Zahl der aus Kundensicht erfolgreichen Beschwerden über Vermittler betrug bei den 2022 beendeten Verfahren nur 5,9 Prozent (2021: 16,8 %).
Nicht nur 2019, 2020 und 2021 gab es interessante Fälle, in denen der Ombudsmann verärgerten Kunden von privaten Versicherungen helfen konnte. Auch 2022 war dies wieder der Fall – siehe die Bilderstrecke oben. (dpo)