Wer eine Lebensversicherung abschließt, möchte das nur bei einer wirtschaftlich gesunden Gesellschaft tun. Bei der Wahl des Versicherers hilft die jeden Herbst erscheinende Analyse von Professor Hermann Weinmann. Der Wissenschaftler vom Institut für Finanzwirtschaft der Hochschule Ludwigshafen hat auch für 2023 die Bilanzen der 16 größten im Neugeschäft aktiven Lebensversicherer in Deutschland unter die Lupe genommen – und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Nicht der Seriensieger Allianz Leben, sondern die Hannoversche Leben steht wirtschaftlich am solidesten dar. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt", der die zuerst in der "Zeitschrift für Versicherungswesen" veröffentlichte Auswertung vorliegt.

Der Versicherungsexperte schaut alljährlich auf Kennzahlen wie Ertragskraft, Kosten Bewertungs- und Verlustreserven sowie den Netto-Neuzugang an Versicherungsverträgen und gibt ein betriebswirtschaftliches Urteil ab. Die maximale Punktzahl, die ein Versicherer erreichen kann, ist 1.000. Diese hat die Hannoversche Leben nicht ganz erreicht, kommt aber immerhin auf 900 Punkte, so das "Handelsblatt". Außerdem bekommt sie als "Verbrauchernote" ein "Sehr gut": Im Rahmen dieser Note berücksichtigt Weinmann zusätzlich die Beteiligung der Versicherten an den Erträgen und die Solvenzquote. Hier punktet die Hannoversche unter anderem bei den Bewertungs- und Verlustreserven.

Diese Versicherer sind auch solide aufgestellt
In der betriebswirtschaftlichen Bewertung kommt die Allianz mit 850 Punkten ähnlich gut weg. Auf den weiteren Plätzen folgen die Alte Leipziger und die Nürnberger mit je 650 Punkten, dann die Debeka Leben, die WWK Leben, die HDI Leben und die Axa Leben mit jeweils 550 Punkten. Als Verbrauchernote erhält die Allianz auch ein "Sehr gut", die Alte Leipziger und die Nürnberger bekamen ein "Gut" und ein "Gut minus".

Weimanns aktuelle Auswertung fördert ferner zutage, dass die Spanne bei den Betriebskostenquoten der analysierten Versicherer sehr groß ist. Auf diesen Teil schaut die Branche genauer, nachdem die Finanzaufsicht Bafin immer wieder die hohen Effektivkosten einiger Gesellschaften anprangert. "Ob von 100 Euro, die der Kunde zahlt, 4,90 Euro oder 18,70 Euro für erweiterte Betriebskosten abgehen und nicht für Risikotragung und Kapitalanlage zur Verfügung stehen, ist ein riesiger Unterschied", zitiert das "Handelsblatt" den Versicherungsexperten.

Allianz punktet mit niedrigen Kosten
Niedrige Kostenquoten weisen beispielsweise der Direktversicherer Cosmos Leben und der Marktführer Allianz Leben auf. Eine hohe Kostenbelastung müssen dagegen die Kunden von WWK Leben, Nürnberger Leben und HDI Leben hinnehmen, berichtet die Wirtschaftszeitung.

Bei den drei Anbietern liegt die erweiterte Betriebskostenquote bei mehr als 18 Prozent. Allerdings gab es bei den Kosten insgesamt schon Bewegung: Ein Beispiel ist Generali Deutschland Leben, die in den Weinmann-Analysen seit vielen Jahren einer der Anbieter mit der höchsten Kostenquote war. Hier einigten sich Versicherer und Aufsicht Anfang des Jahre auf die Lösung, die Rendite des Kollektivs nachträglich zu erhöhen. (jb)