FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2016

134 www.fondsprofessionell.de | 1/2016 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse Foto: © iShares D ie Finanzbranche hat einen Jahresstart hinter sich, dem die Bezeichnung „Horror-Januar“ mehr als gerecht wird. Denn allein in den ersten fünf Wochen des neuen Jahres wurden 5,4 Billionen Euro an Anlagevermögen an den Weltbörsen vernich- tet. Dass sich die jüngste Mittelzu- und -ab- fluss-Statistik von Software-Systems.at ebenso in tiefroten Zahlen zeigt, ist vor diesem Hin- tergrund wohl weniger verwunderlich. Ledig- lich börsengehandelte Indexfonds (ETFs) konnten zwischen Oktober 2015 und Februar 2016 kontinuierlich Zuflüsse für sich verbu- chen (siehe Tabelle nächste Seite). Bislang hatte Software-Systems.at die Mit- telzu- und -abflüsse der ETFs zusammen mit ihren aktiven Pendants berechnet. Seit Sep- tember letzten Jahres werden die Daten der beiden Fondssparten aber getrennt ausgewie- sen. Und so zeigt sich, dass ETFs in den ver- gangenen Monaten meist durchgehend Mit- telzuflüsse verzeichnen konnten. Während etwa aktive Aktienfonds laufend Abflüsse registrierten, standen ETF-Aktienfonds in der Gunst der Anleger hingegen ganz oben. Le- diglich im Februar mussten passive Aktien- fonds 1,18 Prozent an Abflüssen hinnehmen, bei den aktiven Fonds schlug dagegen ein Minus von 2,23 Prozent zu Buche. Ein ähn- liches Bild zeigt sich auch bei Anleihenfonds: Abgesehen vom „Horror-Januar“, in demAn- leihen-ETF Abflüsse von 0,20 Prozent ver- zeichneten, flossen der Assetklasse seit Okto- ber stetig Mittel zu. Die aktiven Gegenstücke waren dagegen seit Oktober ununterbro- chen mit Abflüssen konfrontiert. Obwohl die Verunsicherung in der Fondsbranche wegen der schwächelnden Wirtschaft in China, des fallenden Ölprei- ses und der neuerlichen Rezessionsängste in den Vereinigten Staaten zu Jahresbeginn deutlich spürbar war, konnten passive Fonds ihren siegreichen Vormarsch also weiter fortsetzen. Dabei standen vor allem als sicher geltende Anlagen im Fokus der Investoren. Das bestätigte auch Ursula Marchioni, Chefstrategin in der Region Europa, Naher Osten und Afrika bei der Blackrock-ETF-Tochter iShares, jüngst in einem Marktkommentar zum weltweiten ETF-Markt im Februar: „Rekordzuflüsse gab es bei Gold- und Minimum-Volatility-ETPs, während Produkte auf US-Aktien den zweiten Monat in Folge Abflüsse verzeichneten. Seit Anfang 2016 sind daraus 19,5 Milliarden US- Dollar abgeflossen. In diesem Jahr zeigen In- vestoren bislang eine Vorliebe für Anlagen, die als sichere Häfen gelten. So verbuchten ETPs auf US-Staatsanleihen und Gold seit Jahresanfang mit zusammen 24 Milliarden US-Dollar bereits einen höheren Nettozufluss als im Gesamtjahr 2015.“ Für weitere Zuflüs- se bei ETFs sorgen mittlerweile auch zuneh- mend Retailkunden: Während die ETFs in den vergangenen Jahren vor allem bei institu- tionellen Kunden zum Einsatz gekommen sind, versuchen sich die Anbieter nun insge- samt breiter aufzustellen. So erklärt Bahram Sadighian, Head of iShares Sales Austria und Eastern Europe: „Bei iShares macht das Geschäft mit institutionellen Kunden derzeit rund 60 bis 70 Prozent aus. Das Interesse im Retailbereich hat aber merklich zugenommen und gewinnt daher auch immer mehr an Re- levanz. Gerade in Europa, wo der ETF-Anteil im Retailgeschäft nur drei bis vier Prozent ausmacht, sollte sich hier in naher Zukunft noch einiges tun.“ Neue Anbieter Angesichts der zunehmenden Bedeutung des ETF-Marktes verwundert es auch nicht, wenn laufend Fondsgesellschaften, die bisher rein im aktiven Management beheimatet waren, auf den Zug aufspringen und eigene ETF-Töchter gründen. So hat etwa Franklin Templeton bereits im Januar vier passive Fonds in seine Produktpalette aufgenommen. Die US-amerikanische Fondsgesellschaft setzt dabei auf sogenannte Smart-Beta-Strategien. Bei den neuen Trendprodukten wird nicht mehr wie bisher die Marktkapitalisierung der Unternehmen in bestimmten Indizes abgebil- det. Die Indizes werden vielmehr neu inter- pretiert und die Unternehmen nach unter- schiedlichsten Kriterien gewichtet. Anders als Franklin Templeton befindet sich Fidelity International indes beim Einstieg in die ETF- Welt noch in der Vorbereitungsphase und baut dazu ein eigenes Team auf. Wie Fide- lity dazu erklärte, sei die Nachfrage nach passiven Fonds bei den eigenen Kunden merklich gestiegen. Geleitet wird das neue Team übrigens von Nick King, der zuvor beim Branchenprimus iShares unter Ver- trag stand. Mit einer Übernahme ist hinge- gen Legg Mason in den ETF-Markt einge- stiegen: Der Vermögensverwalter sicherte sich die Mehrheit an Precidian Invest- ments, die derzeit mit drei passiven Pro- dukten auf dem Markt sind. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zu dem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP In der neuesten Mittelzu- und -abfluss-Statistik von Software-Systems.at werden erstmals passive Fonds gesondert von ihren aktiven Pendants ausgewiesen. ETFs auf dem Vormarsch EMEA-Chef-Strategin Ursula Marchioni von iShares zum ETF-Markt: „In diesem Jahr zeigen Investoren bislang eine Vorliebe für Anlagen, die als sichere Häfen gelten.“ Mittelaufkommen von ETF-Fonds Seit dem vergangenen Jahr verzeichneten passive Fonds fast unentwegt Mittelzuflüsse. In den letzten Monaten waren dabei besonders Aktien-, Anleihen- und Rohstoff-ETFs gefragt. 2010 2012 2011 2009 2013 2014 2015 ’16 ’08 0 4 2 -2 -4 6 10 Mrd. Euro

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