FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

136 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse R ekorde, Rekorde, Rekorde. Und die Feierlaune geht – trotz des Börsenbe- bens Anfang Februar – munter weiter. Diesen Schluss lässt zumindest die jüngste Mittelzu- und -abfluss-Statistik des Daten- bankanbieters Mountain-View zu. Demnach flossen Fonds mit Vertriebszulassung in Deutschland, Österreich und der Schweiz im abgelaufenen Jahr in Summe 265 Milliarden Euro zu. Das waren die höchsten Zukäufe seit 2008, so lange reicht die Statistik des öster- reichischen Datenbankanbieters zurück. Auch der Jahresstart verlief mit einem Plus von 45,9 Milliarden Euro nicht wesentlich schlechter als im Vorjahr (54,5 Milliarden Euro). Aktien- fonds wurden in den ersten beiden Monaten des Jahres unterm Strich sogar 20,8 Milliar- den Euro anvertraut, im gesamten abge- laufenen Jahr 2017 waren es im Vergleich da- zu 21,2 Milliarden Euro. Auch den „Crash- Monat“ Februar hat die Assetklasse mit einem Plus von 4,2 Milliarden Euro recht gut über- standen. Die meisten Zuflüsse gab es dabei in Fonds, die in die Regionen Japan, Euroland und Emerging Markets investieren (siehe Ta- belle nächste Seite). Ende der Niedrigzinspolitik Etliche Marktbeobachter dürften den Kurs- rücksetzer jedenfalls durchaus begrüßen und darin eher eine Rückkehr zur Normalität se- hen. So meint etwa Michael Beck, Asset- Management-Chef von Ellwanger & Geiger Privatbankiers: „Die höheren Marktschwan- kungen werden uns wahrscheinlich erhal- ten bleiben, was aber eine willkommene Rückkehr zu eher normalen Verhältnissen bedeutet“, meint er in seinem Marktbe- richt. Für antizyklisch und langfristig ori- entierte Investoren würden sich dadurch sogar gute Kaufgelegenheiten ergeben. Und auch wenn niemand wisse, wie lange und ausgeprägt die Korrekturen ausfallen werden, Investoren mit einem langen An- lagehorizont könne das egal sein. „Im Ge- genteil, es wäre wünschenswert, wenn sich durch die erhöhte Volatilität an den Märk- ten der eine oder andere extrem kurzfristig und spekulativ orientierte Investor verab- schieden würde“, so Beck weiter. Ähnlich sieht das auch Carmignac-Manager Didier Saint-Georges. Angesichts der Rally historischen Ausmaßes an den Anleihen- und Aktienmärkten sehe er die Korrektur eher als Rückkehr zu rationalem Verhalten. Dass die jüngsten Turbulenzen auf hoffnungslos irra- tionale Märke zurückzuführen sind, die aus- gerechnet dann in Panik verfallen, wenn in der Wirtschaft endlich klare Anzeichen für eine Erholung zu erkennen sind, glaube er hingegen nicht. Saint-Georges meint, dass die Zeit gekommen ist, die geldpolitischen Maß- nahmen zurückzufahren und die Zinsen wie- der auf ein halbwegs normales Niveau anstei- gen zu lassen. Die wichtigsten Zentralbanken seien schließlich bereit, ihre ultralockeren Maßnahmen zu reduzieren oder gar einzustel- len. „Das ist zweifellos eine gute Nachricht für die Wirtschaft. Allerdings müssen sich die Anleger bewusst sein, dass sich die gewohn- ten Wachstumsfaktoren der letzten Jahre bald umkehren dürften“, mahnt der Investment- experte. Anleihen-Crash als größte Gefahr Trotz Konjunkturerholung und der Aussicht auf eine Normalisierung der Geldpolitik sehen nicht alle Fondsprofis das derzeitige Markt- umfeld positiv. Im Rahmen der monatlichen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America Merrill Lynch gaben 70 Prozent der teilneh- menden Investoren an, dass sie davon ausge- hen, dass sich die Wirtschaft bereits in der Spätphase des Zyklus befinde – daraus lässt sich ableiten, dass sie auch mit einem nahen- den Ende des Kursaufschwungs rechnen. Seit Januar 2008 gaben nicht mehr so viele Ver- mögensverwalter eine solche Einschätzung ab. 45 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben außerdem an, dass sie derzeit steigende Infla- tionsraten und einen Crash amAnleihenmarkt als größte Marktrisiken sehen. Nennenswerte Abflüsse gab es zuletzt auch nur bei Anleihenfonds. Während Anleger 2017 Rentenfonds rund 116 Milliarden Euro – ein absoluter Rekordwert – anvertrauten, zo- gen sie im aktuellen Jahr 4,4 Milliarden Euro ab. Im Februar traf es vor allem Unterneh- mensanleihenfonds. Hier fiel das Minus mit 7,5 Milliarden Euro am deutlichsten aus. Dass Corporate Bonds weiter unter Druck geraten könnten, glaubt auch Rosemarie I. Baumann, Senior-Portfoliomanagerin und Credit-Research-Analystin des Asset Managers Bantleon: „Das Ende des An- leihenkaufprogramms der EZB sowie die von uns erwartete nachlassende Konjunk- turdynamik in der Eurozone dürften die Performance von Unternehmensanleihen der Bonität Investment Grade spätestens im zweiten Halbjahr belasten“, sagt die Rentenspezialistin. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zu diesem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Mittelaufkommen Aktienfonds Aktienfonds verzeichneten in den letzten Monaten enorme Mittel- zuflüsse. Im Januar sammelten die Fonds gar so viel Geld ein wie nie zuvor. Quelle: Mountain-View -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 Mrd. Euro 2016 2017 ’18 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 ’08 M Foto: © Carmignac Trotz Börsenbeben Anfang Februar kauften Anleger fleißig Aktienfonds ein. Die Kursrücksetzer sehen Marktexperten durchaus positiv. Rückkehr zur Normalität Didier Saint-Georges, Carmignac: „Die Korrektur hat eine Rückkehr zu rationalem Verhalten eingeläutet.“

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