FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

Woher nehmen Sie die Zuversicht, dass das Abwärtsrisiko relativ gering wäre? Schlumberger: Auch wenn die Zinsen in der jüngeren Zeit etwas angestiegen sind, so sind diese Sätze im historischen Vergleich immer noch auf einem extrem tiefen Niveau und stellen keine große Gefahr für eine nach wie vor boomende Wirtschaft und einen neuen Investitionszyklus dar. Daher ist die Bewer- tung alles andere als hoch. Deutsche Aktien etwa haben sich dank mehrfacher Krisen seit Anfang 2000 nicht nach oben bewegt. Der Kurs-Dax liegt immer noch auf demselben Niveau wie vor 18 Jahren. Seitdem aber ha- ben sich die Gewinne der Dax-Unternehmen verdreifacht, und die Dividendensumme hat sich verdoppelt. Ähnliches gilt für Europa, Ja- pan und die Schwellenländer. Lediglich in den USA sind die Kurse und Bewertungen deut- licher gestiegen, weshalb wir US-Aktien der- zeit stark untergewichtet haben. Andere Marktteilnehmer behaupten, dass Sie mit dieser Erkenntnis auf recht dünnem Eis stehen, um einen weiteren Aufschwung an den Aktienmärkten zu prognostizieren. Huber: Davon werden wir uns auch künftig nicht verrückt machen lassen. Wenn wir uns nur auf die reinen Zahlen verlassen würden, wäre das vielleicht der Fall. Wir wissen aber aus der Erfahrung auch, dass Aufwärtsbe- wegungen an den Aktienmärkten selten an Altersschwäche sterben. Und auch die Statis- tik belegt, dass es in der Vergangenheit zahl- reiche Haussephasen mit deutlich höheren prozentualen Kursanstiegen als in der aktuel- len Bewegung gegeben hat. In den meisten Fällen enden Aufschwungphasen dadurch, dass eine restriktiver werdende Notenbank- politik zu einem konjunkturellen Abschwung führt. Dazu reichen die bisherigen Zinsanhe- bungen aber bei Weitem noch nicht aus, auch wenn wir von einem bevorstehenden Paradig- menwechsel an den Rentenmärkten ausgehen. Denn was sich schon verändert hat, das ist die zu erwartende Entwicklung bei den Zinsen. Die meisten Marktteilnehmer gehen immer noch davon aus, dass der Zins auch in Zu- kunft im langfristigen Durchschnitt bei sechs Prozent liegen wird. Wir aber sind davon überzeugt, dass aufgrund der weltweiten Ver- schuldungssituation, die seit der Finanzkrise noch einmal drastisch zugenommen hat, eine Rückkehr zu so etwas wie einer „historischen Zinsnormalität“ nicht mehr möglich sein wird. Durchschnittliche Schwankungen um die 149 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 nicht an Altersschwäche “ » Viele Marktteilneh- mer haben sich von Aussagen der EZB, wonach die Leitzinsen weit über das Ende des Kaufprogramms hinaus auf ihrem nied- rigen Niveau belassen werden, geradezu einlullen lassen. « Peter E. Huber Starcapital

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