Veganes Essen beschert Versicherer mächtig Ärger
Der Münsteraner Versicherer LVM bietet in seiner Kantine neuerdings vegane Speisen an. Die Belegschaft goutiert das – einige Kunden jedoch nicht. Sie drohen sogar damit, Policen zu kündigen.
Der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster (LVM) hat sich Ärger mit einigen Kunden eingehandelt, weil er in den sozialen Medien den Genuss von Fleisch kritisierte. Manche Versicherte erwägen deshalb sogar, ihre Verträge zu kündigen.
Doch von vorne: Der LVM beteiligt sich in diesem Jahr am "Veganuary", bietet in seiner Kantine in der Münsteraner Zentrale im Januar neben den üblichen Gerichten also auch vegane Kost an. Um das bekannt zu machen, berichtete der Versicherer in sozialen Netzwerken über das Vorhaben – einem Artikel der "Süddeutschen Zeitung" zufolge unter anderem mit einem Post, in dem vorgerechnet wurde, was eine Million Menschen bewirken können, wenn sie 31 Tage lang auf tierische Produkte verzichten. "Das Ergebnis: 103.840 Tonnen CO2-Äquivalente sowie 6,2 Millionen Liter Wasser ließen sich einsparen, und 3,4 Millionen Tierleben blieben verschont", so die Zeitung. Basis sei eine Studie der Harvard University.
"Widerliche Hetze"
Das wollten mehrere Landwirte nicht auf sich sitzen lassen – und warfen dem Versicherer in Kommentaren zu den Social-Media-Einträgen unter anderem "widerliche Hetze" vor. "Die bäuerliche Community sieht in dem Beitrag, der inzwischen wieder gelöscht wurde, einen Angriff auf ihr Geschäftsmodell", so die "SZ".
"Ich habe meine LVM-Verträge schon im vergangenen Jahr nach der Großspende an den Nabu gekündigt und kann jeden Berufskollegen verstehen, der sich nach der jetzt bekannt gewordenen Vegan-Propaganda vom LVM verabschiedet", lässt sich Alfons Wolff, Bundessprecher der Freien Bauern, auf der Website der Vereinigung zitieren.
Der Versicherer gibt sich zerknirscht
Wolff forderte LVM-Vorstandschef Mathias Kleuker sogar auf, mit folgenden Worten klar Position gegen die "vegane Hetzkampagne" zu beziehen: "Bäuerliche Tierhaltung in Deutschland leistet einen wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherung. Ohne Tiere könnten viele pflanzliche Rohstoffe nicht verwertet werden, die Folge wären Hunger und Elend. Tierhaltung ist klimaneutral, da den Treibhausgasen der Tiere die CO2-Bindung durch die Fotosynthese der Futterpflanzen gegenübersteht. Bäuerliche Tierhaltung geht verantwortungsvoll mit den ihr anvertrauten Geschöpfen um."
Dass sich Kleuker diese Worte zu eigen macht, ist unwahrscheinlich. Allerdings hat der LVM bereits in einem Brief an Kunden reagiert, aus dem die "SZ" zitiert: "Unser Social-Media-Beitrag hat bei vielen unserer Kunden aus der Landwirtschaft zu Irritationen geführt, die wir gut nachvollziehen können." Das Unternehmen habe das Thema außerdem schlecht aufbereitet und "diskussionswürdige Zahlen zitiert". In diesem Monat möchte das Unternehmen dennoch weiterhin vegane Speisen in seiner Kantine anbieten, so die Zeitung. (bm)
Kommentare
Missmanagement
AntwortenDas ist ja derart dämlich, dass es schon weh tut. Kennt der LVM-Vorstand überhaupt seine Kundenstruktur? Der Vorstand gehört sofort auf die Straße gesetzt, und durch einen ersetzt, dem die eigenen Kunden wichtiger sind, als der woke Zeitgeist.
beta am 10.01.23 um 15:56Vielleicht sollte man als Versicherer aufwachen, denn der Elfenbeinturm ist vorbei. Wer gegen seine eigene Kundschaft vorgeht, der braucht sich nicht zu wundern, wenn diese später weg ist. Fällt man in Ungnade bei den Kunden, verschwindet das Produkt genauso wie der Versicherer an andere Stelle. Man braucht sich nur das Produkt "Riester" anschauen, einmal zerstört und der Abstieg fängt an.
Bruno1968 am 10.01.23 um 11:47