FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

sechs Prozent bei zehnjährigen Anleihen dürf- ten in Zukunft nicht mehr haltbar sein. Sonst wären sehr viele Staaten – salopp gesagt – früher als später pleite. Zu Ende gedacht dürften die Zinsen dann aber nicht weiter als bis auf ein Niveau von drei Prozent steigen? Huber: Das werden sie nach unserer Erwar- tung auch nicht, zumal wir angesichts einer Rendite von derzeit 0,8 Prozent bei zehnjäh- rigen Bundesanleihen noch weit entfernt sind von einer solchen Marke. Wir gehen von einem weiteren Anstieg des Zinsniveaus auf drei Prozent im Lauf der nächsten fünf Jahre aus. Viel mehr wird aber angesichts der wie erwähnt immer noch hohen Staatsverschul- dung nicht drin sein beim Zinsniveau. Aber genau das ist gemeint, wenn wir vorhin von einem Paradigmenwechsel am Rentenmarkt gesprochen haben. Denn die neue Normalität an den Zinsmärkten dürfte sich nach unserer Erwartung langfristig bei drei Prozent statt bei den bisher gewohnten sechs Prozent in der Zehnjahresrendite einpendeln. Nach dem so- genannten Fed-Modell ergäbe sich daraus für die Aktienmärkte als innerer Wert ein KGV von 33. Daran glaubt heute aber noch keiner, die meisten Investoren hängen immer noch fest in der Vorstellung, ein Aktienmarkt-KGV müsse bei einemWert von 17 liegen. Von da- her wird es ein sehr langer Prozess sein, bis diese Veränderungen an den Kapitalmärkten in der Breite adaptiert sein werden. Wobei es an den Rentenmärkten ja schon heute sehr viel holpriger zugeht, als von den meisten Beobachtern erwar- tet. Vorbei mit „lower for longer“? Huber: Wir haben schon seit Längerem auf die Gefahr steigender Zinsen wie auch anzie- hender Inflationsraten hingewiesen. Damit standen wir lange Zeit stark im Kontrast zu der Auffassung der meisten Experten, die noch für lange Zeit niedrige Zinssätze und Teuerungsraten prognostizierten. Viele haben sich von Aussagen der EZB, wonach die Leit- zinsen weit über das Ende des Kaufpro- gramms hinaus auf ihrem niedrigen Niveau belassen werden, geradezu einlullen lassen. Und Inflationsdruck sah man keinen wegen nur mäßig steigender Löhne und einer schwa- chen Kreditnachfrage. Nun steigen sie aber doch – die Zinsen und auch die Inflations- erwartungen. Welche Konsequenzen wird das für die Märkte haben? Schlumberger: Bereits seit Mitte 2016 sind die Renditen fünfjähriger US-Treasury-Bonds von einem auf 2,5 Prozent gestiegen, fünf- jährige Bundesanleihen sind von minus 0,6 auf heute plus 0,1 Prozent geklettert, und auch bei den Zehnjährigen ist ein deutlicher Anstieg erfolgt, der sich in letzter Zeit sogar beschleunigt. Das ist natürlich schlecht für die Rentenmärkte, da es dadurch unweigerlich zu einem weiteren Kursverfall bei Anleihen kommen wird, denn ein Ende des Zinsan- stiegs ist nicht abzusehen. Und wenn erst die Kurse der in den vergangenen Jahren massiv favorisierten High Yield Bonds unter Druck kommen, könnte das die Krise an den Anlei- henmärkten sogar noch verstärken. Stellen steigende Zinsen ein Haus wie Starcapital nicht vor ein Problem, da Sie auch diverse Rentenprodukte managen? Schlumberger: Warum sollte das ein Problem sein? Man muss nur verstehen, dass mit einem einfachen Long-only-Investment in Renten Manfred Schlumberger: „Wenn erst die Kurse der in den vergangenen Jahren massiv favorisierten High Yield Bonds unter Druck kommen, könnte das die Krise an den Anleihemärkten sogar noch verstärken.“ markt & strategie I peter e. huber + manfred schlumberger | starcapital 150 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 » Man muss nur verstehen, dass mit einem einfachen Long-only-Investment in Renten künftig kaum noch etwas zu holen sein wird. « Manfred Schlumberger, Starcapital Foto: © Jose Poblete Manfred Schlumberger – mehrfach ausgezeichneter Experte Manfred Schlumberger leitet seit April 2017 als Vorstand gemeinsam mit Peter E. Huber das Portfoliomanagementteam der Starcapital AG. Der 59-Jährige kommt von der Berenberg Bank, wo er als Chief Investment Officer (CIO) für die Anlage- politik zuständig war. Nach beruflichen Stationen bei der früheren Dresdner Bank, dem ehemaligen Deutschen Investment Trust sowie der Frankfurter Volksbank war er fast 15 Jahre lang bei der BHF Trust Management Gesellschaft für Vermögens- verwaltung Sprecher der Geschäftsfüh- rung. Das von ihm verantwortete Port- foliomanagement hat über viele Jahre Spitzenpositionen in den Performance- Ranking-Listen belegt, ebenso auch der von ihm gemanagte BHF Flexible Alloca- tion Fonds. Unter Schlumbergers Leitung wurde der BHF TRUST mehrfach als einer der besten Vermögensverwalter in Deutschland ausgezeichnet. Manfred Schlumberger, Vorstand bei Starcapital

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