Die gesetzliche Rente bleibt zentraler Bestandteil der Alterssicherung, was zunehmend finanzielle Herausforderungen mit sich bringt. Das Umlagesystem ist – wie andere Alterssicherungssysteme auch – durch den demografischen Wandel belastet. Zudem stockt die Verbreitung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge, wodurch einem wachsenden Teil der Bevölkerung womöglich Altersarmut droht. Gundula Roßbach, die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund, spricht im Interview mit FONDS professionell in ihrem Berliner Dienstsitz meist Klartext. In einigen Punkten bleibt sie jedoch vage, wohl auch, weil ihr Haus stets die Vorgaben des Gesetzgebers umsetzen muss – egal, ob die Maßnahmen auf lange Sicht Erfolg versprechen oder nicht.


Frau Roßbach, immer wieder gibt es Kritik am Umlagesystem der gesetzlichen Rente, das vor dem Aus stünde. Sie widersprechen dem. Also: Warum droht dem Umlagesystem nicht das Aus?

Gundula Roßbach: Unsere langjährigen Erfahrungen sprechen für das Umlagesystem. Das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung hat sich über 130 Jahre als sehr verlässlich, widerstands- und anpassungsfähig erwiesen. Viele wirtschaftlich schwierige Phasen, die deutsche Wiedervereinigung und ein Teil des demografischen Wandels – die gesetzliche Rentenversicherung hat diese Herausforderungen gerade wegen des Umlageverfahrens erfolgreich gemeistert. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies auch für zukünftige Herausforderungen gilt.

Wie steht denn die DRV aktuell da?

Roßbach: Die Renten werden in diesem Jahr wieder deutlich steigen: zum 1. Juli um 3,74 Prozent, was insbesondere der guten Lohnentwicklung des letzten Jahres zu verdanken ist. Auch die aktuelle finanzielle Situation der gesetzlichen Rentenversicherung ist stabil. Der Beitragssatz ist seit Jahren konstant bei 18,6 Prozent. Nach allen Berechnungen können wir diesen Beitragssatz auch im nächsten Jahr halten. Natürlich ist die weitere Entwicklung der Rentenversicherung von der wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung am Arbeitsmarkt abhängig. Und auch die politischen Entscheidungen einer neuen Bundesregierung spielen eine wichtige Rolle.

Welche Stellschrauben sorgen für eine sichere Rente? Und welche Folgen hätte die Aussetzung des Nachhaltigkeitsfaktors, die im Koalitionsvertrag bis 2031 vorgesehen ist, langfristig?

Roßbach: Sichere Renten haben für mich zwei Aspekte. Zum einen geht es um den gewohnten Lebensstandard im Rentenalter. Es gibt eine gute Rente. Unser Drei-Säulen-Modell der Alterssicherung bedeutet allerdings, dass die gesetzliche Rente in der Vergangenheit durch die Riester-Reform etwas abgegeben hat, was durch zusätzliche Altersvorsorge ersetzt werden muss. Hier sind der Staat und die Anbieter von betrieblichen oder privaten, staatlich geförderten Vorsorgeangeboten gefragt, kostengünstige, verbraucherfreundliche Angebote zu schaffen. Diese Vorsorgeprodukte müssten dann auch die gesamte Rentenphase abdecken, denn sie ersetzen den abgebauten gesetzlichen Rentenanteil. Die in der Diskussion stehenden Alternativen von Kapitalauszahlungen und befristeten Auszahlungsplänen bieten keine lebenslange Absicherung.

Und der andere Aspekt?

Roßbach: Der andere Aspekt von "sicheren Renten" ist ihre dynamische Entwicklung. Die Dynamik der gesetzlichen Rente folgt grundsätzlich der Lohnentwicklung und ermöglicht dadurch mehr als nur einen Inflationsschutz. Eine gute Lohnentwicklung, basierend auf einer guten wirtschaftlichen Entwicklung und einem starken Arbeitsmarkt, ist zusammen mit einem hohen Beschäftigungsstand die Voraussetzung für eine sichere gesetzliche Rente.

Zum 1. Juli steigen die Renten wie erwähnt um 3,74 Prozent. Ist das angesichts der Teuerung nicht zu wenig? Und könnten künftig auch Rentenkürzungen anstehen, wenn die Lohnentwicklung angesichts einer Wirtschaftskrise stagnieren würde?

Roßbach: Die Rentensteigerung ist gesetzlich geregelt und richtet sich nach der Lohnentwicklung des letzten Jahres, die sehr positiv ausfiel und deutlich über der Kerninflation lag. Die Inflationsrate für dieses Jahr wird bei etwas über zwei Prozent erwartet. Eine Kürzung der Renten ist übrigens gesetzlich ausgeschlossen.

Vielen Dank für das Gespräch. (dpo)


Das vollständige Interview mit Gundula Roßbach lesen Sie in Ausgabe 2/2025 von FONDS professionell ab Seite 250. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.