FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2019

Um neue Mandate entsprechend betreu- en zu können, benötigen Sie auch einen Stamm qualifizierter Mitarbeiter. 2018 haben Sie vier neue Mitarbeiter ein- gestellt. Sind Sie auf der Suche nach weiteren neuen Kollegen? Wir suchen eigentlich immer talentierte Mit- arbeiter. Die Herausforderung ist, dass wir als J.P. Morgan Chase einen amerikanischen Ursprung haben und international ausgerichtet sind. Und dies passt nicht unbedingt zu jedem Kandidaten. Talentierte Mitarbeiter bringen langjährige und zufriedene Kunden. Sie sind daher unser wichtigstes Asset. Die Berater, die wir rekrutieren, ausbilden und oft über lange Jahre beschäftigen, zählen zu den besten unserer Branche. Damit wir unsere starke Marktposition halten können, ist es auch sehr wichtig, dass wir die besten Führungskräfte ausbilden. Wir investieren in großem Umfang, derzeit rund 250 Millionen US-Dollar welt- weit jedes Jahr, in die Entwicklung der Fähig- keiten unserer Mitarbeiter und unterstützen sie dabei, ihre Karrieren voranzutreiben. Wir suchen eher „Hunter“ als „Farmer“. Wie rekrutieren Sie neue Kollegen? Neue Mitarbeiter zu finden ist eine Heraus- forderung. Meiner Meinung nach ist es am besten, wenn man Absolventen von der Hoch- schule einstellt und sie von Anfang an positiv als Mentor begleitet und sie in die Kultur des Unternehmens hineinwachsen – vomAnalys- ten über den Associate und den Vice President bis zum Executive Director oder Managing Director. Wir haben in der Private Bank Fort- bildungsmöglichkeiten für jede Karrierestufe, vom Absolventen bis zum erfahrenen Mana- ger. Jeder neu eingestellte Mitarbeiter nimmt erst mal an einer einwöchigen „Orientierung“ teil, in der es um die Systeme und Abläufe, aber auch um die Kultur von J.P. Morgan geht. Unsere Analysts und Associates erhalten eine wirklich globale Ausbildung. Und wir haben auch erkannt, dass es erfolgskritisch ist, dass wir Mitarbeitern Mobilität ermöglichen, also den internen Wechsel in andere Funktio- nen oder an andere Standorte. Unser Unter- nehmen bietet große Möglichkeiten, sich wei- terzuentwickeln. Stichwort Mitarbeiter: Sie möchten mehr Beraterinnen einstellen. Welches Ziel verfolgen Sie damit? Beraten Frau- en anders als Männer? Unsere Kunden sind divers, und wir müssen auch divers aufgestellt sein, um ihre Bedürf- nisse erfüllen zu können. Es stimmt, am liebs- ten würde ich mehr Frauen einstellen. Bera- terinnen bringen einen anderen Aspekt und ein anderes Gefühl in die Beratung mit ein. J.P. Morgan legt einen großen Fokus auf Diversity. So gibt es beispielsweise Frauen- entwicklungs- und Mentorenprogramme in- nerhalb des Instituts, außerdem bieten wir ein weltweites Programm für den Wiedereinstieg in den Beruf an, für Frauen und Männer, die eine Auszeit genommen haben und zurück- kommen möchten. Nach einer Schwanger- schaft kommen viele Mitarbeiterinnen zurück ins Unternehmen, auch auf der Senior-Ebene. Ein solcher Wiedereinstieg ist für uns kein Problem, im Gegenteil: Wir freuen uns da- rüber, denn Private Banking ist aus unserer Sicht ein lebenslanges Commitment. Müssen neue Mitarbeiter – egal ob weib- lich oder männlich – einen eigenen Kun- denstamm mitbringen? Neue Mitarbeiter müssen neugierig und hung- rig sein sowie zu unserer Kultur passen. Sie benötigen „Passion for people“, man muss es mögen, täglich mit interessanten Menschen zu reden. Außerdem muss man sich für die Märkte interessieren. Der Banker sollte wis- sen, welche Auswirkungen Zinssenkungen haben oder wie der 33. Tweet von Donald Trump lautet. Und dann braucht man Leiden- schaft für das Geschäft. Mir selbst gibt es immer noch einen großen Adrenalinschub, wenn wir einen neuen Kunden gewinnen. Sie stellen hohe Anforderungen an Ihre Mitarbeiter. Inwieweit kennen Sie als Leiter der Private Bank noch das Ge- schäft Ihrer Berater? Sind Sie selbst auch noch mit in die Kundenbetreuung und -gewinnung einbezogen? Das ist eigentlich das Einzige, was ich tue. Ich liebe das und bin viel unterwegs. Ich habe jede Woche mehrere Kundentermine und bin gern „on the road“. Wenn ich in meiner Posi- tion keinen Kundenkontakt mehr hätte, würde ich mir einen anderen Job suchen. Noch eine abschließende Frage: Ticken amerikanische Superreiche anders als deutsche Superreiche? Ja. In Deutschland und in Europa sind die Kunden bankenmäßig weiter diversifiziert. Das unterscheidet sich von den USA, wo Kunden typischerweise nur mit ein bis zwei Banken arbeiten. Vielen Dank für das Gespräch. MARCUS HIPPLER | FP » Mir selbst gibt es immer noch einen großen Adrenalin- schub, wenn wir einen neuen Kunden gewinnen. « Håkan Strängh, J.P. Morgan Private Bank Håkan Strängh: „Von der Kerntruppe, die ich eingestellt habe, hatte ich in den vergangenen zehn Jahren keinen ungewollten Abgang. Diese Kontinuität zeichnet uns aus und wird mittlerweile auch wahrgenommen.“ www.fondsprofessionell.de | 4/2019 365

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