FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

283 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 det. „Sollte die öffentliche Diskussion über hohe Fondsgebühren an Schärfe gewinnen, werden sich die Anbieter nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen“, ist ein Branchenken- ner überzeugt. Irgendwann könnte der Punkt erreicht sein, an dem die Produkthersteller mit dem Finger auf die Verkäufer und ihren Kos- tenanteil zeigen. Andere Beobachter glauben dagegen, dass die Branche diesen Bruch vermeiden wird. „Der Vertrieb sitzt am länge- ren Hebel“, meint ein weiterer Insider. „Die Fondsanbieter werden es nicht wagen, ihre Partner gegen sich aufzubringen.“ Rundum-Paket Bislang ist die Branche jedenfalls bemüht, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. So unterstreicht der Branchenverband BVI, dass Anleger bei einem Fondskauf ein kom- plettes Servicepaket erhalten. Die Manager übernehmen die Auswahl von Einzeltiteln und eröffnen so die Chance auf einer Mehrrendite gegenüber dem Gesamtmarkt. Dahinter stehen erhebliche Ressourcen wie ein internes oder externes Researchteam. Auch ein Risiko- management sei in die Leistung inkludiert. Zudem engagierten sich die Asset Manager als verantwortungsbewusste Anteilseigner bei den Unternehmen. Sie würden auf Hauptver- sammlungen die Stimmrechte im Sinne der Anleger ausüben und im Austausch mit den Unternehmen stehen. Dieser Dialog erfordere Personal und produziere einen Aufwand, der auch bezahlt werden müsse. „Wir bieten ein Produkt an, das seinen Preis wert ist“, resü- miert Tobias Pross, Präsident des Branchen- verbandes BVI und Europachef bei Allianz Global Investors. Weiterhin fühlt sich die Asset-Manage- ment-Industrie mitunter zu Unrecht in den Fokus gerückt. So verweist der Lobbyverband darauf, dass die Transparenz bereits sehr hoch sei – jedenfalls im Vergleich zu anderen Fel- dern in der Finanzwelt. „Ich weiß nicht, was wir noch transparenter machen sollen“, sagt BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter. Die EU-Kommission hat der europäischen Aufsicht ESMA und den nationalen Behörden den Auftrag erteilt, regelmäßig Berichte über die Wertentwicklung und die Kosten von Investmentprodukten für Kleinanleger zu erstellen. „Warum fängt die ESMA bei der Fondsbranche mit diesen Berichten an? Weil bei uns die Transparenz schon am höchsten ist“, wettert Richter. „Der Preis des Fonds ist nicht zu hoch, gerade verglichen mit Zertifi- katen oder Versicherungen.“ Helfende Hand Auch mit den günstigen rasant wachsenden ETFs will sich der traditionelle Teil der Bran- che nicht unmittelbar messen lassen. „Der direkte Preisvergleich von aktiven und passi- ven Strategien hinkt. Investoren sind durchaus bereit, für Qualität zu bezahlen“, meint Da- niela Brogt, Vertriebschefin für Deutschland bei Janus Henderson. „Wer über eigenes Re- search und wirklich aktives Management eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielt, der kann höhere Gebühren verlangen“, ist die Sales-Expertin überzeugt. Klar sei aber auch: Wer aktives Management propagiere, müsse auch eine entsprechende Leistung liefern. Weiterhin argumentiert die Branche, dass bei Indexfonds keine Beratungsleistung ent- halten sei – im Gegensatz zu den aktiven Pen- dants. Dort zahlt der Kunde zwar Vertriebs- gebühren, erhält im Gegenzug aber auch eine hoffentlich kompetente Empfehlung, wie er sein Portfolio solide strukturiert. Daher seien ETFs zwar für Selbstentscheider mit Börsen- So zehren Gebühren an der Rendite Tobias Pross, Branchenverband BVI: „Wir bieten ein Produkt an, das seinen Preis wert ist.“ Auswertung nach Ländern Performanceminderung durch Verwaltungs- und Vertriebsgebühren in ausgewählten europäischen Ländern von 2013 bis 2015 Deutschland liegt einer ESMA-Untersuchung zufolge bei den Fondsgebühren nah am EU-Schnitt. Insbesondere bei den südlichen Ländern fallen die Abschläge deutlich höher aus. Quelle: ESMA-Studie „The impact of charges on mutual fund returns“, 2017, korrigierte Fassung 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % Niederlande Großbritannien Irland EU-Schnitt Deutschland Frankreich Spanien Italien Luxemburg Österreich Renditeabschlag , 28 4 % , 19 4 % , 19 3 % , 8 9 % Auswertung nach Anlageklassen Durchschnittlicher relativer Renditeabschlag durch Verwaltungs- und Vertriebskosten nach Anlageklassen von 2013 bis 2015 Bei Anleihefonds fallen die Gebühren am stärksten ins Gewicht. Schlank stehen ETFs da – wenngleich bei Aktien der Abstand zu Großanlegertranchen nicht gerade riesig ausfällt . Quelle: ESMA-Studie „The impact of charges on mutual fund returns“, 2017, korrigierte Fassung 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % ETFs Mischfonds Instit. Mischfonds Retail Anleihen Instit. Anleihen Retail Aktien Instit. Aktien Retail Relativer Renditeabschlag U 15,2 % 30,8 % 23,9 % 9,8 % 15,6 % 18,2 % 7,9 %

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