Die Vienna Insurance Group (VIG) übernimmt die angeschlagene Nürnberger Versicherung. Nach rund zwei Monaten Prüfung entschied sich der fränkische Versicherer am Donnerstag (16.10.), das Kaufangebot des österreichischen Versicherers anzunehmen und eine Zusammenschlussvereinbarung zu unterzeichnen. Das teilten beide Seiten mit.

Die VIG bietet den Aktionären der Holding Nürnberger Beteiligungs-AG je Stückaktie der Nürnberger 120 Euro und so in Summe 1,38 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 154 Prozent im Vergleich zum Aktienpreis am 13. Mai  – dem letzten Handelstag vor Ankündigung der Prüfung strategischer Optionen durch die Nürnberger selbst. Seitdem ist der Kurs des Papiers stetig gestiegen, an der Börse Frankfurt lag der Kurs am Freitagvormittag (17.10.) bei 118,50 Euro.

Nürnberger-Großaktionäre nicken Deal ab
Dem ging voraus, dass die Großaktionäre der Nürnberger – die Munich Re, die Versicherungskammer Bayern (VKB), die japanische Daido Life Insurance und die Swiss Re – trotz im Vorfeld geübter Kritik am Verkaufsprozess, sich im Rahmen "unwiderruflicher Andienungsvereinbarungen" verpflichteten, Aktien in Höhe von insgesamt rund 64,4 Prozent des Grundkapitals der Nürnberger zu liefern. Auch die Mitglieder des Vorstands des Versicherers werden sämtliche von ihnen gehaltenen Aktien abgeben.

Der Startschuss des Verkaufs fiel auf der Hauptversammlung der Nürnberger im Mai. Dort kündigte deren Vorstand an, einen Verkauf zu prüfen. Gründe für dieses Ansinnen nannte der Versicherer aus Franken damals nicht. Allerdings lief es zuletzt nicht wirklich rund: Im Geschäftsjahr 2024 hatte die Nürnberger einen Rekordverlust von 77 Millionen Euro verbuchen müssen. Schon 2023 war der Konzernumsatz zwar stabil bei 4,4 Milliarden Euro geblieben, das Konzernergebnis war aber vor allem wegen der hohen Inflation und erheblichen Elementarschäden in der Schadenversicherung von 69,8 Millionen Euro auf 42,8 Millionen Euro gesunken.

Verhandlungen mit VIG ab August
Am 8. August meldeten die Nürnberger und die VIG, dass die Österreicher bei den Franken einsteigen möchten. Beide Unternehmen vereinbarten dazu eine Due-Diligence-Prüfung zum möglichen Erwerb einer kontrollierenden Mehrheit von mehr als 50 Prozent an der Nürnberger Beteiligungs-AG. Der Prozess war exklusiv, die Nürnberger verhandelte mit keiner anderen Gesellschaft, prüfte aber nach eigenen Angaben wohl weiterhin andere Angebote.

Die nun geschlossene Zusammenschlussvereinbarung enthält nach Angaben beider Seiten die "wesentlichen Bestimmungen und Bedingungen des Erwerbsangebots, die geplante zukünftige Organisations- und Corporate-Governance-Struktur sowie die mit der Transaktion verfolgte Geschäftsstrategie". Die VIG beabsichtigt einer Mitteilung zufolge, die Nürnberger "in ihrer Transformation zum Präventionsversicherer zu unterstützen und ihre Positionierung als richtungsgebender Anbieter von Biometrie-Produkten auch innerhalb der VIG-Gruppe auszurichten".

"Identitätserhalt der starken Marke Nürnberger"
"Ziel der Investition ist, nachhaltiges und profitables Wachstum für die Nürnberger-Gruppe zu ermöglichen und mit der Diversifikation über den Spezialmarkt Deutschland auch die langfristige Wachstumsstrategie der VIG in CEE zu unterstützen. Mit unserer Mehrmarkenstrategie bieten wir ideale Voraussetzungen zur Standortsicherung sowie zum Identitätserhalt der starken Marke Nürnberger", lässt sich Hartwig Löger, VIG-Vorstandsvorsitzender, zitieren.

Harald Rosenberger, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger, ergänzt: "Mit der VIG gewinnen wir einen starken Partner, der unsere Werte teilt und unsere strategische Weiterentwicklung unterstützt. Die Partnerschaft wird unsere Transformation signifikant beschleunigen und damit auch unsere Marktposition weiter stärken." (jb)