Die Lebensversicherer in Deutschland sind im Moment wieder pessimistischer gestimmt. Obwohl die Zinswende bilanziell entlastet, scheint die Sorge vor einem weiteren Wirtschaftseinbruch und den damit verbundenen Risiken durch Storno, Konsum- und Anlagezurückhaltung die Aussichten zu trüben. Das geht aus der aktuellen Erhebung der Ratingagentur Assekurata zur Einschätzung der Geschäftsentwicklung der Lebensversicherer hervor. Demnach beurteilen die Gesellschaften ihre Geschäftslage insgesamt auf einer Indexskala von +2 (sehr positiv) bis -2 (sehr negativ) mit -0,07. Im vergangenen Jahr lag der Wert bei +0,42. Allerdings seien die Aussichten auf das Gesamtjahr 2023 nicht negativ, sondern mit einem Wert von 0 neutral.

Der Grund dafür ist laut Lars Heermann, Bereichsleiter Assekurata, dass längst nicht alle Produktfelder gleichermaßen vom Konjunkturtief betroffen sind. So seien bei den Einschätzungen für die verschiedenen Produktsegmente deutliche Abweichungen nach oben und unten festzustellen. Als wesentlichen Neugeschäftstreiber identifizieren die Lebensversicherer weiterhin die Fondspolicen. Verträge ohne Garantien stehen dabei in der Wachstumsgunst der Unternehmen noch über den Garantievarianten. Positiv, wenngleich geringer als in den Vorjahren, ist auch die Einschätzung zu Biometrieprodukten, mit Einschränkung auch zu Risikolebensversicherungen. Letztere dürften aber unter den rückläufigen Kaufaktivitäten auf den Immobilienmärkten leiden, da sie häufig zur Hypothekenabsicherung abgeschlossen werden. 

Keine "Renaissance" der Klassik
Auffällig ist laut Heermann die Einschätzung zur betrieblichen Altersvorsorge, deren aktuelle Geschäftslage mit +0,71 noch positiv eingestuft wird, in der Erwartung für 2023 aber massiv zurückgeht und in den negativen Bereich fällt. Hier werfen etwaige Rezessionseffekte auf die wirtschaftliche Situation von Unternehmen offenbar ihre Schatten voraus. "Die Neue Klassik und die Indexpolicen fallen trotz der zum Teil erhöhten Überschussdeklarationen bei Lage und Erwartung negativ aus, wobei vor allem die Erwartungen an die Neue Klassik zurückgegangen sind. Auch die (alte) Klassik wird weiterhin stark negativ eingestuft. Zwar hat sich deren Lageeinschätzung gegenüber den Vorjahren etwas verbessert. Hieraus eine 'Renaissance' der Klassik abzuleiten, wäre aber sicherlich fehlinterpretiert", schreibt Heermann." (jb)