FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

146 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 markt & strategie I prognose-check Foto: © Jose Poblete Peter E. Huber / Star Capital 2014 These 1: Gold leidet weiterhin unter Gegenwind, weil keine Inflation zu er- kennen ist. Realität: Bis Jahresende verbilligte sich die Feinunze um fünf Prozent. Prognosekraft: +++ These 2: Huber zeigt sich Aktien ge- genüber grundsätzlich positiv, ortet aber „aufgrund der stark gefallenen Zinsen besonderes Potenzial in Süd- europa“. Realität: 2014 konnten alle relevanten Aktienmärkte zulegen. Gerade die süd- europäischen Märkte zeigten jedoch mitunter crashähnliche Szenarien: Grie- chenland minus 29 Prozent, Portugal minus 23 Prozent, Italien minus drei Prozent. Spanien konnte sich mit knapp vier Prozent im Plus behaupten. Prognosekraft: – These 3: Anleihen aus den Emerging Markets in der jeweiligen Landeswäh- rung wirken interessant. Realität: Tatsächlich haben sich bei- spielsweise in Brasilien Wechselkurs, Anleihenkurs und die hohen Renditen bemerkenswert stabil entwickelt. Ein Einstieg in lokale Bonds hat sich also je nach Zeitpunkt des Investments enorm rentiert. Prognosekraft: +++ 2015 These 1: Euro-Anleihen sowohl von Staaten als auch Unternehmen bieten kein attraktives Rendite-Risiko-Verhält- nis mehr. Dieses Szenario „wird uns noch lange erhalten bleiben“. Realität: Die exemplarischen Renditen zehnjähriger Anleihen aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien stiegen 2015 leicht an. Das führte für Investo- ren zu leichten Verlusten – für eine Ein- stiegsgelegenheit reichten diese aber bei Weitem nicht aus. Prognosekraft: +++ These 2: Man sollte in japanische sowie chinesische Aktien investieren und „die Traute haben, sie ein paar Jahre zu halten“. Realität: Bis Jahresende wies der Nikkei gegenüber europäischen und US-amerikanischen Leitindizes eine klare Outperformance auf. Der chine- sische Hang Seng bildete aber das Schlusslicht. Bis Jahresende 2017 leg- te der S&P 500 die stärkste Entwick- lung hin, Hang Seng und Nikkei folgten gleichauf, die Eurozone bildete das Schlusslicht. Prognosekraft: + / – These 3: Rohstoffe wie Erdöl und Kupfer befinden sich in einem intakten Abwärtstrend, „das kann antizyklisch Chancen bieten“. Realität: 2015 erhöhte die Opec die Produktion im Jahresverlauf um rund zehn Prozent. Das Fass Brent verlor bis Jahresende noch einmal 30 Prozent an Wert, Kupfer rutschte um 14 Prozent ab. Vom Jahresendkurs bis Redak- tionsschluss stieg Öl um 85 Prozent, Kupfer um knapp 50 Prozent. Prognosekraft: +++ 2016 These 1: Nachdem bei Staatsanleihen nichts mehr zu holen ist, „interessieren wir uns für große Unternehmensanlei- hen aus dem Energie- und Rohstoffbe- reich“. Geortet hat Huber dabei spezi- fisch Dollar-Bonds über fünf Jahre von großen Unternehmen. Folgende Namen fallen: Glencore, Petrobras, Anglo Ame- rican. Realität: Das Timing Hubers ist in die- sem Fall nahezu unheimlich. Die be- schriebenen Anleihen von Glencore und Angloamerican haben zum Zeitpunkt des Gipfels Renditen von 11 respektive 13 Prozent ausgewiesen und sind bis Jahresende auf 3,7 beziehungsweise 1,5 Prozent gefallen. Petrobras fiel „nur“ von 8,5 auf 6,2 Prozent. An die- ser Stelle würden wir am liebsten eine Prognosekraft von fünf „+“ vergeben. Prognosekraft: +++ These 2: Die Anleger sind von den letzten beiden Krisen so gepolt, dass sie glauben, es ist wieder Zeit für einen massiven Kurseinbruch. „Das ist eigent- lich das beste Argument dafür, dass die aktuelle Korrektur diesmal anders ablaufen wird.“ Realität: Nach einem holprigen Start ins Jahr legt der S&P 500 mit einem Plus von 15 Prozent nach dem Gipfel bis Jahresende eine überzeugende Leistungsschau ab, der Eurostoxx be- schließt das Jahr vier Prozent im Plus. Prognosekraft: +++ These 3: Das Wachstum der Weltwirt- schaft wird sich in den kommenden Jahren auf zwei bis drei Prozent ab- schwächen. Realität: Laut Daten des IWF hat sich das globale BIP-Wachstum 2016 zwar abgeschwächt. Die Drosselung von 3,4 Prozent im Jahr 2015 auf 3,2 Prozent im Jahr 2016 ist aber deutlich schwä- cher ausgefallen, als von Huber erwar- tet. 2017 ist der Zuwachs mit 3,7 Pro- zent sogar stärker ausgefallen als noch 2015. Prognosekraft: – 2017 These 1: Die Zinsen befinden sich auf einem unhaltbaren Niveau. Einen ra- schen Anstieg erwartet Huber trotzdem nicht, weil sich die EZB einem solchen entgegenstemmen wird. Realität: Die US Federal Reserve hob 2017 dreimal die Zinsen und blieb da- mit hinter dem Marktkonsens, die EZB blieb auf ihren Händen sitzen. Der drei- monatige Euribor verharrte regungslos bei minus 0,3 Prozent, während der da- zu analoge Dollar-Libor von rund einem auf 1,7 Prozent kletterte. Prognosekraft: +++ These 2: Zyklische Effekte und die ge- stiegenen Investitionen der USA unter Trump sowie die exportierte Teuerung durch die USA werden zu einem An- stieg der Inflation führen. In den kom- menden Jahren hält Huber Raten von fünf Prozent und mehr für möglich. Realität: In der Eurozone ging die The- se zumindest kurzfristig nicht auf. Die Inflation ist nach dem Kongress ebenso wie in China bis Jahresende 2017 ge- fallen. Im Gegensatz dazu ist die Teue- rung in den USA wie prognostiziert ge- stiegen. Damit ist nur einer der zwei großen weltweiten Inflationsmotoren wirklich angesprungen. Ob sich die Pro- gnose von fünf Prozent Inflation für die kommenden Jahre als richtig erweisen wird, bleibt nach einem Jahr ungewiss. Prognosekraft: + / – These 3: „Ich habe mich schon im Vorjahr dagegen gewehrt, Aktien zu verkaufen“, empört sich Huber über so manche pessimistische Aktienprognose des Vorjahres. Auch für 2017 ortet der Manager ein „tolles“ Bild und meint, dass sich die Hausse nach wir vor in einer relativ frühen Phase befindet. Realität: 2017 stiegen alle relevanten Aktienmärkte ausnahmslos und mit- unter spektakulär an. Prognosekraft: +++ Peter E. Huber FAZIT Die volkswirtschaftlichen Prognosen können sich langfristig noch bewahr- heiten. Extrem starkes und präzises Markt-Timing. Gesamt-Score: ++ Gegen den Strom schwimmen – die große Stärke des Nonkonformisten. Huber: Couragiert nach Asien „Kaufen und ein paar Jahre halten“, lautete der Rat 2015 Die asiatischen Indizes sind volatiler als die westlichen Counterparts. Behielt man die Nerven, waren Japan und China aber deutlich stärker als Europa. Quelle: Bloomberg -20 -10 0 10 20 30 40 0 S&P 500 Index Nikkei 225 Hong Kong Hang Seng Index STOXX Europe 50 H 2017 2016 2015

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