FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

136 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse Foto: © Carmignac R aus aus dem Risiko! So lautete zumin- dest die Devise für jene Fondsmana- ger, die kürzlich im Rahmen der „Fund Manager Survey“ der Bank of America Merrill Lynch (BofAML) zu ihrer Marktmei- nung befragt wurden. Demnach reduzierten die 200 Umfrageteilnehmer ihre Engagements in risikoreichen Anlageklassen wie Aktien oder Rohstoffen und bauten imApril stattdes- sen lieber höhere Cashpositionen auf: So stieg die Cashquote von durchschnittlich 5,1 Pro- zent im März auf aktuell 5,4 Prozent. Damit erreichte der Anteil beinahe wieder das 15- Jahres-Hoch von Februar, damals hielten die Manager im Durchschnitt 5,6 Prozent Cash. Und das lässt durchaus den Schluss zu, dass das Vertrauen in die Finanzmärkte nach dem Horrorstart in das neue Jahr – in den ersten fünf Wochen wurden 5,4 Billionen Euro an Anlagevermögen an den Weltbörsen vernich- tet – längst nicht zurückgekehrt ist. Dass die Unsicherheit unter den Marktteilnehmern nach wie vor groß ist, spiegelt sich jedenfalls auch in der jüngsten Mittelzu- und -abfluss- Statistik von Software-Systems.at wider. Denn nach dem miserablen Jahresstart zeichnete sich im März zwar über alle Assetklassen hin- weg wieder eine Erholung ab, allerdings trüb- te sich der Himmel über dem Aktienfonds- markt imApril wieder ein. Als sicher geltende Anlagen wie Anleihen-, Geldmarkt, aber auch Mischfonds verzeichneten hingegen weiterhin Mittelzuflüsse (siehe Tabelle nächste Seite). Für Didier Saint-Georges, Mitglied des In- vestmentkomitees bei Carmignac dürfte das weniger überraschend sein, warnte er doch bereits Anfang April davor, dass die „äußerst starke und undifferenzierte Erho- lung der Aktienmärkte im März eher die Merkmale eines Rückkaufs von Leerver- kaufspositionen als diejenigen einer Rück- kehr der Anleger zu dieser Anlageklasse“ aufweise. Bemerkenswert ist seiner Mei- nung nach auch die äußerst starke Outper- formance der Schwellenländer oder zykli- scher europäischer Titel, obwohl die der- zeitigen Konjunkturdaten alles andere als für diese Regionen sprechen würden. Saint- Georges hält es daher für kaum ratsam „ein neues Exposure einzugehen, das nicht taktischer Natur ist“ , wie er in der monatlich erscheinenden „Carmignac’s Note“ schreibt. Schwellenländer hui, China pfui Obwohl der Risikoappetit bei den Investo- ren derzeit nicht besonders groß zu sein scheint, hellten sich die Aussichten für Schwellenländer dank stabilerer Rohstoff- preise und schwächerem US-Dollar zuletzt wieder auf. „Das Umfeld in den Schwellen- ländern hat sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich verbessert. Die Rohstoffpreise haben einen vorläufigen Boden gefunden, die Transformation von Chinas Wirtschaft macht gute Fortschritte, und die US-Notenbank hat ihren Plan, die Leitzinsen anzuheben, abge- mildert, was auch den US-Dollar schwächer gemacht hat“ , fasst etwa Geraldine Sund- strom, sie leitet bei Pimco das europäische Asset-Allocation-Team, die derzeitige Situa- tion zusammen. Zudem machen die attrakti- ven Bewertungen Emerging Markets derzeit wieder interessant. Das lässt sich auch in der Mittelzu- und -abfluss-Statistik ablesen, denn Schwellenländer verbuchten auf Regionebene in den vergangenen fünf Monaten gemessen am Gesamtvolumen die stärksten Zuflüsse. Größte Marktrisiken Wenngleich die chinesische Regierung bei ihrer wirtschaftlichen Umstrukturierung von Produktion und Export hin zu Dienstleistung und Konsum laut Sundstrom gut voran- kommt, rangieren chinesische Titel derzeit in der Mittelzu- und -abfluss-Liste ganz unten. Trotz der Strukturreformen kämpft das Reich der Mitte weiterhin mit schwächelnden Kon- junkturdaten, und das könnte bei manchen Marktteilnehmern böse Erinnerungen wecken. Denn erst vergangenen August schickte die Entscheidung der chinesischen Regierung, den chinesischen Renminbi wegen schwacher Konjunkturdaten abzuwerten, die Aktienbör- sen weltweit auf Talfahrt. Damals waren die Sorge vor einem Währungskrieg mit negati- ven Auswirkungen auf die übrigen Schwel- lenländer und die Angst vor einer weltweiten Konjunktureintrübung groß. Neben der aktu- ellen Notenbankpolitik und einem „Brexit“ halten übrigens auch die Fondsmanager in der BofAML-Umfrage eine weitere Ab- wertung der chinesischen Währung für das derzeit größte Marktrisiko. Geht es nach Michael Lai, Manager des Fonds GAM Star China Equity, wird ein derartiger Schritt der chinesischen Regierung aber nicht notwendig sein: „Wir erwarten eine solide wirtschaftliche Entwicklung für die zweite Jahreshälfte. Der Höhepunkt der Konjunkturabschwächung scheint hinter uns zu liegen“, ist er überzeugt. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zu dem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Neuerliche Mittelabflüsse aus Aktienfonds signalisieren Umschichtungen in risikoärmere Assetklassen, allerdings gilt das nicht für alle Regionen. Abnehmender Risikoappetit Didier Saint-Georges von Carmignac warnte bereits Anfang April vor der „äußerst starken und undifferen- zierten Erholung der Aktienmärkte im März“. Mittelaufkommen von Aktienfonds Nach dem Horrorstart ins neue Jahr hielt die Erholung bei Aktienfonds im März nur kurz an: Bereits im April verzeichnete die Assetklasse wieder Mittelabflüsse. 2010 2012 2011 2009 2013 2014 2015 ’16 ’08 0 10 5 -5 -10 -15 -20 Mrd. Euro

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