Riester-Minus 2022: DWS rüstet Berater für Kundengespräche
In wenigen Wochen verschickt die DWS ihre Riester-Depotauszüge für das Jahr 2022. Mancher Kunde wird da schwer schlucken müssen: Die Fonds liegen deutlich im Minus, einer büßte sogar grob die Hälfte seines Wertes ein.
Die DWS hat ein zwölfseitiges Dokument "Fragen zur aktuellen Wertentwicklung der DWS-Riesterverträge und der DWS-Vorsorgefonds im Jahr 2022" veröffentlicht. Die Ausführungen können Vermittlern dabei helfen, ihren Kunden die negative Performance des vergangenen Jahres zu erläutern und sie vor unüberlegten Schritten zu bewahren.
Dass die Riester-Kunden in diesem Jahr mehr Fragen zu ihren Verträgen haben als in der Vergangenheit, darf als gesichert gelten. Denn in den Depotunterlagen 2022, die die DWS ab Mitte März an ihre mehr als 600.000 Altersvorsorgekunden verschicken möchte, wird in den meisten Fällen ein dickes Minus stehen.
Nur eine "Momentaufnahme"
"Das Jahr 2022 war vor allem durch Kursrückgänge bei den Rentenfonds geprägt", heißt es in der Vermittlerinformation, die FONDS professionell ONLINE vorliegt. Besonders hart erwischt hat es den DWS Vorsorge Rentenfonds XL Duration, der Teil der "Kapitalerhaltungskomponente" langlaufender Riester-Verträge ist. Der Fonds wird so verwaltet, dass seine Zinssensitivität vergleichbar mit der einer 30-jährigen Nullkupon-Staatsanleihe ist. Die Zinswende 2022 sorgte dafür, dass er im vergangenen Jahr satte 49,6 Prozent an Wert verlor. Auch der DWS Vorsorge Premium, der vor allem auf Aktien setzt und damit die "Wertsteigerungskomponente" der Riester-Policen bildet, schloss im Minus, auch wenn der Verlust mit 13,7 Prozent weniger dramatisch ausfiel als bei Anleihen mit langer Restlaufzeit.
"Die Mehrzahl der DWS-Riesterverträge weist daher im abgelaufenen Jahr eine eher negative Wertentwicklung auf", heißt es in dem Schreiben. "Diese Momentaufnahme hat allerdings keinen Einfluss auf die Beitragszusage zum Ende der jeweiligen Ansparphase des einzelnen Riestervertrages", betont die Deutsche-Bank-Tochter.
Immerhin: Die Aktienquote liegt jetzt wieder deutlich höher
Der Anbieter weist auch darauf hin, dass die in den Vorjahren im Trend sinkenden Zinsen den Rentenfonds "Kursgewinne beschert und damit zu Wertzuwächsen in den DWS-Riesterdepots geführt" hatten. Allerdings hatte der Renditerückgang auch Nachteile: "So hat sich das Niedrigzinsumfeld hemmend auf die Aktienquote in den Vorsorgeverträgen ausgewirkt und die Depots waren mehrheitlich in niedrig verzinsliche Rentenfonds angelegt", erläutert die DWS. "In einem unveränderten Umfeld wären daher die aufgelaufenen Kursgewinne über die nächsten Jahre durch die negative laufende Verzinsung der vorhandenen Anleihen wieder weitgehend aufgezehrt worden."
Auf mittlere und lange Sicht sei es eine gute Botschaft, dass jetzt wieder ein höheres Zinsniveau herrsche, denn das berge Renditechancen. "Die steigenden Zinsen bei den Staatsanleihen haben dazu geführt, dass wir die Aktienquote innerhalb des gesamten Riester-Bestandes im Verlauf des Jahres 2022 von durchschnittlich vier auf aktuell circa zwölf Prozent erhöhen konnten."
Neue Riester-Policen? "Eher unwahrscheinlich"
In dem Schreiben beantwortet die DWS zudem Fragen zu ihrer Wertsicherungsstrategie und ihrem Garantiemodell. Außerdem äußert sich der Anbieter zur Frage, ob er bald wieder neue Riester-Verträge anbieten wird – er hatte das Neugeschäft im Sommer 2021 eingestellt.
Derzeit sei nicht abzusehen, ob und wann die Bundesregierung die überfällige Riester-Reform in Angriff nehme, erläutert der Asset Manager. Die DWS und andere Anbieter hatten mehrfach gefordert, die Beitragsgarantie fallen zu lassen, weil nur dann eine attraktive Rendite für die Kunden möglich sei. "Die aktuelle Zinsentwicklung hat (…) dazu beigetragen, dass neue Riester-Verträge sich im Allgemeinen wieder positiver entwickeln könnten", betont die DWS. Aber: "Die gegenwärtig geltenden regulatorischen Bedingungen (…) machen einen Wiedereinstieg in das Riester-Geschäft für uns eher unwahrscheinlich." (bm)
Kommentare
Vorgehen ist insgesamt sehr schwer nachzuvollziehen
Antworten1. Warum führen die Institutionen DWS / Deutsche Bank und auch die Zurich nicht die Gespräche mit Ihren Kunden, bevor der Bescheid mit dem fetten Minus eingeht? Halte ich für wesentlich glaubhafter und professioneller. Psychologisch gesehen Ist das Vorgehen für Profis absolut schlecht, zumal der Verlauf ja spätestens ab April 2022 erkennbar war. Ganz nebenbei stellen Sie Ihre Berater nachdem das Kind im Brunnen ist vor eine absoluter "Scheissaufgabe", wenn diese erst so spät angewiesen werden zu reagieren (NICHT agieren). Davon mal abgesehen sind die Verträge ja auch mit enormen Kosten versehen. Da kann man doch eine Top - Kunden Info zur rechten Zeit erwarten ( und nicht kleine Info und Website) . Oder nicht? Das gibt dem ganzen Riesteransehen noch einmal einen riesen Schlag ins Gesicht. Obwohl die Verträge ja nicht immer für alle schlecht sind. 2. Persönlich habe ich Langläufer bereits im März / April 2023 aus meinem Portfolio geworfen. Gleiches habe ich auch meinen Söhnen empfohlen. Was hat die Zurich und auch DWS bewogen, das Portfolio in 2022 genauso wie 2021 zu belassen? Warum hat man nicht bis spätestens!!! Mitte 2023 z.B. die Hälfte anders angelegt. Der Wertzuwachs ist bei meiner Frau für die abgelaufen 17 Jahre weg. Er ist sogar negativ. Klar gibt es die Garantie. Persönliche Einzahlungen und Zulage sind sicher. Trotz staatlicher Zulagen, keine Rendite!!! Ohne Zulagen(Staat/Steuern) wäre die Anlage+Kostenpolitik ein Vollkatastrophe. Oder, was sehe ich falsch. Noch einmal die Frage, was bewegt die Kreditinstitute, so einseitig anzulegen?? Warum hat man die Anlagen nicht gesplittet? Gibt es schon Reaktionen der Verbraucherschutzverbände? oder vom Bundesverband Verbraucherschutz?? Gerne erwarten ich Ihre Antworten
Fischstäbchen am 21.04.23 um 20:45