Vor einigen Jahren plante die Politik, bei Lebensversicherungen einen Provisionsdeckel einzuführen. Das Vorhaben wurde Anfang 2021 schließlich aufgegeben. Der Finanzaufsicht Bafin sind aber die Kosten von Lebensversicherungen, insbesondere von Fondspolicen, weiterhin ein Dorn im Auge. Sie kritisiert das schlechte Preis-Leistungsverhältnis vieler Produkte, das auch den hohen Vertriebskosten geschuldet ist.

Vor diesem Hintergrund hatte sie im Mai des laufenden Jahres einen Provisionsrichtwert bei Lebenspolicen angekündigt, ohne aber Details zu nennen – bis heute. Einen Termin für die Veröffentlichung der Pläne der Behörde gibt es weiterhin nicht. Ein Grund dafür ist, dass der Richtwert politisch umstritten ist – vor allem die FDP ist dagegen.

Bafin-Referatsleiter äußert sich zu Provisionsrichtwert
Vor ein paar Tagen berichtete nun das Branchenportal "Kapital-Markt intern", dass sich ein Bafin-Referatsleiter auf einer Veranstaltung der Deutschen Versicherungsakademie zum geplanten Richtwert geäußert habe. Demnach werde es keinen "Angriff auf den provisionsbasierten Vertrieb" geben. Es sollten laut vielmehr "Ausreißer" eingefangen werden. Daher werde es, so die KMI-Schlussfolgerung, wohl keinen Provisionsrichtwert und erst recht keinen Provisionsdeckel geben. 

Zudem wolle die Bafin ihre Erwartungshaltung nicht in einem offiziellen Rundschreiben kundtun, in dem sie ihre Verwaltungspraxis erklärt, sondern "in einem Merkblatt als Selbstbindung der Verwaltung". Ferner ist dem Bericht zu entnehmen, dass der Referatsleiter "Kennzahlen-Überlegungen der Aufsicht" vorstellte. Dabei sollen Neugeschäft und Storno, Abschluss- und Verwaltungskosten, die Aufwendungen für Versicherungsvermittler und Effektivkosten eine Rolle spielen, so der Branchendienst.

Bafin arbeitet an "wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten" bei Lebenspolicen
Die Bafin reagierte nur mit dürren Worten auf den Bericht. "Die Bafin plant weiterhin eine Veröffentlichung zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten, insbesondere zur Vertriebsvergütung. In absehbarer Zeit sollen weitere Informationen auf der Bafin-Internetseite zur Verfügung gestellt werden", teilte die Behörde auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit. 

Zudem plane sie, im Rahmen ihres risikoorientierten Aufsichtsansatzes insbesondere diejenigen Versicherer einer näheren Prüfung zu unterziehen, "bei denen die Effektivkosten der kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukte im Branchenvergleich deutlich erhöht sind". Daher bleibt der Branche nur weiter abzuwarten, bis die Aufsicht ihre Karten auf den Tisch legt. (jb)