FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

284 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 erfahrung interessant. Die Masse der Klein- sparer aber benötige eine helfende Hand, wird vielfach vorgetragen. Auch der Blick auf die Fondskosten in an- deren Ländern greife zu kurz, so ein Beob- achter. Zwar seien die ausgewiesenen Gebüh- ren in Staaten wie den USA, Großbritannien oder den Niederlanden niedriger als hierzu- lande. Doch durch das weitgehende Verbot von Vertriebsvergütungen sei dort die Bera- tungsleistung nicht mehr im Endpreis des Fonds inbegriffen. So fielen die Gebühren in Großbritannien nach einer Finanzmarktreform im Jahr 2013 zwar deutlich. Nunmehr müssen aber Anleger, die Beratung in Anspruch neh- men, auf den Fondspreis noch das Beratungs- honorar aufschlagen. Die in Großbritannien und Co. ausgewiesenen Fondsgebühren ent- sprechen also nicht mehr den Gesamtkosten eines Investments – anders als in Deutschland. Pauschale Modelle Im Zuge der neuen Finanzmarktregulie- rung durch Mifid II dürften sich jedoch neben der klassischen auf Provisionen gestützten Beratung immer mehr pauschale Vergütungs- modelle etablieren. „Honorarmodelle sind in den USA und Großbritannien weiter verbrei- tet als hier“, sagt Peter Scharl, Leiter iShares für Deutschland, Österreich und Osteuropa. „Man kann davon ausgehen, dass sich in Europa ein ähnlicher Trend entwickeln wird, sprich: dass sich pauschale Vergütungsmodel- le auch hier durchsetzen werden.“ So beob- achtet Thorsten Schrieber, Leiter Vertrieb und Marketing bei DJE Kapital, dass immer mehr Pools auf eine Servicegebühr umstellen. „Ebenso sieht es bei den unabhängigen Be- ratern aus. Ich schätze, dass bei den großen Pools bereits 80 Prozent auf eine Servicege- bühr umgestellt haben“, meint Schrieber. Ge- rade im Zuge eines Honorarmodells muss ein Berater aber umso genauer darlegen, warum er einen teuren aktiven Fonds einem günsti- gen Indexfolger vorzieht. So steht die Branche in puncto Gebühren unweigerlich vor einem langsamen, aber unaufhaltsamen Wandel. „Es wird vermutlich zu einer Dreiteilung in unserer Industrie kom- men“, erläutert Machts. Der eine Teil werde die reine Marktentwicklung (Beta) zu einem vergleichsweise günstigen Preis offerieren. „Der mittlere Preisbereich wird aktives Port- foliomanagement bieten, aber keine sehr aggressiven Wetten eingehen“, führt der Blackrock-Mann aus. „Dieser Bereich kon- zentriert sich darauf, optimierte Basisinvest- ments zu liefern.“ Der dritte Teil schließlich seien wirklich aktive Manager, die aus hoher Überzeugung gezielt Positionen eingehen und auch einen höheren Preis verlangen könnten. Die Vertriebskanäle werden sich dem Umbruch nicht verschließen können. „Alle Akteure in der Wertschöpfungskette sollten in sich gehen, ihre Strukturen und Kosten prüfen sowie die Öffnung von internen Geschäfts- abläufen anstreben“, meint Santander-AM- Länderchef Jochum. Dies mag etwa für eine Bank heißen, externe Angebote auf der eige- nen Plattform einzubinden. So vertreibt etwa die Commerzbank auch Dickschiffe wie den DWS Top Dividende oder den Flossbach von Storch Multiple Opportunities – das scheint den Erfolg ihrer hauseigenen Mischfondsserie nicht zu behindern. Mehr Transparenz und nachhaltige Servicekonzepte seien wichtig, ergänzt Jochum. „Die Branche darf nicht in altem Denken verhaftet bleiben.“ SEBASTIAN ERTINGER | FP vertrieb & praxis I investmentgebühren Foto: © Christoph Hemmerich, Axel Gaube Peter Scharl, iShares: „Pauschale Vergütungsmodelle werden sich auch hierzulande durchsetzen.“ Stefan Jochum, Santander Asset Management: „Die Branche darf nicht in altem Denken verhaftet bleiben.“ Provision der Top-Bestandsfonds im freien Vertrieb Durchschnittliche jährliche Vertriebsfolgeprovision der Kapitalverwaltungsgesellschaft an die Depotbank Der Verbund Deutscher Honorarberater (VDH) legt offen, wie hoch die Vertriebsfolgeprovision ist, die eine Kapital- verwaltungsgesellschaft im Durchschnitt an sechs führende Fondsplattformen zahlt. Die Grafik zeigt die Werte für die zehn größten Bestandsfonds im freien Vertrieb laut Maklerpool-Umfrage von FONDS professionell (siehe Seite 202). Quelle: VDH Transparenz Manager Invest | Stand: 9.3.2017 0,0 % 0,2 % 0,4 % 0,6 % 0,8 % DWS Top Dividende (DE0009848119) Hausinvest (DE0009807016) Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (DE000A0M8HD2) Kapital Plus (DE0008476250) Ethna-Aktiv (LU0136412771) FvS Multiple Opportunities (LU0323578657) Carmignac Patrimoine (FR0010135103) Fidelity European Growth Fund (LU0296857971) Templeton Growth (Euro) Fund (LU0114760746) M&G Global Themes (ex Global Basics) (GB0030932676) 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % Rückvergütung R 0,95 % 0,81 % 0,738 % 0,725 % 0,6 % 0,6 % 0,405 % 0,4 % 0,351 % 0,344 %

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=